Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 3. Leipzig, 1846.bestanden in Härte und Grausamkeit. So ärgerte er sich stets über die Fabrikarbeiter, und weil er sich über sie ärgerte, haßte er sie, und weil er sie haßte, mißtraute er ihnen, und weil er ihnen mißtraute, behandelte er sie mit der ausgesuchtesten Strenge. Es war natürlich, daß er jetzt, als ihm sein Vater die Warnungen des Geheimrathes mittheilte -- dieselben begierig in sich aufnahm, das Mißtrauen des Vaters vergrößern half und zu verstärkter Strenge gegen die Arbeiter rieth. Und so kam es, daß am nächsten Lohntag jedem der ledigen Arbeiter angekündigt ward, daß man ihm am nächsten Lohntag ein paar Groschen von seinem Lohn abziehen werde, dafern er wieder in den Arbeiterverein in die Schänke gehe, hinter dessen gefährliche und aufrührerische Zwecke man endlich gekommen sei. Man wolle keine weiteren Nachforschungen anstellen, aber Jeder möge sich hüten, wieder Aehnliches zu versuchen -- und der Verein sei jetzt ein für alle Mal unwiderruflich aufgelöst. Der Eindruck, welchen diese Maaßregel auf Alle, welche sie betraf, machte, war ein sehr verschiedener. "Das leiden wir nicht! Wir sind freie Arbeiter! Wir sind keine Sclaven, keine Bedienten! -- Man darf uns keine solchen Vorschriften machen! -- Wir wollen doch sehen, wer dazu ein Recht hat!" bestanden in Härte und Grausamkeit. So ärgerte er sich stets über die Fabrikarbeiter, und weil er sich über sie ärgerte, haßte er sie, und weil er sie haßte, mißtraute er ihnen, und weil er ihnen mißtraute, behandelte er sie mit der ausgesuchtesten Strenge. Es war natürlich, daß er jetzt, als ihm sein Vater die Warnungen des Geheimrathes mittheilte — dieselben begierig in sich aufnahm, das Mißtrauen des Vaters vergrößern half und zu verstärkter Strenge gegen die Arbeiter rieth. Und so kam es, daß am nächsten Lohntag jedem der ledigen Arbeiter angekündigt ward, daß man ihm am nächsten Lohntag ein paar Groschen von seinem Lohn abziehen werde, dafern er wieder in den Arbeiterverein in die Schänke gehe, hinter dessen gefährliche und aufrührerische Zwecke man endlich gekommen sei. Man wolle keine weiteren Nachforschungen anstellen, aber Jeder möge sich hüten, wieder Aehnliches zu versuchen — und der Verein sei jetzt ein für alle Mal unwiderruflich aufgelöst. Der Eindruck, welchen diese Maaßregel auf Alle, welche sie betraf, machte, war ein sehr verschiedener. „Das leiden wir nicht! Wir sind freie Arbeiter! Wir sind keine Sclaven, keine Bedienten! — Man darf uns keine solchen Vorschriften machen! — Wir wollen doch sehen, wer dazu ein Recht hat!“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0027" n="23"/> bestanden in Härte und Grausamkeit. So ärgerte er sich stets über die Fabrikarbeiter, und weil er sich über sie ärgerte, haßte er sie, und weil er sie haßte, mißtraute er ihnen, und weil er ihnen mißtraute, behandelte er sie mit der ausgesuchtesten Strenge.</p> <p>Es war natürlich, daß er jetzt, als ihm sein Vater die Warnungen des Geheimrathes mittheilte — dieselben begierig in sich aufnahm, das Mißtrauen des Vaters vergrößern half und zu verstärkter Strenge gegen die Arbeiter rieth.</p> <p>Und so kam es, daß am nächsten Lohntag jedem der ledigen Arbeiter angekündigt ward, daß man ihm am nächsten Lohntag ein paar Groschen von seinem Lohn abziehen werde, dafern er wieder in den Arbeiterverein in die Schänke gehe, hinter dessen gefährliche und aufrührerische Zwecke man endlich gekommen sei. Man wolle keine weiteren Nachforschungen anstellen, aber Jeder möge sich hüten, wieder Aehnliches zu versuchen — und der Verein sei jetzt ein für alle Mal unwiderruflich aufgelöst.</p> <p>Der Eindruck, welchen diese Maaßregel auf Alle, welche sie betraf, machte, war ein sehr verschiedener.</p> <p>„Das leiden wir nicht! Wir sind freie Arbeiter! Wir sind keine Sclaven, keine Bedienten! — Man darf uns keine solchen Vorschriften machen! — Wir wollen doch sehen, wer dazu ein Recht hat!“</p> </div> </body> </text> </TEI> [23/0027]
bestanden in Härte und Grausamkeit. So ärgerte er sich stets über die Fabrikarbeiter, und weil er sich über sie ärgerte, haßte er sie, und weil er sie haßte, mißtraute er ihnen, und weil er ihnen mißtraute, behandelte er sie mit der ausgesuchtesten Strenge.
Es war natürlich, daß er jetzt, als ihm sein Vater die Warnungen des Geheimrathes mittheilte — dieselben begierig in sich aufnahm, das Mißtrauen des Vaters vergrößern half und zu verstärkter Strenge gegen die Arbeiter rieth.
Und so kam es, daß am nächsten Lohntag jedem der ledigen Arbeiter angekündigt ward, daß man ihm am nächsten Lohntag ein paar Groschen von seinem Lohn abziehen werde, dafern er wieder in den Arbeiterverein in die Schänke gehe, hinter dessen gefährliche und aufrührerische Zwecke man endlich gekommen sei. Man wolle keine weiteren Nachforschungen anstellen, aber Jeder möge sich hüten, wieder Aehnliches zu versuchen — und der Verein sei jetzt ein für alle Mal unwiderruflich aufgelöst.
Der Eindruck, welchen diese Maaßregel auf Alle, welche sie betraf, machte, war ein sehr verschiedener.
„Das leiden wir nicht! Wir sind freie Arbeiter! Wir sind keine Sclaven, keine Bedienten! — Man darf uns keine solchen Vorschriften machen! — Wir wollen doch sehen, wer dazu ein Recht hat!“
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