Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 3. Leipzig, 1846.seine heilige Erstlingsflamme als Opfer dar -- groß und heilig stehst Du in Deiner lichten Unschuld davor als geweihte Priesterin und weißt nicht, daß Du es bist -- und vielleicht weißt Du nicht, daß es mit der Liebe auch anders kommen kann in einem Menschen. -- Wirst Du mich verstoßen, wenn ich Dir sage, wie Viel mein Herz schon erfahren?" Sie umschlang ihn innig, wie zum Zeichen, daß sie ihn nimmer lassen könne -- aber sie antwortete nicht. "Elisabeth!" seufzte er schmerzlich. "Nicht wahr -- nun glaubst Du meiner Liebe nicht?" Sie machte sich sanft von ihm los, um ihm desto inniger in die Augen zu sehen -- da fielen ihre Augen auf zwei blühende Sträuche Monatsrosen -- der eine war buschig und hatte einen starken Stamm, der andere war klein und schlank, aber sie blühten Beide. Elisabeth brach von jedem eine Rese und gab sie Jaromir. Er sah sie fragend an. "Sieh -- der eine dieser Sträuche hat schon manchen Sommer geblüht, der andere hat jetzt seine Rosen gebracht -- ich sehe keinen Unterschied an den Blumen!" Im seligsten Entzücken drückte er sie in seine Arme, an sein Herz. An der ganzen Scene und an der welche in der nächsten seine heilige Erstlingsflamme als Opfer dar — groß und heilig stehst Du in Deiner lichten Unschuld davor als geweihte Priesterin und weißt nicht, daß Du es bist — und vielleicht weißt Du nicht, daß es mit der Liebe auch anders kommen kann in einem Menschen. — Wirst Du mich verstoßen, wenn ich Dir sage, wie Viel mein Herz schon erfahren?“ Sie umschlang ihn innig, wie zum Zeichen, daß sie ihn nimmer lassen könne — aber sie antwortete nicht. „Elisabeth!“ seufzte er schmerzlich. „Nicht wahr — nun glaubst Du meiner Liebe nicht?“ Sie machte sich sanft von ihm los, um ihm desto inniger in die Augen zu sehen — da fielen ihre Augen auf zwei blühende Sträuche Monatsrosen — der eine war buschig und hatte einen starken Stamm, der andere war klein und schlank, aber sie blühten Beide. Elisabeth brach von jedem eine Rese und gab sie Jaromir. Er sah sie fragend an. „Sieh — der eine dieser Sträuche hat schon manchen Sommer geblüht, der andere hat jetzt seine Rosen gebracht — ich sehe keinen Unterschied an den Blumen!“ Im seligsten Entzücken drückte er sie in seine Arme, an sein Herz. An der ganzen Scene und an der welche in der nächsten <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0112" n="108"/> seine heilige Erstlingsflamme als Opfer dar — groß und heilig stehst Du in Deiner lichten Unschuld davor als geweihte Priesterin und weißt nicht, daß Du es bist — und vielleicht weißt Du nicht, daß es mit der Liebe auch anders kommen kann in einem Menschen. — Wirst Du mich verstoßen, wenn ich Dir sage, wie Viel mein Herz schon erfahren?“</p> <p>Sie <choice><sic>unschlang</sic><corr>umschlang</corr></choice> ihn innig, wie zum Zeichen, daß sie ihn nimmer lassen könne — aber sie antwortete nicht.</p> <p>„Elisabeth!“ seufzte er schmerzlich. „Nicht wahr — nun glaubst Du meiner Liebe nicht?“</p> <p>Sie machte sich sanft von ihm los, um ihm desto inniger in die Augen zu sehen — da fielen ihre Augen auf zwei blühende Sträuche Monatsrosen — der eine war buschig und hatte einen starken Stamm, der andere war klein und schlank, aber sie blühten Beide. Elisabeth brach von jedem eine Rese und gab sie Jaromir.</p> <p>Er sah sie fragend an.</p> <p>„Sieh — der eine dieser Sträuche hat schon manchen Sommer geblüht, der andere hat jetzt seine Rosen gebracht — ich sehe keinen Unterschied an den Blumen!“</p> <p>Im seligsten Entzücken drückte er sie in seine Arme, an sein Herz.</p> <p>An der ganzen Scene und an der welche in der nächsten </p> </div> </body> </text> </TEI> [108/0112]
seine heilige Erstlingsflamme als Opfer dar — groß und heilig stehst Du in Deiner lichten Unschuld davor als geweihte Priesterin und weißt nicht, daß Du es bist — und vielleicht weißt Du nicht, daß es mit der Liebe auch anders kommen kann in einem Menschen. — Wirst Du mich verstoßen, wenn ich Dir sage, wie Viel mein Herz schon erfahren?“
Sie umschlang ihn innig, wie zum Zeichen, daß sie ihn nimmer lassen könne — aber sie antwortete nicht.
„Elisabeth!“ seufzte er schmerzlich. „Nicht wahr — nun glaubst Du meiner Liebe nicht?“
Sie machte sich sanft von ihm los, um ihm desto inniger in die Augen zu sehen — da fielen ihre Augen auf zwei blühende Sträuche Monatsrosen — der eine war buschig und hatte einen starken Stamm, der andere war klein und schlank, aber sie blühten Beide. Elisabeth brach von jedem eine Rese und gab sie Jaromir.
Er sah sie fragend an.
„Sieh — der eine dieser Sträuche hat schon manchen Sommer geblüht, der andere hat jetzt seine Rosen gebracht — ich sehe keinen Unterschied an den Blumen!“
Im seligsten Entzücken drückte er sie in seine Arme, an sein Herz.
An der ganzen Scene und an der welche in der nächsten
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