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Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 3. Leipzig, 1846.

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als unparteiisch und unbetheiligt ganz klar in dieser Angelegenheit: Sie sind vielleicht des Herzens der jungen Gräfin gewiß -- Aarens ist, wie er mir sagt, des Willens der Eltern gewiß -- und daraus entsteht ein sehr natürlicher Conflict und jetzt haben Sie Beide gleiche Macht auf dem Kampfplatze. -- Es ist gewissermaßen die neue und die alte Zeit, welche hier zusammenkämpfen -- sehen wir zu, welche in den Gesetzen des Schlosses Hohenthal vertreten wird: -- Sonst warb man zuerst bei den Eltern, die Einwilligung der Tochter war Nebensache -- jetzt will man es umgekehrt machen -- mir scheint aber, als widersetzte man sich auf Schloß Hohenthal sehr standhaft dem neuerungssüchtigen Zeitgeist."

Jaromir war wirklich zu bestürzt, als daß er den Geheimrath hätte unterbrechen sollen -- auch fühlte er nur zu gut, daß dieser eigentlich vollkommen Recht habe. -- Wie er dazu kam, von diesem Manne so in allen seinen Geheimnissen, in den ältesten wie in den neuesten ausgekundschaftet zu sein, dieser Umstand vermehrte zwar im Allgemeinen seine Bestürzung, aber es fiel ihm doch jetzt weit weniger auf, als es zu anderer Stunde der Fall gewesen sein würde, und darüber nachzudenken, hatte er gleich gar keine Zeit -- er drückte dem Geheimrath wirklich herzlich die Hand und rief:

"Ich muß sie jetzt veranlassen -- Tausend Dank für

als unparteiisch und unbetheiligt ganz klar in dieser Angelegenheit: Sie sind vielleicht des Herzens der jungen Gräfin gewiß — Aarens ist, wie er mir sagt, des Willens der Eltern gewiß — und daraus entsteht ein sehr natürlicher Conflict und jetzt haben Sie Beide gleiche Macht auf dem Kampfplatze. — Es ist gewissermaßen die neue und die alte Zeit, welche hier zusammenkämpfen — sehen wir zu, welche in den Gesetzen des Schlosses Hohenthal vertreten wird: — Sonst warb man zuerst bei den Eltern, die Einwilligung der Tochter war Nebensache — jetzt will man es umgekehrt machen — mir scheint aber, als widersetzte man sich auf Schloß Hohenthal sehr standhaft dem neuerungssüchtigen Zeitgeist.“

Jaromir war wirklich zu bestürzt, als daß er den Geheimrath hätte unterbrechen sollen — auch fühlte er nur zu gut, daß dieser eigentlich vollkommen Recht habe. — Wie er dazu kam, von diesem Manne so in allen seinen Geheimnissen, in den ältesten wie in den neuesten ausgekundschaftet zu sein, dieser Umstand vermehrte zwar im Allgemeinen seine Bestürzung, aber es fiel ihm doch jetzt weit weniger auf, als es zu anderer Stunde der Fall gewesen sein würde, und darüber nachzudenken, hatte er gleich gar keine Zeit — er drückte dem Geheimrath wirklich herzlich die Hand und rief:

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[62/0066] als unparteiisch und unbetheiligt ganz klar in dieser Angelegenheit: Sie sind vielleicht des Herzens der jungen Gräfin gewiß — Aarens ist, wie er mir sagt, des Willens der Eltern gewiß — und daraus entsteht ein sehr natürlicher Conflict und jetzt haben Sie Beide gleiche Macht auf dem Kampfplatze. — Es ist gewissermaßen die neue und die alte Zeit, welche hier zusammenkämpfen — sehen wir zu, welche in den Gesetzen des Schlosses Hohenthal vertreten wird: — Sonst warb man zuerst bei den Eltern, die Einwilligung der Tochter war Nebensache — jetzt will man es umgekehrt machen — mir scheint aber, als widersetzte man sich auf Schloß Hohenthal sehr standhaft dem neuerungssüchtigen Zeitgeist.“ Jaromir war wirklich zu bestürzt, als daß er den Geheimrath hätte unterbrechen sollen — auch fühlte er nur zu gut, daß dieser eigentlich vollkommen Recht habe. — Wie er dazu kam, von diesem Manne so in allen seinen Geheimnissen, in den ältesten wie in den neuesten ausgekundschaftet zu sein, dieser Umstand vermehrte zwar im Allgemeinen seine Bestürzung, aber es fiel ihm doch jetzt weit weniger auf, als es zu anderer Stunde der Fall gewesen sein würde, und darüber nachzudenken, hatte er gleich gar keine Zeit — er drückte dem Geheimrath wirklich herzlich die Hand und rief: „Ich muß sie jetzt veranlassen — Tausend Dank für

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Zitationshilfe: Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 3. Leipzig, 1846, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss03_1846/66>, abgerufen am 12.05.2024.