Pachelbel-Gehag, Johann Christoph von: Ausführliche Beschreibung Des Fichtel-Berges, Jn Norgau liegend. Leipzig, 1716.Beschreibung des Fichtelbergs. werden/ die andern das Honig und Wachs stehlen/ als hat mansich wohl damit in acht zu nehmen. Bienen zu tödten. Wann man aber solche Diebs-Rotte loos werden will/ ist tung/ ob der Flachs wohl gera- then werde. Vom Flachs habe ich nicht/ ohne Verwunderung gesehen Flachs wie Etliche Fichtelbergische Weiber sollen den Flachs auf folgen- de
Beſchreibung des Fichtelbergs. werden/ die andern das Honig und Wachs ſtehlen/ als hat manſich wohl damit in acht zu nehmen. Bienen zu toͤdten. Wann man aber ſolche Diebs-Rotte loos werden will/ iſt tung/ ob der Flachs wohl gera- then werde. Vom Flachs habe ich nicht/ ohne Verwunderung geſehen Flachs wie Etliche Fichtelbergiſche Weiber ſollen den Flachs auf folgen- de
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Beſchreibung des Fichtelbergs.
werden/ die andern das Honig und Wachs ſtehlen/ als hat man
ſich wohl damit in acht zu nehmen.
Wann man aber ſolche Diebs-Rotte loos werden will/ iſt
am beſten/ daß man an einem Sonnabend zu Nachts umb 8. oder
9. Uhr die Flug-Loͤcher an ſeinen Stoͤcken wohl vermacht/ da-
mit die gute Bienen nicht herauskommen/ (dann man hat durch
die vielfaͤltige Erfahrung/ daß wann die Raub-Bienen die Wo-
chen durch/ die gantze Nacht an denen andern Stoͤcken ſich auf-
halten/ ſolche doch alle Sonnabend bey Untergang der Sonnen
ſaͤmbtlich nach Hauſe fliegen/ und dann am Sonntag fruͤhe wie-
der von neuem zu Raub ausgehen/) und des folgenden Tags un-
ſchuldiger Weiſe nicht mit verderben moͤgen. Dann wann am
Sonntag fruͤhe die Raub-Bienen wieder haͤuffig zu denen andern
Stoͤcken kommen/ ſolle man ihnen das Labhonig mit Bierhaͤfen
anmachen und alſo vorſetzen; wann ſie nun davon freſſen/ wer-
den ſie theils matt und ſterben/ theils aber/ die dieſen Raub nach
Hauſe bringen/ inficiren damit ihr eigen Honig und Wachs/
daß es anfaͤngt zu jaͤhren/ und ſauer zu werden/ wodurch dann
Honig und Bienen zugleich drauf gehen. Wann du alſo ſie-
heſt/ daß die Diebiſche-Rotte ausgerottet iſt/ ſo mache deine
Flugloͤcher wiederum auf. Probatum eſt.
Vom Flachs habe ich nicht/ ohne Verwunderung geſehen
ein Prognoſticon ſtellen/ welches ſelten fehlet/ ungeachtet man
nicht weiß/ was ſolches vor eine Gemeinſchafft haben ſolle. Es
obſerviren nehmlich die Fichtelberger die drey Winter-Monathe/
welcher die laͤngſten und ſchoͤnſten Eißzapffen trage/ ſonderlich die/
ſo an denen Tropffrinnen unter denen Daͤchern herabhangen.
Wann nehmlich der December feine ſchoͤne lange einfache Eiß-
zapffen mit ſich bringet/ ſolle man den Lein fruͤhe im Fruͤhling
ausſeen. Jſt es aber/ daß im Januario ſich ſolches zutraͤgt/ ſo
geraͤthet die Mittel-Satt wohl. Wo aber im Februario, iſt die
ſpaͤte Satt am beſten. Wann die Eißzapffen zwießlich mit ne-
ben Zapffen wachſen/ ſolle auch der Flachs nicht ſchoͤn/ ſondern
ebenfalls zwießlich werden.
Etliche Fichtelbergiſche Weiber ſollen den Flachs auf folgen-
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Zitationshilfe: | Pachelbel-Gehag, Johann Christoph von: Ausführliche Beschreibung Des Fichtel-Berges, Jn Norgau liegend. Leipzig, 1716, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pachelbel_fichtelberg_1716/193>, abgerufen am 16.02.2025. |