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Pachelbel-Gehag, Johann Christoph von: Ausführliche Beschreibung Des Fichtel-Berges, Jn Norgau liegend. Leipzig, 1716.

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Beschreibung des Fichtelbergs.
nen andern Qvellen dieser Gegend viel Alcali und wenig Kalch-
stein/ derhalben erhitzen und trocknen sie nicht so sehr/ als das Was-
ser vom Brudler. Dahero/ fähret. D. Summer fort/ hilfft es
vor Kranckheiten/ die einer Zertrennung/ Durchdringung/ und Ge-
ringmachung/ doch ohne groß Auströcknen und schwächen der
natürlichen Kräfften von nöthen haben/ dienen wegen seiner nicht so
hefftigen Hitze mehr hitzigen Complexionen als das sehr heisse bey
dem Brudler/ und hat dabey eine sonderliche Krafft die Haut auf-
zubeissen/ und zu reinigen/ daher es auch Phlegmaticis gut ist/ die
das Reissen in Gliedmassen fühlen. Gegen der Mühl über auf
dem weissen Felß wird ein weisser Gang gesehen/ der nach Herrn
Summers Meynung Salpeter/ Alaun/ und ein wenig Sand-
Stein hält/ wegen der Dünsten/ derer daselbst gar viele sind/
welches man desto eigentlicher fühlet/ wann die Lufft feucht und
regnerisch wird. Nicht weit hievon hat Hr. Albrecht Schlick/ sel. Ge-Hospital.
dächtnüß/ ein Hospital gestifftet 5531. Unter dem Felß/ wo das Schloß
gebauet/ ist ehedessen eine grosse Qvelle gewesen/ die mit grossem rau-
schen und brausen aufgeqvollen/ die zwar heisser als die andern
Qvellen/ aber doch nicht so heiß/ als der heisse Brudler gewesen/
und weil sie der Leute Haut bald aufgebissen oder aufgefressen/
und darinnen alle andre Wasser übertroffen/ ist sie der Fresser ge-
nennet worden. Hievon gegen über ist das Rathhauß/ unterFresser.
Rathhauß.

welchem auch laulichtes Wasser herfür qvillet. Es ist aber mit
dem Gewölbe unter der Erden so verfasset/ daß mans nicht leicht
sehen kan/ als an dem Ort/ wo es durch die Röhren unter der
Erden in die Döpel fället. Dieses ist wegen seines Auffressens
auch der Fresser genennet worden/ und eben hier soll Käyser Carl
gebadet haben. Es ist aber das sehr heisse Wasser vom Brudel
über die Döpel in die alte gemeine Bäder/ so beym Rathhauß
gestanden/ eingeführet worden. Und weil das Wasser allzuheiß
gewesen/ so ist das laulichte/ so am bemeldten Ort aufgeqvollen/
daß es zum Baden beqvem werden möchte/ durch sonderliche Rin-
nen ins heisse Wasser geführet und damit vermenget worden. VonVon Be-
schaffenheit
der Bäder.

dem Ort/ wann man hinaufwarts nach dem Marckzugehet/ seynd
die vornehmsten Bewirthungen gegen der Döpel zu/ da in einem

Hauß/

Beſchreibung des Fichtelbergs.
nen andern Qvellen dieſer Gegend viel Alcali und wenig Kalch-
ſtein/ derhalben erhitzen und trocknen ſie nicht ſo ſehr/ als das Waſ-
ſer vom Brudler. Dahero/ faͤhret. D. Summer fort/ hilfft es
vor Kranckheiten/ die einer Zertrennung/ Durchdringung/ und Ge-
ringmachung/ doch ohne groß Austroͤcknen und ſchwaͤchen der
natuͤrlichen Kraͤfften von noͤthen haben/ dienen wegen ſeiner nicht ſo
hefftigen Hitze mehr hitzigen Complexionen als das ſehr heiſſe bey
dem Brudler/ und hat dabey eine ſonderliche Krafft die Haut auf-
zubeiſſen/ und zu reinigen/ daher es auch Phlegmaticis gut iſt/ die
das Reiſſen in Gliedmaſſen fuͤhlen. Gegen der Muͤhl uͤber auf
dem weiſſen Felß wird ein weiſſer Gang geſehen/ der nach Herrn
Summers Meynung Salpeter/ Alaun/ und ein wenig Sand-
Stein haͤlt/ wegen der Duͤnſten/ derer daſelbſt gar viele ſind/
welches man deſto eigentlicher fuͤhlet/ wann die Lufft feucht und
regneriſch wird. Nicht weit hievon hat Hr. Albrecht Schlick/ ſel. Ge-Hoſpital.
daͤchtnuͤß/ ein Hoſpital geſtifftet 5531. Unter dem Felß/ wo das Schloß
gebauet/ iſt ehedeſſen eine groſſe Qvelle geweſen/ die mit groſſem rau-
ſchen und brauſen aufgeqvollen/ die zwar heiſſer als die andern
Qvellen/ aber doch nicht ſo heiß/ als der heiſſe Brudler geweſen/
und weil ſie der Leute Haut bald aufgebiſſen oder aufgefreſſen/
und darinnen alle andre Waſſer uͤbertroffen/ iſt ſie der Freſſer ge-
nennet worden. Hievon gegen uͤber iſt das Rathhauß/ unterFreſſer.
Rathhauß.

welchem auch laulichtes Waſſer herfuͤr qvillet. Es iſt aber mit
dem Gewoͤlbe unter der Erden ſo verfaſſet/ daß mans nicht leicht
ſehen kan/ als an dem Ort/ wo es durch die Roͤhren unter der
Erden in die Doͤpel faͤllet. Dieſes iſt wegen ſeines Auffreſſens
auch der Freſſer genennet worden/ und eben hier ſoll Kaͤyſer Carl
gebadet haben. Es iſt aber das ſehr heiſſe Waſſer vom Brudel
uͤber die Doͤpel in die alte gemeine Baͤder/ ſo beym Rathhauß
geſtanden/ eingefuͤhret worden. Und weil das Waſſer allzuheiß
geweſen/ ſo iſt das laulichte/ ſo am bemeldten Ort aufgeqvollen/
daß es zum Baden beqvem werden moͤchte/ durch ſonderliche Rin-
nen ins heiſſe Waſſer gefuͤhret und damit vermenget worden. VonVon Be-
ſchaffenheit
der Baͤder.

dem Ort/ wann man hinaufwarts nach dem Marckzugehet/ ſeynd
die vornehmſten Bewirthungen gegen der Doͤpel zu/ da in einem

Hauß/
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[239/0274] Beſchreibung des Fichtelbergs. nen andern Qvellen dieſer Gegend viel Alcali und wenig Kalch- ſtein/ derhalben erhitzen und trocknen ſie nicht ſo ſehr/ als das Waſ- ſer vom Brudler. Dahero/ faͤhret. D. Summer fort/ hilfft es vor Kranckheiten/ die einer Zertrennung/ Durchdringung/ und Ge- ringmachung/ doch ohne groß Austroͤcknen und ſchwaͤchen der natuͤrlichen Kraͤfften von noͤthen haben/ dienen wegen ſeiner nicht ſo hefftigen Hitze mehr hitzigen Complexionen als das ſehr heiſſe bey dem Brudler/ und hat dabey eine ſonderliche Krafft die Haut auf- zubeiſſen/ und zu reinigen/ daher es auch Phlegmaticis gut iſt/ die das Reiſſen in Gliedmaſſen fuͤhlen. Gegen der Muͤhl uͤber auf dem weiſſen Felß wird ein weiſſer Gang geſehen/ der nach Herrn Summers Meynung Salpeter/ Alaun/ und ein wenig Sand- Stein haͤlt/ wegen der Duͤnſten/ derer daſelbſt gar viele ſind/ welches man deſto eigentlicher fuͤhlet/ wann die Lufft feucht und regneriſch wird. Nicht weit hievon hat Hr. Albrecht Schlick/ ſel. Ge- daͤchtnuͤß/ ein Hoſpital geſtifftet 5531. Unter dem Felß/ wo das Schloß gebauet/ iſt ehedeſſen eine groſſe Qvelle geweſen/ die mit groſſem rau- ſchen und brauſen aufgeqvollen/ die zwar heiſſer als die andern Qvellen/ aber doch nicht ſo heiß/ als der heiſſe Brudler geweſen/ und weil ſie der Leute Haut bald aufgebiſſen oder aufgefreſſen/ und darinnen alle andre Waſſer uͤbertroffen/ iſt ſie der Freſſer ge- nennet worden. Hievon gegen uͤber iſt das Rathhauß/ unter welchem auch laulichtes Waſſer herfuͤr qvillet. Es iſt aber mit dem Gewoͤlbe unter der Erden ſo verfaſſet/ daß mans nicht leicht ſehen kan/ als an dem Ort/ wo es durch die Roͤhren unter der Erden in die Doͤpel faͤllet. Dieſes iſt wegen ſeines Auffreſſens auch der Freſſer genennet worden/ und eben hier ſoll Kaͤyſer Carl gebadet haben. Es iſt aber das ſehr heiſſe Waſſer vom Brudel uͤber die Doͤpel in die alte gemeine Baͤder/ ſo beym Rathhauß geſtanden/ eingefuͤhret worden. Und weil das Waſſer allzuheiß geweſen/ ſo iſt das laulichte/ ſo am bemeldten Ort aufgeqvollen/ daß es zum Baden beqvem werden moͤchte/ durch ſonderliche Rin- nen ins heiſſe Waſſer gefuͤhret und damit vermenget worden. Von dem Ort/ wann man hinaufwarts nach dem Marckzugehet/ ſeynd die vornehmſten Bewirthungen gegen der Doͤpel zu/ da in einem Hauß/ Hoſpital. Freſſer. Rathhauß. Von Be- ſchaffenheit der Baͤder.

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Zitationshilfe: Pachelbel-Gehag, Johann Christoph von: Ausführliche Beschreibung Des Fichtel-Berges, Jn Norgau liegend. Leipzig, 1716, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pachelbel_fichtelberg_1716/274>, abgerufen am 23.11.2024.