Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 3. Leipzig, 1846.Sie -- unten wird gescheuert, weil der Herr nicht da ist -- kommen Sie mit herauf." Thalheim folgte der vorauseilenden Magd und sie schob ihn in eines jener Prachtgemächer des oberen Stockes, welche gar nicht benutzt wurden und in denen daher eine schwüle, dumpfe Luft herrschte. Die Ueberladung, der Luxus dieses Gemaches, dessen Einrichtung in einer geschmacklosen Ueberhäufung prachtvoller Meubles und kostbarer Kleinigkeiten bestand, machte einen höchst widrigen Eindruck auf Thalheim und versetzte ihn in eine peinliche Stimmung. Pauline ließ lange auf sich warten. Endlich trat sie ein -- die Magd hatte ihr nur gesagt, ein Herr warte auf sie -- wie groß war ihr Erstaunen, als sie jetzt den Lehrer wieder erkannte! Sie bot ihm herzlich die Hand und hieß ihn mit froher Ueberraschung willkommen. Thalheim erzählte, wie es gekommen, daß er jetzt für einige Tage hier sei. "Sie treffen außer mir noch zwei Menschen hier, die sich innig dieses Wiedersehens freuen werden," sagte sie leise erröthend, "Ihren Bruder und Elisabeth," und hastig fügte sie bei: "waren Sie schon auf Schloß Hohenthal?" "Ich beabsichtige, von hier dorthin zu gehen." Sie — unten wird gescheuert, weil der Herr nicht da ist — kommen Sie mit herauf.“ Thalheim folgte der vorauseilenden Magd und sie schob ihn in eines jener Prachtgemächer des oberen Stockes, welche gar nicht benutzt wurden und in denen daher eine schwüle, dumpfe Luft herrschte. Die Ueberladung, der Luxus dieses Gemaches, dessen Einrichtung in einer geschmacklosen Ueberhäufung prachtvoller Meubles und kostbarer Kleinigkeiten bestand, machte einen höchst widrigen Eindruck auf Thalheim und versetzte ihn in eine peinliche Stimmung. Pauline ließ lange auf sich warten. Endlich trat sie ein — die Magd hatte ihr nur gesagt, ein Herr warte auf sie — wie groß war ihr Erstaunen, als sie jetzt den Lehrer wieder erkannte! Sie bot ihm herzlich die Hand und hieß ihn mit froher Ueberraschung willkommen. Thalheim erzählte, wie es gekommen, daß er jetzt für einige Tage hier sei. „Sie treffen außer mir noch zwei Menschen hier, die sich innig dieses Wiedersehens freuen werden,“ sagte sie leise erröthend, „Ihren Bruder und Elisabeth,“ und hastig fügte sie bei: „waren Sie schon auf Schloß Hohenthal?“ „Ich beabsichtige, von hier dorthin zu gehen.“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0074" n="70"/> Sie — unten wird gescheuert, weil der Herr nicht da ist — kommen Sie mit herauf.“</p> <p>Thalheim folgte der vorauseilenden Magd und sie schob ihn in eines jener Prachtgemächer des oberen Stockes, welche gar nicht benutzt wurden und in denen daher eine schwüle, dumpfe Luft herrschte.</p> <p>Die Ueberladung, der Luxus dieses Gemaches, dessen Einrichtung in einer geschmacklosen Ueberhäufung prachtvoller Meubles und kostbarer Kleinigkeiten bestand, machte einen höchst widrigen Eindruck auf Thalheim und versetzte ihn in eine peinliche Stimmung.</p> <p>Pauline ließ lange auf sich warten.</p> <p>Endlich trat sie ein — die Magd hatte ihr nur gesagt, ein Herr warte auf sie — wie groß war ihr Erstaunen, als sie jetzt den Lehrer wieder erkannte! Sie bot ihm herzlich die Hand und hieß ihn mit froher Ueberraschung willkommen.</p> <p>Thalheim erzählte, wie es gekommen, daß er jetzt für einige Tage hier sei.</p> <p>„Sie treffen außer mir noch zwei Menschen hier, die sich innig dieses Wiedersehens freuen werden,“ sagte sie leise erröthend, „Ihren Bruder und Elisabeth,“ und hastig fügte sie bei: „waren Sie schon auf Schloß Hohenthal?“</p> <p>„Ich beabsichtige, von hier dorthin zu gehen.“</p> </div> </body> </text> </TEI> [70/0074]
Sie — unten wird gescheuert, weil der Herr nicht da ist — kommen Sie mit herauf.“
Thalheim folgte der vorauseilenden Magd und sie schob ihn in eines jener Prachtgemächer des oberen Stockes, welche gar nicht benutzt wurden und in denen daher eine schwüle, dumpfe Luft herrschte.
Die Ueberladung, der Luxus dieses Gemaches, dessen Einrichtung in einer geschmacklosen Ueberhäufung prachtvoller Meubles und kostbarer Kleinigkeiten bestand, machte einen höchst widrigen Eindruck auf Thalheim und versetzte ihn in eine peinliche Stimmung.
Pauline ließ lange auf sich warten.
Endlich trat sie ein — die Magd hatte ihr nur gesagt, ein Herr warte auf sie — wie groß war ihr Erstaunen, als sie jetzt den Lehrer wieder erkannte! Sie bot ihm herzlich die Hand und hieß ihn mit froher Ueberraschung willkommen.
Thalheim erzählte, wie es gekommen, daß er jetzt für einige Tage hier sei.
„Sie treffen außer mir noch zwei Menschen hier, die sich innig dieses Wiedersehens freuen werden,“ sagte sie leise erröthend, „Ihren Bruder und Elisabeth,“ und hastig fügte sie bei: „waren Sie schon auf Schloß Hohenthal?“
„Ich beabsichtige, von hier dorthin zu gehen.“
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Repository TextGrid: Bereitstellung der Texttranskription.
(2013-08-23T11:52:15Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Christoph Leijser, Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-08-23T11:52:15Z)
Google Books: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-08-23T11:52:15Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |