Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 1. Leipzig, 1846.zu Verbrechern herabsinken, nicht sie allein dafür verantwortlich sind, sondern diejenigen, denen es ein Leichtes gewesen wäre, sich ihrer Noth zu erbarmen, und welche es doch nicht gethan haben. Verzeihen Sie, wenn ich zu laut und zu heftig spreche,< setzte er hinzu, indem er wieder zurücktrat, und seine Augen senkte, >aber ich kann nicht anders.< Ich suchte ihn darauf deutlich zu machen, wie glücklich es mich selbst machen würde, wenn ich all' dies Elend verschwinden sähe, wie ich aber selbst ganz unbekannt sei mit aller Leitung des Fabrikwesens, und wie es mir nicht zukomme, ich mithin auch nicht im Stande sei, andere Einrichtungen zu bewerkstelligen, durch welche die Arbeiter besser gestellt, und die Kinderhände erspart würden -- ja daß ich nicht einmal wisse, ob dies wirklich möglich sei, wenigstens sagten mir Alle, welche Fabriken zu leiten hätten, es sei nicht möglich -- und das mache mich selbst am Allertraurigsten. Unwillkührlich traten mir, als ich dies Alles sagte, Thränen in die Augen, und ich konnte nicht weiter sprechen. -- >Ja, ich glaube es wohl,< sagte er. >Diejenigen, welche gern helfen möchten, können es nicht, und Alle die, welche es recht wohl vermöchten und sollten, die wollen nicht helfen.< Ich ließ das unbeachtet, und sagte: >Ich ließ Sie rufen, ein Mal, um Sie zu warnen, von Ihren Büchern wo möglich meinem Vater Nichts wissen zu lassen, und dann wollte ich Sie bitten, da, wo Sie eine augenblickliche Noth zu Verbrechern herabsinken, nicht sie allein dafür verantwortlich sind, sondern diejenigen, denen es ein Leichtes gewesen wäre, sich ihrer Noth zu erbarmen, und welche es doch nicht gethan haben. Verzeihen Sie, wenn ich zu laut und zu heftig spreche,‹ setzte er hinzu, indem er wieder zurücktrat, und seine Augen senkte, ›aber ich kann nicht anders.‹ Ich suchte ihn darauf deutlich zu machen, wie glücklich es mich selbst machen würde, wenn ich all’ dies Elend verschwinden sähe, wie ich aber selbst ganz unbekannt sei mit aller Leitung des Fabrikwesens, und wie es mir nicht zukomme, ich mithin auch nicht im Stande sei, andere Einrichtungen zu bewerkstelligen, durch welche die Arbeiter besser gestellt, und die Kinderhände erspart würden — ja daß ich nicht einmal wisse, ob dies wirklich möglich sei, wenigstens sagten mir Alle, welche Fabriken zu leiten hätten, es sei nicht möglich — und das mache mich selbst am Allertraurigsten. Unwillkührlich traten mir, als ich dies Alles sagte, Thränen in die Augen, und ich konnte nicht weiter sprechen. — ›Ja, ich glaube es wohl,‹ sagte er. ›Diejenigen, welche gern helfen möchten, können es nicht, und Alle die, welche es recht wohl vermöchten und sollten, die wollen nicht helfen.‹ Ich ließ das unbeachtet, und sagte: ›Ich ließ Sie rufen, ein Mal, um Sie zu warnen, von Ihren Büchern wo möglich meinem Vater Nichts wissen zu lassen, und dann wollte ich Sie bitten, da, wo Sie eine augenblickliche Noth <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0154" n="144"/> zu Verbrechern herabsinken, nicht sie allein dafür verantwortlich sind, sondern diejenigen, denen es ein Leichtes gewesen wäre, sich ihrer Noth zu erbarmen, und welche es doch nicht gethan haben. Verzeihen Sie, wenn ich zu laut und zu heftig spreche,‹ setzte er hinzu, indem er wieder zurücktrat, und seine Augen senkte, ›aber ich kann nicht anders.‹ Ich suchte ihn darauf deutlich zu machen, wie glücklich es mich selbst machen würde, wenn ich all’ dies Elend verschwinden sähe, wie ich aber selbst ganz unbekannt sei mit aller Leitung des Fabrikwesens, und wie es mir nicht zukomme, ich mithin auch nicht im Stande sei, andere Einrichtungen zu bewerkstelligen, durch welche die Arbeiter besser gestellt, und die Kinderhände erspart würden — ja daß ich nicht einmal wisse, ob dies wirklich möglich sei, wenigstens sagten mir Alle, welche Fabriken zu leiten hätten, es sei nicht möglich — und das mache mich selbst am Allertraurigsten. Unwillkührlich traten mir, als ich dies Alles sagte, Thränen in die Augen, und ich konnte nicht weiter sprechen. — ›Ja, ich glaube es wohl,‹ sagte er. ›Diejenigen, welche gern helfen möchten, können es nicht, und Alle die, welche es recht wohl vermöchten und sollten, die wollen nicht helfen.‹ Ich ließ das unbeachtet, und sagte: ›Ich ließ Sie rufen, ein Mal, um Sie zu warnen, von Ihren Büchern wo möglich meinem Vater Nichts wissen zu lassen, und dann wollte ich Sie bitten, da, wo Sie eine augenblickliche Noth </p> </div> </body> </text> </TEI> [144/0154]
zu Verbrechern herabsinken, nicht sie allein dafür verantwortlich sind, sondern diejenigen, denen es ein Leichtes gewesen wäre, sich ihrer Noth zu erbarmen, und welche es doch nicht gethan haben. Verzeihen Sie, wenn ich zu laut und zu heftig spreche,‹ setzte er hinzu, indem er wieder zurücktrat, und seine Augen senkte, ›aber ich kann nicht anders.‹ Ich suchte ihn darauf deutlich zu machen, wie glücklich es mich selbst machen würde, wenn ich all’ dies Elend verschwinden sähe, wie ich aber selbst ganz unbekannt sei mit aller Leitung des Fabrikwesens, und wie es mir nicht zukomme, ich mithin auch nicht im Stande sei, andere Einrichtungen zu bewerkstelligen, durch welche die Arbeiter besser gestellt, und die Kinderhände erspart würden — ja daß ich nicht einmal wisse, ob dies wirklich möglich sei, wenigstens sagten mir Alle, welche Fabriken zu leiten hätten, es sei nicht möglich — und das mache mich selbst am Allertraurigsten. Unwillkührlich traten mir, als ich dies Alles sagte, Thränen in die Augen, und ich konnte nicht weiter sprechen. — ›Ja, ich glaube es wohl,‹ sagte er. ›Diejenigen, welche gern helfen möchten, können es nicht, und Alle die, welche es recht wohl vermöchten und sollten, die wollen nicht helfen.‹ Ich ließ das unbeachtet, und sagte: ›Ich ließ Sie rufen, ein Mal, um Sie zu warnen, von Ihren Büchern wo möglich meinem Vater Nichts wissen zu lassen, und dann wollte ich Sie bitten, da, wo Sie eine augenblickliche Noth
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Zitationshilfe: | Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 1. Leipzig, 1846, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss01_1846/154>, abgerufen am 22.07.2024. |