Später thut dies die Mutter. Die Käthe weiß von Nichts, weil Suschen immer geheimnißvoll mit derlei Dingen sei, wo Andere freilich oft ein großes Gerede darum machten; gerade darum sei es allerdings wahr- scheinlich, weil Alles so heimlich gegangen und betrieben worden, daß es durch Suschen geschehen sei. Endlich wird diese selber gefragt; sie will erst leugnen, wird aber roth dabei und muß endlich Alles gestehen.
"Ei," sagt sie zu Mutter Eva, "wenn Jemand zu- rückkommt, windet man Kränze zu seinem Empfang -- das war nun gar nicht gegangen, weil Euer Johannes kam, eh' man sich's versah, und keine Menschenseele sich's hatte denken können. Nun hätt' ich gern Euch und ihm eine Freude gemacht -- da dacht' ich: an das Grab gehen sie doch -- wenn sie nun beide zusammen sind, ist dort ihr größtes Heiligthum, das ist wie ein Altar, auf dem du deinen Schmuck am besten an- bringen und wie eine Liebesgabe niederlegen kannst. So bin ich heut' einmal vor den Hühnern aufgestanden, wie Alles noch still war -- in's Kornfeld gegangen, hab' die blauen Blumen geholt und dann aus dem Garten die Rosen; was daraus geworden, habt Jhr gesehen -- aber nun macht weiter keine Worte d'rum, denn 's ist nicht der Rede werth!"
"Herzensmädel," antwortete Mutter Eva und schüt-
Spaͤter thut dies die Mutter. Die Kaͤthe weiß von Nichts, weil Suschen immer geheimnißvoll mit derlei Dingen ſei, wo Andere freilich oft ein großes Gerede darum machten; gerade darum ſei es allerdings wahr- ſcheinlich, weil Alles ſo heimlich gegangen und betrieben worden, daß es durch Suschen geſchehen ſei. Endlich wird dieſe ſelber gefragt; ſie will erſt leugnen, wird aber roth dabei und muß endlich Alles geſtehen.
„Ei,“ ſagt ſie zu Mutter Eva, „wenn Jemand zu- ruͤckkommt, windet man Kraͤnze zu ſeinem Empfang — das war nun gar nicht gegangen, weil Euer Johannes kam, eh’ man ſich’s verſah, und keine Menſchenſeele ſich’s hatte denken koͤnnen. Nun haͤtt’ ich gern Euch und ihm eine Freude gemacht — da dacht’ ich: an das Grab gehen ſie doch — wenn ſie nun beide zuſammen ſind, iſt dort ihr groͤßtes Heiligthum, das iſt wie ein Altar, auf dem du deinen Schmuck am beſten an- bringen und wie eine Liebesgabe niederlegen kannſt. So bin ich heut’ einmal vor den Huͤhnern aufgeſtanden, wie Alles noch ſtill war — in’s Kornfeld gegangen, hab’ die blauen Blumen geholt und dann aus dem Garten die Roſen; was daraus geworden, habt Jhr geſehen — aber nun macht weiter keine Worte d’rum, denn ’s iſt nicht der Rede werth!“
„Herzensmaͤdel,“ antwortete Mutter Eva und ſchuͤt-
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Spaͤter thut dies die Mutter. Die Kaͤthe weiß von
Nichts, weil Suschen immer geheimnißvoll mit derlei
Dingen ſei, wo Andere freilich oft ein großes Gerede
darum machten; gerade darum ſei es allerdings wahr-
ſcheinlich, weil Alles ſo heimlich gegangen und betrieben
worden, daß es durch Suschen geſchehen ſei. Endlich
wird dieſe ſelber gefragt; ſie will erſt leugnen, wird aber
roth dabei und muß endlich Alles geſtehen.
„Ei,“ ſagt ſie zu Mutter Eva, „wenn Jemand zu-
ruͤckkommt, windet man Kraͤnze zu ſeinem Empfang —
das war nun gar nicht gegangen, weil Euer Johannes
kam, eh’ man ſich’s verſah, und keine Menſchenſeele
ſich’s hatte denken koͤnnen. Nun haͤtt’ ich gern Euch
und ihm eine Freude gemacht — da dacht’ ich: an das
Grab gehen ſie doch — wenn ſie nun beide zuſammen
ſind, iſt dort ihr groͤßtes Heiligthum, das iſt wie ein
Altar, auf dem du deinen Schmuck am beſten an-
bringen und wie eine Liebesgabe niederlegen kannſt. So
bin ich heut’ einmal vor den Huͤhnern aufgeſtanden, wie
Alles noch ſtill war — in’s Kornfeld gegangen, hab’
die blauen Blumen geholt und dann aus dem Garten
die Roſen; was daraus geworden, habt Jhr geſehen —
aber nun macht weiter keine Worte d’rum, denn ’s iſt
nicht der Rede werth!“
„Herzensmaͤdel,“ antwortete Mutter Eva und ſchuͤt-
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Otto-Peters, Louise: Ein Bauernsohn. Leipzig, 1849, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_bauernsohn_1849/95>, abgerufen am 05.12.2024.
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