Pahl, Johann Gottfried: Bertha von Wöllstein. Eine Reihe von Briefen aus dem Mittelalter. Nördlingen, 1794.Pfaffen von Laufen, der mich mit Kunzen getraut hatte, in seinem Hause aufzuheben: gefangen zu führen und zu züchtigen. Hirnheim, der wohl meinem Vater diese unritterliche Rache mochte eingegeben haben, ward abgefertigt, oder bot sich an, den Pfaffen zu fahen. Er erschien mit der einbrechenden Nacht jenseits des Kochers im Thale, und schikte einen seiner Knechte herüber in den Pfarrhof, um den Pfaffen hinterlistiger Weise ins Freie zu bringen. Diesem ward aber die Antwort, daß er eben in die Mühle geholt worden sey, um einem Sterbenden die Wegzehrung zu reichen. Das war den Räubern eben recht, weil sie hier, da die Mühle ganz einzeln steht, den mindesten Widerstand zu befürchten hatten. Sie drangen gewaltsam ins Haus, um den schuldlosen Priester herauszunehmen. Der Müller aber mit seinen Leuten setzte sich zu Wehr und schlug sich lange mit den Knappen. Aber die Vertheidiger der Unschuld unterlagen der Uebermacht, und mußten, um nicht gar durch die Spieße gejagt zu werden, die Flucht ergreifen. Der Kranke war zum Glük vor der Ankunft der Pfaffen von Laufen, der mich mit Kunzen getraut hatte, in seinem Hause aufzuheben: gefangen zu führen und zu züchtigen. Hirnheim, der wohl meinem Vater diese unritterliche Rache mochte eingegeben haben, ward abgefertigt, oder bot sich an, den Pfaffen zu fahen. Er erschien mit der einbrechenden Nacht jenseits des Kochers im Thale, und schikte einen seiner Knechte herüber in den Pfarrhof, um den Pfaffen hinterlistiger Weise ins Freie zu bringen. Diesem ward aber die Antwort, daß er eben in die Mühle geholt worden sey, um einem Sterbenden die Wegzehrung zu reichen. Das war den Räubern eben recht, weil sie hier, da die Mühle ganz einzeln steht, den mindesten Widerstand zu befürchten hatten. Sie drangen gewaltsam ins Haus, um den schuldlosen Priester herauszunehmen. Der Müller aber mit seinen Leuten setzte sich zu Wehr und schlug sich lange mit den Knappen. Aber die Vertheidiger der Unschuld unterlagen der Uebermacht, und mußten, um nicht gar durch die Spieße gejagt zu werden, die Flucht ergreifen. Der Kranke war zum Glük vor der Ankunft der <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0080" n="76"/> Pfaffen von <hi rendition="#g">Laufen</hi>, der mich mit <hi rendition="#g">Kunzen</hi> getraut hatte, in seinem Hause aufzuheben: gefangen zu führen und zu züchtigen. <hi rendition="#g">Hirnheim</hi>, der wohl meinem Vater diese unritterliche Rache mochte eingegeben haben, ward abgefertigt, oder bot sich an, den Pfaffen zu fahen. Er erschien mit der einbrechenden Nacht jenseits des <hi rendition="#g">Kochers</hi> im Thale, und schikte einen seiner Knechte herüber in den Pfarrhof, um den Pfaffen hinterlistiger Weise ins Freie zu bringen. Diesem ward aber die Antwort, daß er eben in die Mühle geholt worden sey, um einem Sterbenden die Wegzehrung zu reichen. Das war den Räubern eben recht, weil sie hier, da die Mühle ganz einzeln steht, den mindesten Widerstand zu befürchten hatten. Sie drangen gewaltsam ins Haus, um den schuldlosen Priester herauszunehmen. Der Müller aber mit seinen Leuten setzte sich zu Wehr und schlug sich lange mit den Knappen. Aber die Vertheidiger der Unschuld unterlagen der Uebermacht, und mußten, um nicht gar durch die Spieße gejagt zu werden, die Flucht ergreifen. Der Kranke war zum Glük vor der Ankunft der </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [76/0080]
Pfaffen von Laufen, der mich mit Kunzen getraut hatte, in seinem Hause aufzuheben: gefangen zu führen und zu züchtigen. Hirnheim, der wohl meinem Vater diese unritterliche Rache mochte eingegeben haben, ward abgefertigt, oder bot sich an, den Pfaffen zu fahen. Er erschien mit der einbrechenden Nacht jenseits des Kochers im Thale, und schikte einen seiner Knechte herüber in den Pfarrhof, um den Pfaffen hinterlistiger Weise ins Freie zu bringen. Diesem ward aber die Antwort, daß er eben in die Mühle geholt worden sey, um einem Sterbenden die Wegzehrung zu reichen. Das war den Räubern eben recht, weil sie hier, da die Mühle ganz einzeln steht, den mindesten Widerstand zu befürchten hatten. Sie drangen gewaltsam ins Haus, um den schuldlosen Priester herauszunehmen. Der Müller aber mit seinen Leuten setzte sich zu Wehr und schlug sich lange mit den Knappen. Aber die Vertheidiger der Unschuld unterlagen der Uebermacht, und mußten, um nicht gar durch die Spieße gejagt zu werden, die Flucht ergreifen. Der Kranke war zum Glük vor der Ankunft der
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-10-29T10:30:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-10-29T10:30:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |