Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 3. Leipzig, 1846.ihrer Seligkeit halbberauschte Braut an der Hand des Geliebten unter den Bäumen hervor. Plötzlich standen sich vier überraschte Menschen sprachlos gegenüber. Elisabeth war plötzlich regungslos wie festgezaubert, die Blicke zu Boden gesenkt, als sie Thalheim erkannt hatte. Diesen selbst durchzuckte bei Jaromirs Anblick eine seltsame Art von Schmerz -- wenn auch unschuldig, war dieser doch die Ursache seines gemordeten Lebensglückes und daß er nun gerade ihm hier begegnen mußte. Jaromir sann nach, wer der Fremde wohl sei, der ihn mit einem so seltsamen Blicke maß -- und der ihm wohl auch kein ganz Fremder sei -- er mußte ihn schon irgend einmal gesehen haben. Am Unbefangensten war noch Pauline, die sich doch über weiter Nichts zu verwundern hatte, als daß sie Jaromir so vertraulich an der Freundin Seite sah. Daher konnte auch sie zuerst das Wort nehmen, und indem sie Elisabeths Hand drückte, sagte sie: "Also überraschen wir Dich doch! Schon glaubte ich, Du wärest auf dieses Wiedersehen vorbereitet." Und eh' noch die Angeredete geantwortet, übernahm sie deren Amt und stellte die Herrn einander förmlich vor. Bei Nennung von Thalheims Namen zuckte es auch seltsam über Jaromirs Gesicht -- aber das war bald verbannt ihrer Seligkeit halbberauschte Braut an der Hand des Geliebten unter den Bäumen hervor. Plötzlich standen sich vier überraschte Menschen sprachlos gegenüber. Elisabeth war plötzlich regungslos wie festgezaubert, die Blicke zu Boden gesenkt, als sie Thalheim erkannt hatte. Diesen selbst durchzuckte bei Jaromirs Anblick eine seltsame Art von Schmerz — wenn auch unschuldig, war dieser doch die Ursache seines gemordeten Lebensglückes und daß er nun gerade ihm hier begegnen mußte. Jaromir sann nach, wer der Fremde wohl sei, der ihn mit einem so seltsamen Blicke maß — und der ihm wohl auch kein ganz Fremder sei — er mußte ihn schon irgend einmal gesehen haben. Am Unbefangensten war noch Pauline, die sich doch über weiter Nichts zu verwundern hatte, als daß sie Jaromir so vertraulich an der Freundin Seite sah. Daher konnte auch sie zuerst das Wort nehmen, und indem sie Elisabeths Hand drückte, sagte sie: „Also überraschen wir Dich doch! Schon glaubte ich, Du wärest auf dieses Wiedersehen vorbereitet.“ Und eh’ noch die Angeredete geantwortet, übernahm sie deren Amt und stellte die Herrn einander förmlich vor. Bei Nennung von Thalheims Namen zuckte es auch seltsam über Jaromirs Gesicht — aber das war bald verbannt <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0102" n="98"/> ihrer Seligkeit halbberauschte Braut an der Hand des Geliebten unter den Bäumen hervor.</p> <p>Plötzlich standen sich vier überraschte Menschen sprachlos gegenüber.</p> <p>Elisabeth war plötzlich regungslos wie festgezaubert, die Blicke zu Boden gesenkt, als sie Thalheim erkannt hatte. Diesen selbst durchzuckte bei Jaromirs Anblick eine seltsame Art von Schmerz — wenn auch unschuldig, war dieser doch die Ursache seines gemordeten Lebensglückes und daß er nun gerade ihm hier begegnen mußte.</p> <p>Jaromir sann nach, wer der Fremde wohl sei, der ihn mit einem so seltsamen Blicke maß — und der ihm wohl auch kein ganz Fremder sei — er mußte ihn schon irgend einmal gesehen haben.</p> <p>Am Unbefangensten war noch Pauline, die sich doch über weiter Nichts zu verwundern hatte, als daß sie Jaromir so vertraulich an der Freundin Seite sah. Daher konnte auch sie zuerst das Wort nehmen, und indem sie Elisabeths Hand drückte, sagte sie: „Also überraschen wir Dich doch! Schon glaubte ich, Du wärest auf dieses Wiedersehen vorbereitet.“ Und eh’ noch die Angeredete geantwortet, übernahm sie deren Amt und stellte die Herrn einander förmlich vor.</p> <p>Bei Nennung von Thalheims Namen zuckte es auch seltsam über Jaromirs Gesicht — aber das war bald verbannt </p> </div> </body> </text> </TEI> [98/0102]
ihrer Seligkeit halbberauschte Braut an der Hand des Geliebten unter den Bäumen hervor.
Plötzlich standen sich vier überraschte Menschen sprachlos gegenüber.
Elisabeth war plötzlich regungslos wie festgezaubert, die Blicke zu Boden gesenkt, als sie Thalheim erkannt hatte. Diesen selbst durchzuckte bei Jaromirs Anblick eine seltsame Art von Schmerz — wenn auch unschuldig, war dieser doch die Ursache seines gemordeten Lebensglückes und daß er nun gerade ihm hier begegnen mußte.
Jaromir sann nach, wer der Fremde wohl sei, der ihn mit einem so seltsamen Blicke maß — und der ihm wohl auch kein ganz Fremder sei — er mußte ihn schon irgend einmal gesehen haben.
Am Unbefangensten war noch Pauline, die sich doch über weiter Nichts zu verwundern hatte, als daß sie Jaromir so vertraulich an der Freundin Seite sah. Daher konnte auch sie zuerst das Wort nehmen, und indem sie Elisabeths Hand drückte, sagte sie: „Also überraschen wir Dich doch! Schon glaubte ich, Du wärest auf dieses Wiedersehen vorbereitet.“ Und eh’ noch die Angeredete geantwortet, übernahm sie deren Amt und stellte die Herrn einander förmlich vor.
Bei Nennung von Thalheims Namen zuckte es auch seltsam über Jaromirs Gesicht — aber das war bald verbannt
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss03_1846 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss03_1846/102 |
Zitationshilfe: | Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 3. Leipzig, 1846, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss03_1846/102>, abgerufen am 22.07.2024. |