Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 3. Leipzig, 1846.Wir haben bisher unsere Herrschaft doch meist auf die Macht und den Glanz der Hochgestellten gebaut -- jetzt müssen wir sie neu gründen, auf das Elend, auf den Schlamm der in Gemeinheit und Erniedrigung Versunkenen. Einzelne passende Werkzeuge für unsere Zwecke mußten wir uns immer unter ihnen wählen -- aber jetzt gilt es mehr, jetzt gilt es nicht bloß Einzelne passend zu verwenden, jetzt gilt es, sich der Menschen zu bemächtigen, durch die Massen zu wirken. Es ist keine Frage: die Massen leiden -- Alles Unglück macht die Menschen zu Verbrechen fähig, von denen sie im Glück sich nimmer Etwas träumen ließen -- der Hunger aber vollends macht die Menschen zu reißenden Thieren. Trachten wir also uns allen Reformen zu widersetzen -- gleichviel, ob sie von weisen Regierungen oder von schwärmerischen Oppositionsparteien ausgehen -- welche sich damit beschäftigen, den Nothstand der armen Arbeiter zu lindern und durch Volkserziehung und eben so milde als weise Gesetze auf eine allmähliche Hebung der untern Classen hinzuwirken. Führen wir in der Stille Krieg mit diesen Regierungen, mit dieser Opposition und halten wir es nur mit einer Partei -- mit den Communisten. Aber diese dürfen nicht ahnen, daß wir ihre Freunde sind, so wenig als jene, daß wir ihre Feinde. Es gilt, sich jetzt Wir haben bisher unsere Herrschaft doch meist auf die Macht und den Glanz der Hochgestellten gebaut — jetzt müssen wir sie neu gründen, auf das Elend, auf den Schlamm der in Gemeinheit und Erniedrigung Versunkenen. Einzelne passende Werkzeuge für unsere Zwecke mußten wir uns immer unter ihnen wählen — aber jetzt gilt es mehr, jetzt gilt es nicht bloß Einzelne passend zu verwenden, jetzt gilt es, sich der Menschen zu bemächtigen, durch die Massen zu wirken. Es ist keine Frage: die Massen leiden — Alles Unglück macht die Menschen zu Verbrechen fähig, von denen sie im Glück sich nimmer Etwas träumen ließen — der Hunger aber vollends macht die Menschen zu reißenden Thieren. Trachten wir also uns allen Reformen zu widersetzen — gleichviel, ob sie von weisen Regierungen oder von schwärmerischen Oppositionsparteien ausgehen — welche sich damit beschäftigen, den Nothstand der armen Arbeiter zu lindern und durch Volkserziehung und eben so milde als weise Gesetze auf eine allmähliche Hebung der untern Classen hinzuwirken. Führen wir in der Stille Krieg mit diesen Regierungen, mit dieser Opposition und halten wir es nur mit einer Partei — mit den Communisten. Aber diese dürfen nicht ahnen, daß wir ihre Freunde sind, so wenig als jene, daß wir ihre Feinde. Es gilt, sich jetzt <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0090" n="86"/> <p> Wir haben bisher unsere Herrschaft doch meist auf die Macht und den Glanz der Hochgestellten gebaut — jetzt müssen wir sie neu gründen, auf das Elend, auf den Schlamm der in Gemeinheit und Erniedrigung Versunkenen. Einzelne passende Werkzeuge für unsere Zwecke mußten wir uns immer unter ihnen wählen — aber jetzt gilt es mehr, jetzt gilt es nicht bloß Einzelne passend zu verwenden, jetzt gilt es, sich der Menschen zu bemächtigen, durch die Massen zu wirken.</p> <p>Es ist keine Frage: die Massen leiden —</p> <p>Alles Unglück macht die Menschen zu Verbrechen fähig, von denen sie im Glück sich nimmer Etwas träumen ließen — der Hunger aber vollends macht die Menschen zu reißenden Thieren.</p> <p>Trachten wir also uns allen Reformen zu widersetzen — gleichviel, ob sie von weisen Regierungen oder von schwärmerischen Oppositionsparteien ausgehen — welche sich damit beschäftigen, den Nothstand der armen Arbeiter zu lindern und durch Volkserziehung und eben so milde als weise Gesetze auf eine allmähliche Hebung der untern Classen hinzuwirken. Führen wir in der Stille Krieg mit diesen Regierungen, mit dieser Opposition und halten wir es nur mit einer Partei — mit den Communisten. Aber diese dürfen nicht ahnen, daß wir ihre Freunde sind, so wenig als jene, daß wir ihre Feinde. Es gilt, sich jetzt </p> </div> </body> </text> </TEI> [86/0090]
Wir haben bisher unsere Herrschaft doch meist auf die Macht und den Glanz der Hochgestellten gebaut — jetzt müssen wir sie neu gründen, auf das Elend, auf den Schlamm der in Gemeinheit und Erniedrigung Versunkenen. Einzelne passende Werkzeuge für unsere Zwecke mußten wir uns immer unter ihnen wählen — aber jetzt gilt es mehr, jetzt gilt es nicht bloß Einzelne passend zu verwenden, jetzt gilt es, sich der Menschen zu bemächtigen, durch die Massen zu wirken.
Es ist keine Frage: die Massen leiden —
Alles Unglück macht die Menschen zu Verbrechen fähig, von denen sie im Glück sich nimmer Etwas träumen ließen — der Hunger aber vollends macht die Menschen zu reißenden Thieren.
Trachten wir also uns allen Reformen zu widersetzen — gleichviel, ob sie von weisen Regierungen oder von schwärmerischen Oppositionsparteien ausgehen — welche sich damit beschäftigen, den Nothstand der armen Arbeiter zu lindern und durch Volkserziehung und eben so milde als weise Gesetze auf eine allmähliche Hebung der untern Classen hinzuwirken. Führen wir in der Stille Krieg mit diesen Regierungen, mit dieser Opposition und halten wir es nur mit einer Partei — mit den Communisten. Aber diese dürfen nicht ahnen, daß wir ihre Freunde sind, so wenig als jene, daß wir ihre Feinde. Es gilt, sich jetzt
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