Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 1. Leipzig, 1846.welcher zu helfen ist, in den Familien unsrer Fabrikarbeiter sehen, mich davon zu unterrichten, und da werde ich Alles thun, was ich vermag. Oder haben Sie selbst nicht ausreichenden Verdienst? Nehmen Sie dies Geld für Diejenigen, welche es am Meisten bedürfen.< Er nahm, was ich ihm gab, mit leuchtenden Augen, sagte, er habe für sich schon Erwerb genug, aber er wisse Viele, die es brauchen könnten -- und er drückte mir herzlich, mit edler Freimüthigkeit die Hand. Darauf fragte ich ihn, ob er ein Bruder des Doctor Thalheim in *** sei, und er erzählte mir kurz, was ich Dir bereits mitgetheilt. Ehe jener weiter gereis't war, hatte er Franz hier besucht, da er vorher ein paar Tage auf Waldow's Gut gewesen, und er habe gesagt, wiederholte mir Franz: Fräulein Pauline ist ein edles Mädchen, das, wo es kann, sich Eurer Noth annehmen wird." Elisabeth umarmte die Freundin, und sagte: "Also war es deshalb, als Thalheim Dir das Versprechen abnahm, >immer, wenn nicht die Schwester, doch die Freundin der Armen und Niedriggeborenen zu sein --< es ist sein Befehl, sein Wunsch, darum ist er so heilig." Während dieses langen Zwiegespräches der Freundinnen war bereits das spärliche Sonnenlicht längst verlöscht, und der frühe Abend begann hereinzudunkeln. Elisabeth welcher zu helfen ist, in den Familien unsrer Fabrikarbeiter sehen, mich davon zu unterrichten, und da werde ich Alles thun, was ich vermag. Oder haben Sie selbst nicht ausreichenden Verdienst? Nehmen Sie dies Geld für Diejenigen, welche es am Meisten bedürfen.‹ Er nahm, was ich ihm gab, mit leuchtenden Augen, sagte, er habe für sich schon Erwerb genug, aber er wisse Viele, die es brauchen könnten — und er drückte mir herzlich, mit edler Freimüthigkeit die Hand. Darauf fragte ich ihn, ob er ein Bruder des Doctor Thalheim in *** sei, und er erzählte mir kurz, was ich Dir bereits mitgetheilt. Ehe jener weiter gereis’t war, hatte er Franz hier besucht, da er vorher ein paar Tage auf Waldow’s Gut gewesen, und er habe gesagt, wiederholte mir Franz: Fräulein Pauline ist ein edles Mädchen, das, wo es kann, sich Eurer Noth annehmen wird.“ Elisabeth umarmte die Freundin, und sagte: „Also war es deshalb, als Thalheim Dir das Versprechen abnahm, ›immer, wenn nicht die Schwester, doch die Freundin der Armen und Niedriggeborenen zu sein —‹ es ist sein Befehl, sein Wunsch, darum ist er so heilig.“ Während dieses langen Zwiegespräches der Freundinnen war bereits das spärliche Sonnenlicht längst verlöscht, und der frühe Abend begann hereinzudunkeln. Elisabeth <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0155" n="145"/> welcher zu helfen ist, in den Familien unsrer Fabrikarbeiter sehen, mich davon zu unterrichten, und da werde ich Alles thun, was ich vermag. Oder haben Sie selbst nicht ausreichenden Verdienst? Nehmen Sie dies Geld für Diejenigen, welche es am Meisten bedürfen.‹ Er nahm, was ich ihm gab, mit leuchtenden Augen, sagte, er habe für sich schon Erwerb genug, aber er wisse Viele, die es brauchen könnten — und er drückte mir herzlich, mit edler Freimüthigkeit die Hand. Darauf fragte ich ihn, ob er ein Bruder des Doctor Thalheim in *** sei, und er erzählte mir kurz, was ich Dir bereits mitgetheilt. Ehe jener weiter gereis’t war, hatte er Franz hier besucht, da er vorher ein paar Tage auf Waldow’s Gut gewesen, und er habe gesagt, wiederholte mir Franz: Fräulein Pauline ist ein edles Mädchen, das, wo es kann, sich Eurer Noth annehmen wird.“</p> <p>Elisabeth umarmte die Freundin, und sagte: „Also war es deshalb, als Thalheim Dir das Versprechen abnahm, ›immer, wenn nicht die Schwester, doch die Freundin der Armen und Niedriggeborenen zu sein —‹ es ist sein Befehl, sein Wunsch, darum ist er so heilig.“</p> <p>Während dieses langen Zwiegespräches der Freundinnen war bereits das spärliche Sonnenlicht längst verlöscht, und der frühe Abend begann hereinzudunkeln. Elisabeth </p> </div> </body> </text> </TEI> [145/0155]
welcher zu helfen ist, in den Familien unsrer Fabrikarbeiter sehen, mich davon zu unterrichten, und da werde ich Alles thun, was ich vermag. Oder haben Sie selbst nicht ausreichenden Verdienst? Nehmen Sie dies Geld für Diejenigen, welche es am Meisten bedürfen.‹ Er nahm, was ich ihm gab, mit leuchtenden Augen, sagte, er habe für sich schon Erwerb genug, aber er wisse Viele, die es brauchen könnten — und er drückte mir herzlich, mit edler Freimüthigkeit die Hand. Darauf fragte ich ihn, ob er ein Bruder des Doctor Thalheim in *** sei, und er erzählte mir kurz, was ich Dir bereits mitgetheilt. Ehe jener weiter gereis’t war, hatte er Franz hier besucht, da er vorher ein paar Tage auf Waldow’s Gut gewesen, und er habe gesagt, wiederholte mir Franz: Fräulein Pauline ist ein edles Mädchen, das, wo es kann, sich Eurer Noth annehmen wird.“
Elisabeth umarmte die Freundin, und sagte: „Also war es deshalb, als Thalheim Dir das Versprechen abnahm, ›immer, wenn nicht die Schwester, doch die Freundin der Armen und Niedriggeborenen zu sein —‹ es ist sein Befehl, sein Wunsch, darum ist er so heilig.“
Während dieses langen Zwiegespräches der Freundinnen war bereits das spärliche Sonnenlicht längst verlöscht, und der frühe Abend begann hereinzudunkeln. Elisabeth
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Zitationshilfe: | Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 1. Leipzig, 1846, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss01_1846/155>, abgerufen am 22.07.2024. |