Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 2. Leipzig, 1846.was sonst jeder Handwerker, jeder Kaufmann darf: seine Arbeit, seine Mühe bezahlt zu nehmen wie er will, den um Tagelohn arbeitenden Armen ein Verbrechen macht. Aber es ist ein Mal so! -- Das haben auch die Eisenbahnarbeiter vorher wissen können -- und unter ihren Verhältnissen ist, was sie thaten auch wirklich Unrecht, denn es ist ein Wortbruch, da sie sich vorher anheischig gemacht hatten, um den ihnen einmal bewilligten Lohn zu arbeiten -- sahen sie, daß sie es so nicht länger aushalten konnten, so hätten sie wenigstens einen gesetzlichen Termin abwarten sollen, wo sie die Arbeit in Ruh und Friede kündigen konnten." "Aber das würde ihnen auch Nichts geholfen haben -- im besten Falle hätten sie dann doch nur die Wahl gehabt: entweder für den kargen Lohn fortzuarbeiten, oder plötzlich arbeitslos -- zu verhungern." "Nun freilich schlimm genug, daß es so ist -- aber wie kommst Du dazu, mir Vorwürfe zu machen?" "Wenn wir gewußt hätten, daß unsere entfernten Kameraden sich erhoben, so würden wir ihnen gefolgt sein und gemeinschaftliche Sache mit ihnen gemacht haben. Dann wären wir ihrer gleich mehrere Hunderte gewesen und die paar Soldaten hätten Nichts vermogt." "Nun, und was wäre denn dabei noch herausgekommen, da Du erst selbst sagst, daß wir auf diesem Wege nicht zu unsrem Rechte kämen?" was sonst jeder Handwerker, jeder Kaufmann darf: seine Arbeit, seine Mühe bezahlt zu nehmen wie er will, den um Tagelohn arbeitenden Armen ein Verbrechen macht. Aber es ist ein Mal so! — Das haben auch die Eisenbahnarbeiter vorher wissen können — und unter ihren Verhältnissen ist, was sie thaten auch wirklich Unrecht, denn es ist ein Wortbruch, da sie sich vorher anheischig gemacht hatten, um den ihnen einmal bewilligten Lohn zu arbeiten — sahen sie, daß sie es so nicht länger aushalten konnten, so hätten sie wenigstens einen gesetzlichen Termin abwarten sollen, wo sie die Arbeit in Ruh und Friede kündigen konnten.“ „Aber das würde ihnen auch Nichts geholfen haben — im besten Falle hätten sie dann doch nur die Wahl gehabt: entweder für den kargen Lohn fortzuarbeiten, oder plötzlich arbeitslos — zu verhungern.“ „Nun freilich schlimm genug, daß es so ist — aber wie kommst Du dazu, mir Vorwürfe zu machen?“ „Wenn wir gewußt hätten, daß unsere entfernten Kameraden sich erhoben, so würden wir ihnen gefolgt sein und gemeinschaftliche Sache mit ihnen gemacht haben. Dann wären wir ihrer gleich mehrere Hunderte gewesen und die paar Soldaten hätten Nichts vermogt.“ „Nun, und was wäre denn dabei noch herausgekommen, da Du erst selbst sagst, daß wir auf diesem Wege nicht zu unsrem Rechte kämen?“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0187" n="181"/> was sonst jeder Handwerker, jeder Kaufmann darf: seine Arbeit, seine Mühe bezahlt zu nehmen wie er will, den um Tagelohn arbeitenden Armen ein Verbrechen macht. Aber es ist ein Mal so! — Das haben auch die Eisenbahnarbeiter vorher wissen können — und unter ihren Verhältnissen ist, was sie thaten auch wirklich Unrecht, denn es ist ein Wortbruch, da sie sich vorher anheischig gemacht hatten, um den ihnen einmal bewilligten Lohn zu arbeiten — sahen sie, daß sie es so nicht länger aushalten konnten, so hätten sie wenigstens einen gesetzlichen Termin abwarten sollen, wo sie die Arbeit in Ruh und Friede kündigen konnten.“</p> <p>„Aber das würde ihnen auch Nichts geholfen haben — im besten Falle hätten sie dann doch nur die Wahl gehabt: entweder für den kargen Lohn fortzuarbeiten, oder plötzlich arbeitslos — zu verhungern.“</p> <p>„Nun freilich schlimm genug, daß es so ist — aber wie kommst Du dazu, mir Vorwürfe zu machen?“</p> <p>„Wenn wir gewußt hätten, daß unsere entfernten Kameraden sich erhoben, so würden wir ihnen gefolgt sein und gemeinschaftliche Sache mit ihnen gemacht haben. Dann wären wir ihrer gleich mehrere Hunderte gewesen und die paar Soldaten hätten Nichts vermogt.“</p> <p>„Nun, und was wäre denn dabei noch herausgekommen, da Du erst selbst sagst, daß wir auf diesem Wege nicht zu unsrem Rechte kämen?“</p> </div> </body> </text> </TEI> [181/0187]
was sonst jeder Handwerker, jeder Kaufmann darf: seine Arbeit, seine Mühe bezahlt zu nehmen wie er will, den um Tagelohn arbeitenden Armen ein Verbrechen macht. Aber es ist ein Mal so! — Das haben auch die Eisenbahnarbeiter vorher wissen können — und unter ihren Verhältnissen ist, was sie thaten auch wirklich Unrecht, denn es ist ein Wortbruch, da sie sich vorher anheischig gemacht hatten, um den ihnen einmal bewilligten Lohn zu arbeiten — sahen sie, daß sie es so nicht länger aushalten konnten, so hätten sie wenigstens einen gesetzlichen Termin abwarten sollen, wo sie die Arbeit in Ruh und Friede kündigen konnten.“
„Aber das würde ihnen auch Nichts geholfen haben — im besten Falle hätten sie dann doch nur die Wahl gehabt: entweder für den kargen Lohn fortzuarbeiten, oder plötzlich arbeitslos — zu verhungern.“
„Nun freilich schlimm genug, daß es so ist — aber wie kommst Du dazu, mir Vorwürfe zu machen?“
„Wenn wir gewußt hätten, daß unsere entfernten Kameraden sich erhoben, so würden wir ihnen gefolgt sein und gemeinschaftliche Sache mit ihnen gemacht haben. Dann wären wir ihrer gleich mehrere Hunderte gewesen und die paar Soldaten hätten Nichts vermogt.“
„Nun, und was wäre denn dabei noch herausgekommen, da Du erst selbst sagst, daß wir auf diesem Wege nicht zu unsrem Rechte kämen?“
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Zitationshilfe: | Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 2. Leipzig, 1846, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss02_1846/187>, abgerufen am 22.07.2024. |