Pahl, Johann Gottfried: Bertha von Wöllstein. Eine Reihe von Briefen aus dem Mittelalter. Nördlingen, 1794.Burg geworfen haben dürften. Auf das ertheilte er mir schleunigen Urlaub, aber auch den Befehl, daß ich mich in die Sache nicht mischen, und Götzen seinem Schiksal überlassen sollte, wie er es verdiene. Ja er rief mir noch, als wir schon aufgesessen waren, in den Hof herunter - sein Kanzler stand neben ihm, der's ihm auch wohl mocht' ein gegeben haben: - "habt reine Hände, rief er, Ritter Hans! und wann etliche von Götzens Leuten Schirm bei euch gesucht haben, so werft sie hinaus; denn ich kann nicht anders, als die Rache, welche die von Aalen an ihm genommen haben, von ganzem Herzen billigen." - Gut ist es nun, daß keiner entkam. Denn ich halt' es für löblich und einem Ritter gar wohl anständig, einen Entflohenen zu schirmen; ich halt' es aber für eben so löblich und pflichtmäßig, seinem Lehnsherrn unterthänig und gehorsam zu seyn. Dabei ist es mir aber doch sehr leid, daß ich um diesen Bundsmann gekommen bin. Denn kühn und tapfer war er, und zur Zeit der Noth durfte man sich auf ihn verlassen. Wenn ihn die von Aalen Burg geworfen haben dürften. Auf das ertheilte er mir schleunigen Urlaub, aber auch den Befehl, daß ich mich in die Sache nicht mischen, und Götzen seinem Schiksal überlassen sollte, wie er es verdiene. Ja er rief mir noch, als wir schon aufgesessen waren, in den Hof herunter – sein Kanzler stand neben ihm, der’s ihm auch wohl mocht’ ein gegeben haben: – „habt reine Hände, rief er, Ritter Hans! und wann etliche von Götzens Leuten Schirm bei euch gesucht haben, so werft sie hinaus; denn ich kann nicht anders, als die Rache, welche die von Aalen an ihm genommen haben, von ganzem Herzen billigen.“ – Gut ist es nun, daß keiner entkam. Denn ich halt’ es für löblich und einem Ritter gar wohl anständig, einen Entflohenen zu schirmen; ich halt’ es aber für eben so löblich und pflichtmäßig, seinem Lehnsherrn unterthänig und gehorsam zu seyn. Dabei ist es mir aber doch sehr leid, daß ich um diesen Bundsmann gekommen bin. Denn kühn und tapfer war er, und zur Zeit der Noth durfte man sich auf ihn verlassen. Wenn ihn die von Aalen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0038" n="34"/> Burg geworfen haben dürften. Auf das ertheilte er mir schleunigen Urlaub, aber auch den Befehl, daß ich mich in die Sache nicht mischen, und <hi rendition="#g">Götzen</hi> seinem Schiksal überlassen sollte, wie er es verdiene. Ja er rief mir noch, als wir schon aufgesessen waren, in den Hof herunter – sein Kanzler stand neben ihm, der’s ihm auch wohl mocht’ ein gegeben haben: – „habt reine Hände, rief er, Ritter <hi rendition="#g">Hans</hi>! und wann etliche von <hi rendition="#g">Götzens</hi> Leuten Schirm bei euch gesucht haben, so werft sie hinaus; denn ich kann nicht anders, als die Rache, welche die von <hi rendition="#g">Aalen</hi> an ihm genommen haben, von ganzem Herzen billigen.“ – Gut ist es nun, daß keiner entkam. Denn ich halt’ es für löblich und einem Ritter gar wohl anständig, einen Entflohenen zu schirmen; ich halt’ es aber für eben so löblich und pflichtmäßig, seinem Lehnsherrn unterthänig und gehorsam zu seyn. Dabei ist es mir aber doch sehr leid, daß ich um diesen Bundsmann gekommen bin. Denn kühn und tapfer war er, und zur Zeit der Noth durfte man sich auf ihn verlassen. Wenn ihn die von <hi rendition="#g">Aalen</hi> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [34/0038]
Burg geworfen haben dürften. Auf das ertheilte er mir schleunigen Urlaub, aber auch den Befehl, daß ich mich in die Sache nicht mischen, und Götzen seinem Schiksal überlassen sollte, wie er es verdiene. Ja er rief mir noch, als wir schon aufgesessen waren, in den Hof herunter – sein Kanzler stand neben ihm, der’s ihm auch wohl mocht’ ein gegeben haben: – „habt reine Hände, rief er, Ritter Hans! und wann etliche von Götzens Leuten Schirm bei euch gesucht haben, so werft sie hinaus; denn ich kann nicht anders, als die Rache, welche die von Aalen an ihm genommen haben, von ganzem Herzen billigen.“ – Gut ist es nun, daß keiner entkam. Denn ich halt’ es für löblich und einem Ritter gar wohl anständig, einen Entflohenen zu schirmen; ich halt’ es aber für eben so löblich und pflichtmäßig, seinem Lehnsherrn unterthänig und gehorsam zu seyn. Dabei ist es mir aber doch sehr leid, daß ich um diesen Bundsmann gekommen bin. Denn kühn und tapfer war er, und zur Zeit der Noth durfte man sich auf ihn verlassen. Wenn ihn die von Aalen
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