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Pachelbel-Gehag, Johann Christoph von: Ausführliche Beschreibung Des Fichtel-Berges, Jn Norgau liegend. Leipzig, 1716.

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Beschreibung des Fichtelbergs.
eingegangen/ und gleich wie Kämmerlein gewesen/ welche sie zum
Theil besehen/ und damit sie das rechte Loch nicht vergessen möch-
ten/ einen mit einem Licht in dem Eingang stehen lassen/ darauf
sie sämbtlich ein Grausen ankommen/ und sie darauf wieder zu-
rücke gegangen/ und etliche Tage übel aufgewesen/ doch habe es
keinem nichts geschadet/ und so viel hätte er/ Pfarrer/ aus der Rela-
tion
der beeden alten und noch anderer/ die am Leben/ und zum
Theil mit im Loch gewesen.

Berg-Zwär-
ge hat es
sonsten in
Teutschland
auch hin u.
wieder ge-
geben.

Eben dergleichen Berg-Zwärge hat es sonsten auch an vie-
len Orten in Teutschland gegeben/ welche zu erzehlen dieses Orts
zu weitläufftig; jedennoch aber wollen wir nur eine der merckwür-
digsten Begebenheit/ welche sich in Holstein zugetragen/ anführen/ und
alsdann das Gebürg des Fichtelbergs ferner betrachten/ was solches
vor Schätze und Reichthümer an Bäumen/ Kräutern/ Thieren/
Gewürmen/ Vögeln und Metallen oder andern Ertzten in sich
hege. Bemeldte Geschicht nun beschreibet Herr Seyfried in
seiner Medulla mir abilium Naturae Pag. 488. &c. mit folgenden
Worten:

Wunder-
bahre Bege-
benheit mit
einem Berg-
Zwärgen in
Holstein;

Jn dem wohlbenahmten Hoch-Adelichen Geschlechte derer
von Rantzau in Hollstein soll es sich zugetragen haben/ daß de-
ro Groß-Frau-Mutter einsten des Nachts an der Seiten ihres
Ehe-Herrens aus dem Bette durch ein kleines Männlein/ so ein
Laternlein getragen/ sey aufgewecket/ und aus dem Schloß/ des-
sen Thür und Thor sich geöffnet/ in einen hohlen Berg ausser-
halb zu einem kreißenden Weibe gebracht worden/ welche nachdem
sie selbiger auf Begehren die rechte Hand auf das Haupt geleget/
sobald genesen. Als sie nun durch ihren Führer wieder in das
Schloß zurücke gebracht worden/ habe sie von demselben ein Stürk
Goldes zu einer Gabe empfangen/ daraus angegebener maassen 50.
Rechen-Pfennige/ einen Hering/ und Spille nach der Zahl ihrer
zweyer Söhne/ und einer Tochter verfertigen lassen. Wobey sie
diese Warnung mit empfangen/ daß dero Nachkommen dieses
wohl würden zu bewahren wissen/ sonsten sie in äußerstes Abneh-
men gerathen würden; wie hingegen/ so lang solche bey dem
Geschlecht verbleiben/ an Ehre und Guth zunehmen werden.

Fast

Beſchreibung des Fichtelbergs.
eingegangen/ und gleich wie Kaͤmmerlein geweſen/ welche ſie zum
Theil beſehen/ und damit ſie das rechte Loch nicht vergeſſen moͤch-
ten/ einen mit einem Licht in dem Eingang ſtehen laſſen/ darauf
ſie ſaͤmbtlich ein Grauſen ankommen/ und ſie darauf wieder zu-
ruͤcke gegangen/ und etliche Tage uͤbel aufgeweſen/ doch habe es
keinem nichts geſchadet/ und ſo viel haͤtte er/ Pfarrer/ aus der Rela-
tion
der beeden alten und noch anderer/ die am Leben/ und zum
Theil mit im Loch geweſen.

Berg-Zwaͤꝛ-
ge hat es
ſonſten in
Teutſchland
auch hin u.
wieder ge-
geben.

Eben dergleichen Berg-Zwaͤrge hat es ſonſten auch an vie-
len Orten in Teutſchland gegeben/ welche zu erzehlen dieſes Orts
zu weitlaͤufftig; jedennoch aber wollen wir nur eine der merckwuͤr-
digſten Begebenheit/ welche ſich in Holſtein zugetragen/ anfuͤhren/ und
alsdann das Gebuͤrg des Fichtelbergs ferner betrachten/ was ſolches
vor Schaͤtze und Reichthuͤmer an Baͤumen/ Kraͤutern/ Thieren/
Gewuͤrmen/ Voͤgeln und Metallen oder andern Ertzten in ſich
hege. Bemeldte Geſchicht nun beſchreibet Herr Seyfried in
ſeiner Medulla mir abilium Naturæ Pag. 488. &c. mit folgenden
Worten:

Wunder-
bahre Bege-
benheit mit
einem Berg-
Zwaͤrgen in
Holſtein;

Jn dem wohlbenahmten Hoch-Adelichen Geſchlechte derer
von Rantzau in Hollſtein ſoll es ſich zugetragen haben/ daß de-
ro Groß-Frau-Mutter einſten des Nachts an der Seiten ihres
Ehe-Herrens aus dem Bette durch ein kleines Maͤnnlein/ ſo ein
Laternlein getragen/ ſey aufgewecket/ und aus dem Schloß/ deſ-
ſen Thuͤr und Thor ſich geoͤffnet/ in einen hohlen Berg auſſer-
halb zu einem kreißenden Weibe gebracht worden/ welche nachdem
ſie ſelbiger auf Begehren die rechte Hand auf das Haupt geleget/
ſobald geneſen. Als ſie nun durch ihren Fuͤhrer wieder in das
Schloß zuruͤcke gebracht worden/ habe ſie von demſelben ein Stuͤrk
Goldes zu einer Gabe empfangen/ daraus angegebener maaſſen 50.
Rechen-Pfennige/ einen Hering/ und Spille nach der Zahl ihrer
zweyer Soͤhne/ und einer Tochter verfertigen laſſen. Wobey ſie
dieſe Warnung mit empfangen/ daß dero Nachkommen dieſes
wohl wuͤrden zu bewahren wiſſen/ ſonſten ſie in aͤußerſtes Abneh-
men gerathen wuͤrden; wie hingegen/ ſo lang ſolche bey dem
Geſchlecht verbleiben/ an Ehre und Guth zunehmen werden.

Faſt
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[94/0129] Beſchreibung des Fichtelbergs. eingegangen/ und gleich wie Kaͤmmerlein geweſen/ welche ſie zum Theil beſehen/ und damit ſie das rechte Loch nicht vergeſſen moͤch- ten/ einen mit einem Licht in dem Eingang ſtehen laſſen/ darauf ſie ſaͤmbtlich ein Grauſen ankommen/ und ſie darauf wieder zu- ruͤcke gegangen/ und etliche Tage uͤbel aufgeweſen/ doch habe es keinem nichts geſchadet/ und ſo viel haͤtte er/ Pfarrer/ aus der Rela- tion der beeden alten und noch anderer/ die am Leben/ und zum Theil mit im Loch geweſen. Eben dergleichen Berg-Zwaͤrge hat es ſonſten auch an vie- len Orten in Teutſchland gegeben/ welche zu erzehlen dieſes Orts zu weitlaͤufftig; jedennoch aber wollen wir nur eine der merckwuͤr- digſten Begebenheit/ welche ſich in Holſtein zugetragen/ anfuͤhren/ und alsdann das Gebuͤrg des Fichtelbergs ferner betrachten/ was ſolches vor Schaͤtze und Reichthuͤmer an Baͤumen/ Kraͤutern/ Thieren/ Gewuͤrmen/ Voͤgeln und Metallen oder andern Ertzten in ſich hege. Bemeldte Geſchicht nun beſchreibet Herr Seyfried in ſeiner Medulla mir abilium Naturæ Pag. 488. &c. mit folgenden Worten: Jn dem wohlbenahmten Hoch-Adelichen Geſchlechte derer von Rantzau in Hollſtein ſoll es ſich zugetragen haben/ daß de- ro Groß-Frau-Mutter einſten des Nachts an der Seiten ihres Ehe-Herrens aus dem Bette durch ein kleines Maͤnnlein/ ſo ein Laternlein getragen/ ſey aufgewecket/ und aus dem Schloß/ deſ- ſen Thuͤr und Thor ſich geoͤffnet/ in einen hohlen Berg auſſer- halb zu einem kreißenden Weibe gebracht worden/ welche nachdem ſie ſelbiger auf Begehren die rechte Hand auf das Haupt geleget/ ſobald geneſen. Als ſie nun durch ihren Fuͤhrer wieder in das Schloß zuruͤcke gebracht worden/ habe ſie von demſelben ein Stuͤrk Goldes zu einer Gabe empfangen/ daraus angegebener maaſſen 50. Rechen-Pfennige/ einen Hering/ und Spille nach der Zahl ihrer zweyer Soͤhne/ und einer Tochter verfertigen laſſen. Wobey ſie dieſe Warnung mit empfangen/ daß dero Nachkommen dieſes wohl wuͤrden zu bewahren wiſſen/ ſonſten ſie in aͤußerſtes Abneh- men gerathen wuͤrden; wie hingegen/ ſo lang ſolche bey dem Geſchlecht verbleiben/ an Ehre und Guth zunehmen werden. Faſt

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Zitationshilfe: Pachelbel-Gehag, Johann Christoph von: Ausführliche Beschreibung Des Fichtel-Berges, Jn Norgau liegend. Leipzig, 1716, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pachelbel_fichtelberg_1716/129>, abgerufen am 25.11.2024.