Pahl, Johann Gottfried: Bertha von Wöllstein. Eine Reihe von Briefen aus dem Mittelalter. Nördlingen, 1794.halten Wache auf dem Heerberge. Schlaft ruhig; es wird uns niemand stöhren! Nach Mitternacht kamen die Wächter an die Brüke, klopften, bis es die auf der Reutersstube hörten, und riefen ihnen herein, daß sie im Thale, aussen bei der Mühle, wohl sechs Fakeln hin und her gehen sehen. Die Knechte in der Burg sahen, wie sich die Fakeln am Kocher hinauf bewegten, und während sie zuschauen, hören sie ein Zettergeschrei, aus der Ferne: Hülfe! Hülfe! - Sie wekten die Ritter. Indem diese die Harnische anzogen, sah' man plötzlich das Feuer in der Mühle durchs Dach hinausschlagen. Alles ergrief die Waffen, und eilte der Brandstätte zu. Ich blieb bei den Knechten zurük, die die Burg bewahrten. Voll Angst stand ich im Fenster, ungewiß über des Brandes Ursach, und fürchtete für Kunzen viel Böses Mit dem Anbruch des Tages kam er zu meiner großen Freude wieder zurük, und erzählte mir, was sich zugetragen hatte. - Sie beschlossen nämlich zu Wöllstein, den halten Wache auf dem Heerberge. Schlaft ruhig; es wird uns niemand stöhren! Nach Mitternacht kamen die Wächter an die Brüke, klopften, bis es die auf der Reutersstube hörten, und riefen ihnen herein, daß sie im Thale, aussen bei der Mühle, wohl sechs Fakeln hin und her gehen sehen. Die Knechte in der Burg sahen, wie sich die Fakeln am Kocher hinauf bewegten, und während sie zuschauen, hören sie ein Zettergeschrei, aus der Ferne: Hülfe! Hülfe! – Sie wekten die Ritter. Indem diese die Harnische anzogen, sah’ man plötzlich das Feuer in der Mühle durchs Dach hinausschlagen. Alles ergrief die Waffen, und eilte der Brandstätte zu. Ich blieb bei den Knechten zurük, die die Burg bewahrten. Voll Angst stand ich im Fenster, ungewiß über des Brandes Ursach, und fürchtete für Kunzen viel Böses Mit dem Anbruch des Tages kam er zu meiner großen Freude wieder zurük, und erzählte mir, was sich zugetragen hatte. – Sie beschlossen nämlich zu Wöllstein, den <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0079" n="75"/> halten Wache auf dem <hi rendition="#g">Heerberge</hi>. Schlaft ruhig; es wird uns niemand stöhren!</p> <p>Nach Mitternacht kamen die Wächter an die Brüke, klopften, bis es die auf der Reutersstube hörten, und riefen ihnen herein, daß sie im Thale, aussen bei der Mühle, wohl sechs Fakeln hin und her gehen sehen. Die Knechte in der Burg sahen, wie sich die Fakeln am <hi rendition="#g">Kocher</hi> hinauf bewegten, und während sie zuschauen, hören sie ein Zettergeschrei, aus der Ferne: Hülfe! Hülfe! – Sie wekten die Ritter. Indem diese die Harnische anzogen, sah’ man plötzlich das Feuer in der Mühle durchs Dach hinausschlagen. Alles ergrief die Waffen, und eilte der Brandstätte zu. Ich blieb bei den Knechten zurük, die die Burg bewahrten. Voll Angst stand ich im Fenster, ungewiß über des Brandes Ursach, und fürchtete für <hi rendition="#g">Kunzen</hi> viel Böses</p> <p>Mit dem Anbruch des Tages kam er zu meiner großen Freude wieder zurük, und erzählte mir, was sich zugetragen hatte. – Sie beschlossen nämlich zu <hi rendition="#g">Wöllstein</hi>, den </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [75/0079]
halten Wache auf dem Heerberge. Schlaft ruhig; es wird uns niemand stöhren!
Nach Mitternacht kamen die Wächter an die Brüke, klopften, bis es die auf der Reutersstube hörten, und riefen ihnen herein, daß sie im Thale, aussen bei der Mühle, wohl sechs Fakeln hin und her gehen sehen. Die Knechte in der Burg sahen, wie sich die Fakeln am Kocher hinauf bewegten, und während sie zuschauen, hören sie ein Zettergeschrei, aus der Ferne: Hülfe! Hülfe! – Sie wekten die Ritter. Indem diese die Harnische anzogen, sah’ man plötzlich das Feuer in der Mühle durchs Dach hinausschlagen. Alles ergrief die Waffen, und eilte der Brandstätte zu. Ich blieb bei den Knechten zurük, die die Burg bewahrten. Voll Angst stand ich im Fenster, ungewiß über des Brandes Ursach, und fürchtete für Kunzen viel Böses
Mit dem Anbruch des Tages kam er zu meiner großen Freude wieder zurük, und erzählte mir, was sich zugetragen hatte. – Sie beschlossen nämlich zu Wöllstein, den
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-10-29T10:30:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-10-29T10:30:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |