Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 1. Leipzig, 1846.

Bild:
<< vorherige Seite

Jaromir sah sehr harmlos die ganze bestürzte Gesellschaft der Reihe nach an.

Waldow wußte sich nicht mehr zu helfen, und hielt sich laut lachend die Seiten -- endlich sagte er: "Sie sehen, Herr Hofrath, an welchem fürchterlichen Spleen mein armer Freund bereits leidet -- Sie werden eine glänzende Genugthuung von ihm erhalten, denn über kurz oder lang werden Sie ihn in Ihrer Anstalt finden."

Eh' man über dieses Mißverständniß sich deutlicher erklären konnte, fuhr unten ein Wagen vor, und ein Diener meldete Herrn Felchner.

Der Rittmeister ward ein Wenig blaß. "Der Mensch kommt in Geschäften zu mir, welche keinen Aufschub leiden," sagte er, und fügte eilig, wie sich besinnend hinzu: "Es betrifft Grenzstreitigkeiten und Ablösungsverhältnisse. Ich bitte zu entschuldigen, wenn ich mich in mein Zimmer zurückziehe."

Auch der Wagen des Hofraths hielt unten, und so trennte man sich für den Augenblick schnell von einander. Die Gattin des Rittmeisters warf diesem einen flehenden Blick zu, und ging ebenfalls in ihr Zimmer -- Waldow warf sich gähnend in eine Sophaecke, wo er alsbald entschlief, während Jaromir ein Packet Zeitungen ergriff, eine Cigarre anzündete, und damit in den Garten ging.

Jaromir sah sehr harmlos die ganze bestürzte Gesellschaft der Reihe nach an.

Waldow wußte sich nicht mehr zu helfen, und hielt sich laut lachend die Seiten — endlich sagte er: „Sie sehen, Herr Hofrath, an welchem fürchterlichen Spleen mein armer Freund bereits leidet — Sie werden eine glänzende Genugthuung von ihm erhalten, denn über kurz oder lang werden Sie ihn in Ihrer Anstalt finden.“

Eh’ man über dieses Mißverständniß sich deutlicher erklären konnte, fuhr unten ein Wagen vor, und ein Diener meldete Herrn Felchner.

Der Rittmeister ward ein Wenig blaß. „Der Mensch kommt in Geschäften zu mir, welche keinen Aufschub leiden,“ sagte er, und fügte eilig, wie sich besinnend hinzu: „Es betrifft Grenzstreitigkeiten und Ablösungsverhältnisse. Ich bitte zu entschuldigen, wenn ich mich in mein Zimmer zurückziehe.“

Auch der Wagen des Hofraths hielt unten, und so trennte man sich für den Augenblick schnell von einander. Die Gattin des Rittmeisters warf diesem einen flehenden Blick zu, und ging ebenfalls in ihr Zimmer — Waldow warf sich gähnend in eine Sophaecke, wo er alsbald entschlief, während Jaromir ein Packet Zeitungen ergriff, eine Cigarre anzündete, und damit in den Garten ging.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0181" n="171"/>
        <p> Jaromir sah sehr harmlos die ganze bestürzte Gesellschaft der Reihe nach an.</p>
        <p>Waldow wußte sich nicht mehr zu helfen, und hielt sich laut lachend die Seiten &#x2014; endlich sagte er: &#x201E;Sie sehen, Herr Hofrath, an welchem fürchterlichen Spleen mein armer Freund bereits leidet &#x2014; Sie werden eine glänzende Genugthuung von ihm erhalten, denn über kurz oder lang werden Sie ihn in Ihrer Anstalt finden.&#x201C;</p>
        <p>Eh&#x2019; man über dieses Mißverständniß sich deutlicher erklären konnte, fuhr unten ein Wagen vor, und ein Diener meldete Herrn Felchner.</p>
        <p>Der Rittmeister ward ein Wenig blaß. &#x201E;Der Mensch kommt in Geschäften zu mir, welche keinen Aufschub leiden,&#x201C; sagte er, und fügte eilig, wie sich besinnend hinzu: &#x201E;Es betrifft Grenzstreitigkeiten und Ablösungsverhältnisse. Ich bitte zu entschuldigen, wenn ich mich in mein Zimmer zurückziehe.&#x201C;</p>
        <p>Auch der Wagen des Hofraths hielt unten, und so trennte man sich für den Augenblick schnell von einander. Die Gattin des Rittmeisters warf diesem einen flehenden Blick zu, und ging ebenfalls in ihr Zimmer &#x2014; Waldow warf sich gähnend in eine Sophaecke, wo er alsbald entschlief, während Jaromir ein Packet Zeitungen ergriff, eine Cigarre anzündete, und damit in den Garten ging.</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[171/0181] Jaromir sah sehr harmlos die ganze bestürzte Gesellschaft der Reihe nach an. Waldow wußte sich nicht mehr zu helfen, und hielt sich laut lachend die Seiten — endlich sagte er: „Sie sehen, Herr Hofrath, an welchem fürchterlichen Spleen mein armer Freund bereits leidet — Sie werden eine glänzende Genugthuung von ihm erhalten, denn über kurz oder lang werden Sie ihn in Ihrer Anstalt finden.“ Eh’ man über dieses Mißverständniß sich deutlicher erklären konnte, fuhr unten ein Wagen vor, und ein Diener meldete Herrn Felchner. Der Rittmeister ward ein Wenig blaß. „Der Mensch kommt in Geschäften zu mir, welche keinen Aufschub leiden,“ sagte er, und fügte eilig, wie sich besinnend hinzu: „Es betrifft Grenzstreitigkeiten und Ablösungsverhältnisse. Ich bitte zu entschuldigen, wenn ich mich in mein Zimmer zurückziehe.“ Auch der Wagen des Hofraths hielt unten, und so trennte man sich für den Augenblick schnell von einander. Die Gattin des Rittmeisters warf diesem einen flehenden Blick zu, und ging ebenfalls in ihr Zimmer — Waldow warf sich gähnend in eine Sophaecke, wo er alsbald entschlief, während Jaromir ein Packet Zeitungen ergriff, eine Cigarre anzündete, und damit in den Garten ging.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Repository TextGrid: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-08-23T11:52:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Christoph Leijser, Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-23T11:52:15Z)
HATHI TRUST Digital Library: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-08-23T11:52:15Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss01_1846
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss01_1846/181
Zitationshilfe: Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 1. Leipzig, 1846, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss01_1846/181>, abgerufen am 25.11.2024.