Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pahl, Johann Gottfried: Bertha von Wöllstein. Eine Reihe von Briefen aus dem Mittelalter. Nördlingen, 1794.

Bild:
<< vorherige Seite

weit davon, auf der Haide zu Schönhart der Böse um Mitternacht sein Wesen treibt - und fieng an mit den Magd das Credo mit lauter Stimme wieder zu beten. Aber hier, wo meine Noth am größten war, war die Hülfe nur am nächsten.

Links, hart am Wege, fließt in einem tiefen steinigten Grunde die Lein; rechts senkt sich ein waldigter Hügel, bis an den Weg herab. Hinter uns und vor uns waren wir mit dichtem Gebüsche umgeben. Jenseits der Lein aber sahen wir ins Freie, wo etliche arme Leute ihre Stiere auf der Wiese weideten. Hirnheim ritt vor dem Wagen, und die beiden Knappen hinter uns.

Plötzlich hört' ich ein Geräusch im Gebüsche. In dem nämlichen Augenblik sah' ich zween geharnischte Reuter mit blosen Schwerdten von der Seite auf Jörgen losstürzen, und wie vom Blitz geschrekt, giengs mit Mann und Pferd über die Anhöhe in den Fluß hinunter. Der eine von den Reutern hieb den Rossen am Wagen die Stränge ab,

weit davon, auf der Haide zu Schönhart der Böse um Mitternacht sein Wesen treibt – und fieng an mit den Magd das Credo mit lauter Stimme wieder zu beten. Aber hier, wo meine Noth am größten war, war die Hülfe nur am nächsten.

Links, hart am Wege, fließt in einem tiefen steinigten Grunde die Lein; rechts senkt sich ein waldigter Hügel, bis an den Weg herab. Hinter uns und vor uns waren wir mit dichtem Gebüsche umgeben. Jenseits der Lein aber sahen wir ins Freie, wo etliche arme Leute ihre Stiere auf der Wiese weideten. Hirnheim ritt vor dem Wagen, und die beiden Knappen hinter uns.

Plötzlich hört’ ich ein Geräusch im Gebüsche. In dem nämlichen Augenblik sah’ ich zween geharnischte Reuter mit blosen Schwerdten von der Seite auf Jörgen losstürzen, und wie vom Blitz geschrekt, giengs mit Mann und Pferd über die Anhöhe in den Fluß hinunter. Der eine von den Reutern hieb den Rossen am Wagen die Stränge ab,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0069" n="65"/>
weit davon, auf der Haide zu <hi rendition="#g">Schönhart</hi> der <hi rendition="#g">Böse</hi> um Mitternacht sein Wesen treibt &#x2013; und fieng an mit den Magd das Credo mit lauter Stimme wieder zu beten. Aber hier, wo meine Noth am größten war, war die Hülfe nur am nächsten.</p>
          <p>Links, hart am Wege, fließt in einem tiefen steinigten Grunde die <hi rendition="#g">Lein</hi>; rechts senkt sich ein waldigter Hügel, bis an den Weg herab. Hinter uns und vor uns waren wir mit dichtem Gebüsche umgeben. Jenseits der <hi rendition="#g">Lein</hi> aber sahen wir ins Freie, wo etliche arme Leute ihre Stiere auf der Wiese weideten. <hi rendition="#g">Hirnheim</hi> ritt vor dem Wagen, und die beiden Knappen hinter uns.</p>
          <p>Plötzlich hört&#x2019; ich ein Geräusch im Gebüsche. In dem nämlichen Augenblik sah&#x2019; ich zween geharnischte Reuter mit blosen Schwerdten von der Seite auf <hi rendition="#g">Jörgen</hi> losstürzen, und wie vom Blitz geschrekt, giengs mit Mann und Pferd über die Anhöhe in den Fluß hinunter. Der eine von den Reutern hieb den Rossen am Wagen die Stränge ab,
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[65/0069] weit davon, auf der Haide zu Schönhart der Böse um Mitternacht sein Wesen treibt – und fieng an mit den Magd das Credo mit lauter Stimme wieder zu beten. Aber hier, wo meine Noth am größten war, war die Hülfe nur am nächsten. Links, hart am Wege, fließt in einem tiefen steinigten Grunde die Lein; rechts senkt sich ein waldigter Hügel, bis an den Weg herab. Hinter uns und vor uns waren wir mit dichtem Gebüsche umgeben. Jenseits der Lein aber sahen wir ins Freie, wo etliche arme Leute ihre Stiere auf der Wiese weideten. Hirnheim ritt vor dem Wagen, und die beiden Knappen hinter uns. Plötzlich hört’ ich ein Geräusch im Gebüsche. In dem nämlichen Augenblik sah’ ich zween geharnischte Reuter mit blosen Schwerdten von der Seite auf Jörgen losstürzen, und wie vom Blitz geschrekt, giengs mit Mann und Pferd über die Anhöhe in den Fluß hinunter. Der eine von den Reutern hieb den Rossen am Wagen die Stränge ab,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_bertha_1794
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_bertha_1794/69
Zitationshilfe: Pahl, Johann Gottfried: Bertha von Wöllstein. Eine Reihe von Briefen aus dem Mittelalter. Nördlingen, 1794, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_bertha_1794/69>, abgerufen am 21.11.2024.