Pachelbel-Gehag, Johann Christoph von: Ausführliche Beschreibung Des Fichtel-Berges, Jn Norgau liegend. Leipzig, 1716.Beschreibung des Fichtelbergs. und ihre grobe Cörper wirfft er durch die natürliche Emunctoria vonsich; Er ist es/ der anderer Geister Stimmen in/ mit und durch die Lei- ber höret/ auch ihnen wieder auf solche Art antwortet; Er ist es/ der durch eure Augen andere Dinge siehet; Er ist es/ der anderer Cör- per ihre Geister durch die Naaßen riechet/ und durch den Mund schmecket/ ja der da fühlet und gefühlet wird/ in Summa/ der da gedencket und verstehet. Der Geist ist es/ der da lebet/ der da gesund ist/ der da kranck/ und dem durch gute Artzeney in seinem Leib geholffen wird. Dabey müsset ihr wissen/ daß zwischen zwey Sonnen-Stäubgen/ die nur mit einem Punct aneinander rühren/ nichts dann lauter Geister seynd; ja was soll ich sagen/ die gröb- sten Eörper seynd nichts als zusammen gepreste oder geraffte und coagulirte Geister/ welche zu ihrer Zeit alle wieder können sich aus- breiten/ und verdünnen: Mit einem Wort/ es ist alles voll Gei- ster/ der Geist durchdringet und erfüllet alles. Darumb/ sprach er weiter/ bitte ich euch/ schweiget und bleibet stille/ damit ihr die aus ihrer Natur aufsteigende Pygmaeos oder Erd-Geister nicht verschichtert/ welche werden bereitet seyn/ dieses edle Lufft-Was- fer zu kochen. Jch replicirte, wann es die Bewandnüß hat/ und die obbesagte Geister keine Teuffel seyn/ so will ich schon gehorchen/ und dabey verziehen. Mit euern Poßen/ versetzte er/ wer hat nun von Teuffeln gesagt/ ist dann ein jeder Geist ein Teuffel? oder habt ihr den Teuffel gesehen/ wie siehet er aus? gewiß/ es kan ein jeder ge- schaffener Geist/ wann er sich zum Guten/ ein heiliger Engel/ und wann er sich zum Bösen lencket/ ein abtrünniger Teuffel seyn: was aber Gut und Böse sey/ wollen wir zur andern Zeit ausmachen/ wann wir erst Wahres und Falsches erkennet haben/ darum ge- bühret uns jetzo zu unserm Vorhaben weiter nichts als Schweigen/ wollet ihr nun dieses thun? Jch versetzte/ Ja/ ich schweige! Dar- auf sagte er/ so bleibet dann fein stille nebst mir bey der Grube sitzen. So gleich legte er das Gläßgen mit dem Lufft-Wasser in die feuch- te dämpffichte Grube/ wir aber redeten nicht ein Wort mehr/ da kamen die auffsteigende Erd-Geister in Gestalt eines dinnen sub- tilen Dampffes umb das Glas herum/ und bedecketen es über und über/ daß wir nichts mehr davon sehen konten. End- lich
Beſchreibung des Fichtelbergs. und ihre grobe Coͤrper wirfft er durch die natuͤrliche Emunctoria vonſich; Er iſt es/ der anderer Geiſter Stimmen in/ mit und durch die Lei- ber hoͤret/ auch ihnen wieder auf ſolche Art antwortet; Er iſt es/ der durch eure Augen andere Dinge ſiehet; Er iſt es/ der anderer Coͤr- per ihre Geiſter durch die Naaßen riechet/ und durch den Mund ſchmecket/ ja der da fuͤhlet und gefuͤhlet wird/ in Summa/ der da gedencket und verſtehet. Der Geiſt iſt es/ der da lebet/ der da geſund iſt/ der da kranck/ und dem durch gute Artzeney in ſeinem Leib geholffen wird. Dabey muͤſſet ihr wiſſen/ daß zwiſchen zwey Sonnen-Staͤubgen/ die nur mit einem Punct aneinander ruͤhren/ nichts dann lauter Geiſter ſeynd; ja was ſoll ich ſagen/ die groͤb- ſten Eoͤrper ſeynd nichts als zuſammen gepreſte oder geraffte und coagulirte Geiſter/ welche zu ihrer Zeit alle wieder koͤnnen ſich aus- breiten/ und verduͤnnen: Mit einem Wort/ es iſt alles voll Gei- ſter/ der Geiſt durchdringet und erfuͤllet alles. Darumb/ ſprach er weiter/ bitte ich euch/ ſchweiget und bleibet ſtille/ damit ihr die aus ihrer Natur aufſteigende Pygmæos oder Erd-Geiſter nicht verſchichtert/ welche werden bereitet ſeyn/ dieſes edle Lufft-Waſ- fer zu kochen. Jch replicirte, wann es die Bewandnuͤß hat/ und die obbeſagte Geiſter keine Teuffel ſeyn/ ſo will ich ſchon gehorchen/ und dabey verziehen. Mit euern Poßen/ verſetzte er/ wer hat nun von Teuffeln geſagt/ iſt dann ein jeder Geiſt ein Teuffel? oder habt ihr den Teuffel geſehen/ wie ſiehet er aus? gewiß/ es kan ein jeder ge- ſchaffener Geiſt/ wann er ſich zum Guten/ ein heiliger Engel/ und wann er ſich zum Boͤſen lencket/ ein abtruͤnniger Teuffel ſeyn: was aber Gut und Boͤſe ſey/ wollen wir zur andern Zeit ausmachen/ wann wir erſt Wahres und Falſches erkennet haben/ darum ge- buͤhret uns jetzo zu unſerm Vorhaben weiter nichts als Schweigen/ wollet ihr nun dieſes thun? Jch verſetzte/ Ja/ ich ſchweige! Dar- auf ſagte er/ ſo bleibet dann fein ſtille nebſt mir bey der Grube ſitzen. So gleich legte er das Glaͤßgen mit dem Lufft-Waſſer in die feuch- te daͤmpffichte Grube/ wir aber redeten nicht ein Wort mehr/ da kamen die auffſteigende Erd-Geiſter in Geſtalt eines dinnen ſub- tilen Dampffes umb das Glas herum/ und bedecketen es uͤber und uͤber/ daß wir nichts mehr davon ſehen konten. End- lich
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Beſchreibung des Fichtelbergs.
und ihre grobe Coͤrper wirfft er durch die natuͤrliche Emunctoria von
ſich; Er iſt es/ der anderer Geiſter Stimmen in/ mit und durch die Lei-
ber hoͤret/ auch ihnen wieder auf ſolche Art antwortet; Er iſt es/
der durch eure Augen andere Dinge ſiehet; Er iſt es/ der anderer Coͤr-
per ihre Geiſter durch die Naaßen riechet/ und durch den Mund
ſchmecket/ ja der da fuͤhlet und gefuͤhlet wird/ in Summa/ der da
gedencket und verſtehet. Der Geiſt iſt es/ der da lebet/ der da
geſund iſt/ der da kranck/ und dem durch gute Artzeney in ſeinem
Leib geholffen wird. Dabey muͤſſet ihr wiſſen/ daß zwiſchen zwey
Sonnen-Staͤubgen/ die nur mit einem Punct aneinander ruͤhren/
nichts dann lauter Geiſter ſeynd; ja was ſoll ich ſagen/ die groͤb-
ſten Eoͤrper ſeynd nichts als zuſammen gepreſte oder geraffte und
coagulirte Geiſter/ welche zu ihrer Zeit alle wieder koͤnnen ſich aus-
breiten/ und verduͤnnen: Mit einem Wort/ es iſt alles voll Gei-
ſter/ der Geiſt durchdringet und erfuͤllet alles. Darumb/ ſprach
er weiter/ bitte ich euch/ ſchweiget und bleibet ſtille/ damit ihr die
aus ihrer Natur aufſteigende Pygmæos oder Erd-Geiſter nicht
verſchichtert/ welche werden bereitet ſeyn/ dieſes edle Lufft-Waſ-
fer zu kochen. Jch replicirte, wann es die Bewandnuͤß hat/ und
die obbeſagte Geiſter keine Teuffel ſeyn/ ſo will ich ſchon gehorchen/
und dabey verziehen. Mit euern Poßen/ verſetzte er/ wer hat nun
von Teuffeln geſagt/ iſt dann ein jeder Geiſt ein Teuffel? oder habt
ihr den Teuffel geſehen/ wie ſiehet er aus? gewiß/ es kan ein jeder ge-
ſchaffener Geiſt/ wann er ſich zum Guten/ ein heiliger Engel/ und
wann er ſich zum Boͤſen lencket/ ein abtruͤnniger Teuffel ſeyn: was
aber Gut und Boͤſe ſey/ wollen wir zur andern Zeit ausmachen/
wann wir erſt Wahres und Falſches erkennet haben/ darum ge-
buͤhret uns jetzo zu unſerm Vorhaben weiter nichts als Schweigen/
wollet ihr nun dieſes thun? Jch verſetzte/ Ja/ ich ſchweige! Dar-
auf ſagte er/ ſo bleibet dann fein ſtille nebſt mir bey der Grube ſitzen.
So gleich legte er das Glaͤßgen mit dem Lufft-Waſſer in die feuch-
te daͤmpffichte Grube/ wir aber redeten nicht ein Wort mehr/ da
kamen die auffſteigende Erd-Geiſter in Geſtalt eines dinnen ſub-
tilen Dampffes umb das Glas herum/ und bedecketen es uͤber
und uͤber/ daß wir nichts mehr davon ſehen konten. End-
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Zitationshilfe: | Pachelbel-Gehag, Johann Christoph von: Ausführliche Beschreibung Des Fichtel-Berges, Jn Norgau liegend. Leipzig, 1716, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pachelbel_fichtelberg_1716/170>, abgerufen am 07.07.2024. |