Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 3. Leipzig, 1846.nicht verargen, wenn wir den, dem wir unser einziges Kleinod anvertrauen, eh' dies unwiderruflich geschieht, noch näher kennen lernen mögten." Kaum hörten die Beseligten den ziemlich ernst gesprochenen Nachsatz vor Glück und Ueberraschung. "Jetzt aber laßt mich allein," sagte der Graf Hohenthal, "vielleicht habe ich noch Zeit, mein gegebenes Wort schriftlich zurückzunehmen. -- Sie, Szariny, bleiben doch den Tag über bei uns, und wir besprechen und erörtern dann alles Nähere, was unser neues Verhältniß betrifft." Die Gräfin blieb noch bei ihrem Gatten. Jaromir und Elisabeth entfernten sich. "Wir gehen doch in den Park?" fragte sie -- und so lenkten sie ihre Schritte die breite Treppe vor dem Schloß hinab. Sie gingen Arm in Arm und konnten jetzt auch nicht sprechen, sondern waren nur Eines verloren im Anschaun des Andern. So hatten sie nicht gleich bemerkt, wie so eben Aarens mit festen, siegesbewußten Schritten aus dem großen Hofthor trat und der Treppe zuschritt. Elisabeth an Jaromir's Arm! Das brachte ihn außer Fassung -- aber er baute zu fest auf seinen Sieg -- es konnte nur eine Höflichkeit sein, wie sie Elisabeth ja auch von ihm selbst schon zuweilen angenommen hatte. Jetzt stand Aarens grüßend vor dem Paare. Elisabeth überlegte schnell, daß sie, wenn sie jetzt nicht verargen, wenn wir den, dem wir unser einziges Kleinod anvertrauen, eh’ dies unwiderruflich geschieht, noch näher kennen lernen mögten.“ Kaum hörten die Beseligten den ziemlich ernst gesprochenen Nachsatz vor Glück und Ueberraschung. „Jetzt aber laßt mich allein,“ sagte der Graf Hohenthal, „vielleicht habe ich noch Zeit, mein gegebenes Wort schriftlich zurückzunehmen. — Sie, Szariny, bleiben doch den Tag über bei uns, und wir besprechen und erörtern dann alles Nähere, was unser neues Verhältniß betrifft.“ Die Gräfin blieb noch bei ihrem Gatten. Jaromir und Elisabeth entfernten sich. „Wir gehen doch in den Park?“ fragte sie — und so lenkten sie ihre Schritte die breite Treppe vor dem Schloß hinab. Sie gingen Arm in Arm und konnten jetzt auch nicht sprechen, sondern waren nur Eines verloren im Anschaun des Andern. So hatten sie nicht gleich bemerkt, wie so eben Aarens mit festen, siegesbewußten Schritten aus dem großen Hofthor trat und der Treppe zuschritt. Elisabeth an Jaromir’s Arm! Das brachte ihn außer Fassung — aber er baute zu fest auf seinen Sieg — es konnte nur eine Höflichkeit sein, wie sie Elisabeth ja auch von ihm selbst schon zuweilen angenommen hatte. Jetzt stand Aarens grüßend vor dem Paare. Elisabeth überlegte schnell, daß sie, wenn sie jetzt <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0071" n="67"/> nicht verargen, wenn wir den, dem wir unser einziges Kleinod anvertrauen, eh’ dies unwiderruflich geschieht, noch näher kennen lernen mögten.“</p> <p>Kaum hörten die Beseligten den ziemlich ernst gesprochenen Nachsatz vor Glück und Ueberraschung.</p> <p>„Jetzt aber laßt mich allein,“ sagte der Graf Hohenthal, „vielleicht habe ich noch Zeit, mein gegebenes Wort schriftlich zurückzunehmen. — Sie, Szariny, bleiben doch den Tag über bei uns, und wir besprechen und erörtern dann alles Nähere, was unser neues Verhältniß betrifft.“</p> <p>Die Gräfin blieb noch bei ihrem Gatten.</p> <p>Jaromir und Elisabeth entfernten sich.</p> <p>„Wir gehen doch in den Park?“ fragte sie — und so lenkten sie ihre Schritte die breite Treppe vor dem Schloß hinab. Sie gingen Arm in Arm und konnten jetzt auch nicht sprechen, sondern waren nur Eines verloren im Anschaun des Andern. So hatten sie nicht gleich bemerkt, wie so eben Aarens mit festen, siegesbewußten Schritten aus dem großen Hofthor trat und der Treppe zuschritt. Elisabeth an Jaromir’s Arm! Das brachte ihn außer Fassung — aber er baute zu fest auf seinen Sieg — es konnte nur eine Höflichkeit sein, wie sie Elisabeth ja auch von ihm selbst schon zuweilen angenommen hatte.</p> <p>Jetzt stand Aarens grüßend vor dem Paare.</p> <p>Elisabeth überlegte schnell, daß sie, wenn sie jetzt </p> </div> </body> </text> </TEI> [67/0071]
nicht verargen, wenn wir den, dem wir unser einziges Kleinod anvertrauen, eh’ dies unwiderruflich geschieht, noch näher kennen lernen mögten.“
Kaum hörten die Beseligten den ziemlich ernst gesprochenen Nachsatz vor Glück und Ueberraschung.
„Jetzt aber laßt mich allein,“ sagte der Graf Hohenthal, „vielleicht habe ich noch Zeit, mein gegebenes Wort schriftlich zurückzunehmen. — Sie, Szariny, bleiben doch den Tag über bei uns, und wir besprechen und erörtern dann alles Nähere, was unser neues Verhältniß betrifft.“
Die Gräfin blieb noch bei ihrem Gatten.
Jaromir und Elisabeth entfernten sich.
„Wir gehen doch in den Park?“ fragte sie — und so lenkten sie ihre Schritte die breite Treppe vor dem Schloß hinab. Sie gingen Arm in Arm und konnten jetzt auch nicht sprechen, sondern waren nur Eines verloren im Anschaun des Andern. So hatten sie nicht gleich bemerkt, wie so eben Aarens mit festen, siegesbewußten Schritten aus dem großen Hofthor trat und der Treppe zuschritt. Elisabeth an Jaromir’s Arm! Das brachte ihn außer Fassung — aber er baute zu fest auf seinen Sieg — es konnte nur eine Höflichkeit sein, wie sie Elisabeth ja auch von ihm selbst schon zuweilen angenommen hatte.
Jetzt stand Aarens grüßend vor dem Paare.
Elisabeth überlegte schnell, daß sie, wenn sie jetzt
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