Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 1. Leipzig, 1846.

Bild:
<< vorherige Seite

"Ich bringe Euch Leinwand, um das Kind zu verbinden, das --"

Liese ließ Pauline, welche mit schüchterner Stimme, fast zitternd gesprochen hatte, nicht ausreden, sondern sagte halb lachend:

"Nun, wenn Eure schöne, weiße Leinewand nur wieder ganz machen könnte, was Eurr verfluchten Maschinen zerreißen -- ja, ja Eure verfluchten Maschinen, die der Teufel erfunden hat -- aber Ihr könnt Euch darauf verlassen, wir haben gerade Lust, ein Mal Gottesgericht zu halten mit unsern schwachen Händen über diese Teufelswerke -- wenn sie auch die Hände unsrer armen kleinen Kinder zerdrücken, unsre Fäuste sind stark genug, mit den Maschinen einmal ein Ende zu machen."

"Ich bringe etwas Essen für Eure Kinder -- und wenn Ihr selbst Hunger habt --" sagte Pauline, und hatte, indem sie suchte sich zu stellen, als habe sie die drohende Rede nicht gehört, während dessen den Korb geöffnet, den Franz herein getragen hatte. Dieser hatte sich entfernt, und sie nahm Brod aus dem Korb, welcher noch andere Lebensmittel enthielt, und gab den beiden kleinsten Mädchen ein paar Semmeln, welche gierig darüber herfielen.

"Da thut Ihr ein Gotteslohn," sagte Frau Martha.

Die lange Lise aber sagte in demselben Tone, wie vorher: "Ja, die Würmer sind alle dem Verhungern nahe --

„Ich bringe Euch Leinwand, um das Kind zu verbinden, das —“

Liese ließ Pauline, welche mit schüchterner Stimme, fast zitternd gesprochen hatte, nicht ausreden, sondern sagte halb lachend:

„Nun, wenn Eure schöne, weiße Leinewand nur wieder ganz machen könnte, was Eurr verfluchten Maschinen zerreißen — ja, ja Eure verfluchten Maschinen, die der Teufel erfunden hat — aber Ihr könnt Euch darauf verlassen, wir haben gerade Lust, ein Mal Gottesgericht zu halten mit unsern schwachen Händen über diese Teufelswerke — wenn sie auch die Hände unsrer armen kleinen Kinder zerdrücken, unsre Fäuste sind stark genug, mit den Maschinen einmal ein Ende zu machen.“

„Ich bringe etwas Essen für Eure Kinder — und wenn Ihr selbst Hunger habt —“ sagte Pauline, und hatte, indem sie suchte sich zu stellen, als habe sie die drohende Rede nicht gehört, während dessen den Korb geöffnet, den Franz herein getragen hatte. Dieser hatte sich entfernt, und sie nahm Brod aus dem Korb, welcher noch andere Lebensmittel enthielt, und gab den beiden kleinsten Mädchen ein paar Semmeln, welche gierig darüber herfielen.

„Da thut Ihr ein Gotteslohn,“ sagte Frau Martha.

Die lange Lise aber sagte in demselben Tone, wie vorher: „Ja, die Würmer sind alle dem Verhungern nahe —

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0222" n="212"/>
        <p> &#x201E;Ich bringe Euch Leinwand, um das Kind zu verbinden, das &#x2014;&#x201C;</p>
        <p>Liese ließ Pauline, welche mit schüchterner Stimme, fast zitternd gesprochen hatte, nicht ausreden, sondern sagte halb lachend:</p>
        <p>&#x201E;Nun, wenn Eure schöne, weiße Leinewand nur wieder ganz machen könnte, was Eurr verfluchten Maschinen zerreißen &#x2014; ja, ja Eure verfluchten Maschinen, die der Teufel erfunden hat &#x2014; aber Ihr könnt Euch darauf verlassen, wir haben gerade Lust, ein Mal Gottesgericht zu halten mit unsern schwachen Händen über diese Teufelswerke &#x2014; wenn sie auch die Hände unsrer armen kleinen Kinder zerdrücken, unsre Fäuste sind stark genug, mit den Maschinen einmal ein Ende zu machen.&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Ich bringe etwas Essen für Eure Kinder &#x2014; und wenn Ihr selbst Hunger habt &#x2014;&#x201C; sagte Pauline, und hatte, indem sie suchte sich zu stellen, als habe sie die drohende Rede nicht gehört, während dessen den Korb geöffnet, den Franz herein getragen hatte. Dieser hatte sich entfernt, und sie nahm Brod aus dem Korb, welcher noch andere Lebensmittel enthielt, und gab den beiden kleinsten Mädchen ein paar Semmeln, welche gierig darüber herfielen.</p>
        <p>&#x201E;Da thut Ihr ein Gotteslohn,&#x201C; sagte Frau Martha.</p>
        <p>Die lange Lise aber sagte in demselben Tone, wie vorher: &#x201E;Ja, die Würmer sind alle dem Verhungern nahe &#x2014;
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[212/0222] „Ich bringe Euch Leinwand, um das Kind zu verbinden, das —“ Liese ließ Pauline, welche mit schüchterner Stimme, fast zitternd gesprochen hatte, nicht ausreden, sondern sagte halb lachend: „Nun, wenn Eure schöne, weiße Leinewand nur wieder ganz machen könnte, was Eurr verfluchten Maschinen zerreißen — ja, ja Eure verfluchten Maschinen, die der Teufel erfunden hat — aber Ihr könnt Euch darauf verlassen, wir haben gerade Lust, ein Mal Gottesgericht zu halten mit unsern schwachen Händen über diese Teufelswerke — wenn sie auch die Hände unsrer armen kleinen Kinder zerdrücken, unsre Fäuste sind stark genug, mit den Maschinen einmal ein Ende zu machen.“ „Ich bringe etwas Essen für Eure Kinder — und wenn Ihr selbst Hunger habt —“ sagte Pauline, und hatte, indem sie suchte sich zu stellen, als habe sie die drohende Rede nicht gehört, während dessen den Korb geöffnet, den Franz herein getragen hatte. Dieser hatte sich entfernt, und sie nahm Brod aus dem Korb, welcher noch andere Lebensmittel enthielt, und gab den beiden kleinsten Mädchen ein paar Semmeln, welche gierig darüber herfielen. „Da thut Ihr ein Gotteslohn,“ sagte Frau Martha. Die lange Lise aber sagte in demselben Tone, wie vorher: „Ja, die Würmer sind alle dem Verhungern nahe —

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Repository TextGrid: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-08-23T11:52:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Christoph Leijser, Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-23T11:52:15Z)
HATHI TRUST Digital Library: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-08-23T11:52:15Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss01_1846
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss01_1846/222
Zitationshilfe: Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 1. Leipzig, 1846, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss01_1846/222>, abgerufen am 23.11.2024.