Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 1. Leipzig, 1846.sich zurückzuziehen. Der nächste Nachbar ihrer Besitzungen trug jedoch noch unausgesetzt nicht wenig dazu bei, sie in der Trauer über die Sitten und aristokratischen Vorrechte entschwundener Zeiten zu bestärken. Es war dies Herr Christian Felchner, welcher vom Vater des jetzigen Grafen Hohenthal, als dieser durch einen Prozeß, den erst der Sohn gewann, seine Vermögensumstände sehr zerrüttet sah, ein ansehnliches Stück der zu den Hohenthal'schen Gütern gehörigen Ländereien gekauft und sie zur Anlegung einer großen Wollfabrik benutzt hatte. Graf Hohenthal, besonders durch seine Gattin dazu aufgemuntert, hatte dem Fabrikbesitzer enorme Summen geboten, um wenigstens theilweise und so viel, als irgend möglich, wieder den früher zu seinen Gütern gehörigen Grund und Boden in seinen Besitz zu bekommen -- allein Christian Felchner war nicht der Mann, der, wo er einmal sich angesiedelt, sich wieder vertreiben ließ, nicht der Mann, der je seine Ansprüche vor den Forderungen einer Aristokratie der Geburt gemäßigt hätte. Auf die Anträge des Grafen gab Christian Felchner nur kurz zur Antwort: er könne durchaus nicht darauf eingehen; und als jener seine Anerbietungen noch steigerte und nachdrücklicher zu machen suchte, traf er eines Tages an einer Stelle, die seinen Park begränzte und in Felchner's Besitz war, eine Menge Arbeiter daselbst beschäftigt. Bald erhob sich an diesem Platz eine neue Spinnerei und bald sich zurückzuziehen. Der nächste Nachbar ihrer Besitzungen trug jedoch noch unausgesetzt nicht wenig dazu bei, sie in der Trauer über die Sitten und aristokratischen Vorrechte entschwundener Zeiten zu bestärken. Es war dies Herr Christian Felchner, welcher vom Vater des jetzigen Grafen Hohenthal, als dieser durch einen Prozeß, den erst der Sohn gewann, seine Vermögensumstände sehr zerrüttet sah, ein ansehnliches Stück der zu den Hohenthal’schen Gütern gehörigen Ländereien gekauft und sie zur Anlegung einer großen Wollfabrik benutzt hatte. Graf Hohenthal, besonders durch seine Gattin dazu aufgemuntert, hatte dem Fabrikbesitzer enorme Summen geboten, um wenigstens theilweise und so viel, als irgend möglich, wieder den früher zu seinen Gütern gehörigen Grund und Boden in seinen Besitz zu bekommen — allein Christian Felchner war nicht der Mann, der, wo er einmal sich angesiedelt, sich wieder vertreiben ließ, nicht der Mann, der je seine Ansprüche vor den Forderungen einer Aristokratie der Geburt gemäßigt hätte. Auf die Anträge des Grafen gab Christian Felchner nur kurz zur Antwort: er könne durchaus nicht darauf eingehen; und als jener seine Anerbietungen noch steigerte und nachdrücklicher zu machen suchte, traf er eines Tages an einer Stelle, die seinen Park begränzte und in Felchner’s Besitz war, eine Menge Arbeiter daselbst beschäftigt. Bald erhob sich an diesem Platz eine neue Spinnerei und bald <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0023" n="13"/> sich zurückzuziehen. Der nächste Nachbar ihrer Besitzungen trug jedoch noch unausgesetzt nicht wenig dazu bei, sie in der Trauer über die Sitten und aristokratischen Vorrechte entschwundener Zeiten zu bestärken. Es war dies Herr Christian Felchner, welcher vom Vater des jetzigen Grafen Hohenthal, als dieser durch einen Prozeß, den erst der Sohn gewann, seine Vermögensumstände sehr zerrüttet sah, ein ansehnliches Stück der zu den Hohenthal’schen Gütern gehörigen Ländereien gekauft und sie zur Anlegung einer großen Wollfabrik benutzt hatte. Graf Hohenthal, besonders durch seine Gattin dazu aufgemuntert, hatte dem Fabrikbesitzer enorme Summen geboten, um wenigstens theilweise und so viel, als irgend möglich, wieder den früher zu seinen Gütern gehörigen Grund und Boden in seinen Besitz zu bekommen — allein Christian Felchner war nicht der Mann, der, wo er einmal sich angesiedelt, sich wieder vertreiben ließ, nicht der Mann, der je seine Ansprüche vor den Forderungen einer Aristokratie der Geburt gemäßigt hätte. Auf die Anträge des Grafen gab Christian Felchner nur kurz zur Antwort: er könne durchaus nicht darauf eingehen; und als jener seine Anerbietungen noch steigerte und nachdrücklicher zu machen suchte, traf er eines Tages an einer Stelle, die seinen Park begränzte und in Felchner’s Besitz war, eine Menge Arbeiter daselbst beschäftigt. Bald erhob sich an diesem Platz eine neue Spinnerei und bald </p> </div> </body> </text> </TEI> [13/0023]
sich zurückzuziehen. Der nächste Nachbar ihrer Besitzungen trug jedoch noch unausgesetzt nicht wenig dazu bei, sie in der Trauer über die Sitten und aristokratischen Vorrechte entschwundener Zeiten zu bestärken. Es war dies Herr Christian Felchner, welcher vom Vater des jetzigen Grafen Hohenthal, als dieser durch einen Prozeß, den erst der Sohn gewann, seine Vermögensumstände sehr zerrüttet sah, ein ansehnliches Stück der zu den Hohenthal’schen Gütern gehörigen Ländereien gekauft und sie zur Anlegung einer großen Wollfabrik benutzt hatte. Graf Hohenthal, besonders durch seine Gattin dazu aufgemuntert, hatte dem Fabrikbesitzer enorme Summen geboten, um wenigstens theilweise und so viel, als irgend möglich, wieder den früher zu seinen Gütern gehörigen Grund und Boden in seinen Besitz zu bekommen — allein Christian Felchner war nicht der Mann, der, wo er einmal sich angesiedelt, sich wieder vertreiben ließ, nicht der Mann, der je seine Ansprüche vor den Forderungen einer Aristokratie der Geburt gemäßigt hätte. Auf die Anträge des Grafen gab Christian Felchner nur kurz zur Antwort: er könne durchaus nicht darauf eingehen; und als jener seine Anerbietungen noch steigerte und nachdrücklicher zu machen suchte, traf er eines Tages an einer Stelle, die seinen Park begränzte und in Felchner’s Besitz war, eine Menge Arbeiter daselbst beschäftigt. Bald erhob sich an diesem Platz eine neue Spinnerei und bald
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Zitationshilfe: | Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 1. Leipzig, 1846, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss01_1846/23>, abgerufen am 16.02.2025. |