Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 3. Leipzig, 1846.

Bild:
<< vorherige Seite

Werk unsers frommen und rechtgläubigen Ordens halte -- Eisenbahnarbeiter und Fabrikarbeiter aufzuhetzen, ihnen communistische Lehren beizubringen, ihr eignes Elend vorzuhalten und sie wider die bestehenden Verhältnisse aufzureizen. Die Eisenbahnarbeiter waren für unsere Lehren ziemlich zugänglich, es waren Ausländer unter ihnen, denen diese Dinge bereits nichts Neues waren -- und welche, wenn sie auch an der Möglichkeit ihrer Ausführung zweifelten, doch die Inländischen mit aufreizen halfen -- und so kam es, daß sie jüngst aufstanden, ihre Arbeiten einstellten und einen höhern Lohn verlangten.

Mittlerweile hatten wir unter den Arbeitern der nahen Fabrik eines Herrn Felchner auf einen der jüngern Arbeiter unser Augenmerk geworfen. Dieser, Franz Thalheim, besitzt, eine ungewöhnliche Intelligenz für seinen Stand bei einem schwärmerischen aufopfrungsfähigen Herzen. Er hatte einige keine Schriften geschrieben, welche, allerdings weit entfernt von communistischen Tendenzen, doch die Rechte des armen Volkes vertreten und sein Elend zur Sprache bringen. Wir glaubten, es sei leicht, aus ihm einen Verbreiter des Communismus zu machen, wie wir ihn nur wünschen konnten. Leider scheint es, daß wir gerade in ihm uns verrechnet haben -- er hat ein zu strenges Rechtsgefühl, um einer Auflehnung gegen das gesetzlich Bestehende fähig zu sein, um Etwas auf anderen

Werk unsers frommen und rechtgläubigen Ordens halte — Eisenbahnarbeiter und Fabrikarbeiter aufzuhetzen, ihnen communistische Lehren beizubringen, ihr eignes Elend vorzuhalten und sie wider die bestehenden Verhältnisse aufzureizen. Die Eisenbahnarbeiter waren für unsere Lehren ziemlich zugänglich, es waren Ausländer unter ihnen, denen diese Dinge bereits nichts Neues waren — und welche, wenn sie auch an der Möglichkeit ihrer Ausführung zweifelten, doch die Inländischen mit aufreizen halfen — und so kam es, daß sie jüngst aufstanden, ihre Arbeiten einstellten und einen höhern Lohn verlangten.

Mittlerweile hatten wir unter den Arbeitern der nahen Fabrik eines Herrn Felchner auf einen der jüngern Arbeiter unser Augenmerk geworfen. Dieser, Franz Thalheim, besitzt, eine ungewöhnliche Intelligenz für seinen Stand bei einem schwärmerischen aufopfrungsfähigen Herzen. Er hatte einige keine Schriften geschrieben, welche, allerdings weit entfernt von communistischen Tendenzen, doch die Rechte des armen Volkes vertreten und sein Elend zur Sprache bringen. Wir glaubten, es sei leicht, aus ihm einen Verbreiter des Communismus zu machen, wie wir ihn nur wünschen konnten. Leider scheint es, daß wir gerade in ihm uns verrechnet haben — er hat ein zu strenges Rechtsgefühl, um einer Auflehnung gegen das gesetzlich Bestehende fähig zu sein, um Etwas auf anderen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0096" n="92"/>
Werk unsers frommen und rechtgläubigen Ordens halte &#x2014; Eisenbahnarbeiter und Fabrikarbeiter aufzuhetzen, ihnen communistische Lehren beizubringen, ihr eignes Elend vorzuhalten und sie wider die bestehenden Verhältnisse aufzureizen. Die Eisenbahnarbeiter waren für unsere Lehren ziemlich zugänglich, es waren Ausländer unter ihnen, denen diese Dinge bereits nichts Neues waren &#x2014; und welche, wenn sie auch an der Möglichkeit ihrer Ausführung zweifelten, doch die Inländischen mit aufreizen halfen &#x2014; und so kam es, daß sie jüngst aufstanden, ihre Arbeiten einstellten und einen höhern Lohn verlangten.</p>
        <p>Mittlerweile hatten wir unter den Arbeitern der nahen Fabrik eines Herrn Felchner auf einen der jüngern Arbeiter unser Augenmerk geworfen. Dieser, Franz Thalheim, besitzt, eine ungewöhnliche Intelligenz für seinen Stand bei einem schwärmerischen aufopfrungsfähigen Herzen. Er hatte einige keine Schriften geschrieben, welche, allerdings weit entfernt von communistischen Tendenzen, doch die Rechte des armen Volkes vertreten und sein Elend zur Sprache bringen. Wir glaubten, es sei leicht, aus ihm einen Verbreiter des Communismus zu machen, wie wir ihn nur wünschen konnten. Leider scheint es, daß wir gerade in ihm uns verrechnet haben &#x2014; er hat ein zu strenges Rechtsgefühl, um einer Auflehnung gegen das gesetzlich Bestehende fähig zu sein, um Etwas auf anderen
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[92/0096] Werk unsers frommen und rechtgläubigen Ordens halte — Eisenbahnarbeiter und Fabrikarbeiter aufzuhetzen, ihnen communistische Lehren beizubringen, ihr eignes Elend vorzuhalten und sie wider die bestehenden Verhältnisse aufzureizen. Die Eisenbahnarbeiter waren für unsere Lehren ziemlich zugänglich, es waren Ausländer unter ihnen, denen diese Dinge bereits nichts Neues waren — und welche, wenn sie auch an der Möglichkeit ihrer Ausführung zweifelten, doch die Inländischen mit aufreizen halfen — und so kam es, daß sie jüngst aufstanden, ihre Arbeiten einstellten und einen höhern Lohn verlangten. Mittlerweile hatten wir unter den Arbeitern der nahen Fabrik eines Herrn Felchner auf einen der jüngern Arbeiter unser Augenmerk geworfen. Dieser, Franz Thalheim, besitzt, eine ungewöhnliche Intelligenz für seinen Stand bei einem schwärmerischen aufopfrungsfähigen Herzen. Er hatte einige keine Schriften geschrieben, welche, allerdings weit entfernt von communistischen Tendenzen, doch die Rechte des armen Volkes vertreten und sein Elend zur Sprache bringen. Wir glaubten, es sei leicht, aus ihm einen Verbreiter des Communismus zu machen, wie wir ihn nur wünschen konnten. Leider scheint es, daß wir gerade in ihm uns verrechnet haben — er hat ein zu strenges Rechtsgefühl, um einer Auflehnung gegen das gesetzlich Bestehende fähig zu sein, um Etwas auf anderen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Repository TextGrid: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-08-23T11:52:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Christoph Leijser, Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-23T11:52:15Z)
Google Books: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-08-23T11:52:15Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss03_1846
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss03_1846/96
Zitationshilfe: Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 3. Leipzig, 1846, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss03_1846/96>, abgerufen am 23.11.2024.