Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Otto-Peters, Louise: Ein Bauernsohn. Leipzig, 1849.

Bild:
<< vorherige Seite
Kindtaufe.

Der Dorfrichter Stephan hatte außer Suschen noch
ein älteres Kind, einen Sohn, Traugott hieß er, der
seit einem Jahr verheirathet war, seine eigene Wirth-
schaft im Dorfe besaß und eben ein paar Wochen nach
Pfingsten zum Erstenmale Kindtaufe hielt.

Da stand nun der neue Großvater, der Richter,
beim Enkel Pathe und Suschen und der Schulmeister
standen mit. Die Eltern der Wöchnerin waren beide
lange todt und die Mutter des Kindtaufvaters auch.
Darum kam seine Schwester mit an die Reihe. Und
unsern Schulmeister hatte man gebeten, um ihn recht zu
ehren. Vielleicht auch hatte die junge Mutter, denn
Jhr wißt ja, wie schlau die jungen Weiber in tausend
Stücken sind, gerade den Schulmeister aufgesucht, weil
sie recht wohl gesehen, daß Suschen immer roth ward,
wenn nur von ihm die Rede war, und weil sie selbst,
die junge Frau, so glücklich war mit ihrem lieben

Kindtaufe.

Der Dorfrichter Stephan hatte außer Suschen noch
ein aͤlteres Kind, einen Sohn, Traugott hieß er, der
ſeit einem Jahr verheirathet war, ſeine eigene Wirth-
ſchaft im Dorfe beſaß und eben ein paar Wochen nach
Pfingſten zum Erſtenmale Kindtaufe hielt.

Da ſtand nun der neue Großvater, der Richter,
beim Enkel Pathe und Suschen und der Schulmeiſter
ſtanden mit. Die Eltern der Woͤchnerin waren beide
lange todt und die Mutter des Kindtaufvaters auch.
Darum kam ſeine Schweſter mit an die Reihe. Und
unſern Schulmeiſter hatte man gebeten, um ihn recht zu
ehren. Vielleicht auch hatte die junge Mutter, denn
Jhr wißt ja, wie ſchlau die jungen Weiber in tauſend
Stuͤcken ſind, gerade den Schulmeiſter aufgeſucht, weil
ſie recht wohl geſehen, daß Suschen immer roth ward,
wenn nur von ihm die Rede war, und weil ſie ſelbſt,
die junge Frau, ſo gluͤcklich war mit ihrem lieben

<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0039" n="[31]"/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Kindtaufe</hi>.</hi> </head><lb/>
        <p>Der Dorfrichter Stephan hatte außer Suschen noch<lb/>
ein a&#x0364;lteres Kind, einen Sohn, Traugott hieß er, der<lb/>
&#x017F;eit einem Jahr verheirathet war, &#x017F;eine eigene Wirth-<lb/>
&#x017F;chaft im Dorfe be&#x017F;aß und eben ein paar Wochen nach<lb/>
Pfing&#x017F;ten zum Er&#x017F;tenmale Kindtaufe hielt.</p><lb/>
        <p>Da &#x017F;tand nun der neue Großvater, der Richter,<lb/>
beim Enkel Pathe und Suschen und der Schulmei&#x017F;ter<lb/>
&#x017F;tanden mit. Die Eltern der Wo&#x0364;chnerin waren beide<lb/>
lange todt und die Mutter des Kindtaufvaters auch.<lb/>
Darum kam &#x017F;eine Schwe&#x017F;ter mit an die Reihe. Und<lb/>
un&#x017F;ern Schulmei&#x017F;ter hatte man gebeten, um ihn recht zu<lb/>
ehren. Vielleicht auch hatte die junge Mutter, denn<lb/>
Jhr wißt ja, wie &#x017F;chlau die jungen Weiber in tau&#x017F;end<lb/>
Stu&#x0364;cken &#x017F;ind, gerade den Schulmei&#x017F;ter aufge&#x017F;ucht, weil<lb/>
&#x017F;ie recht wohl ge&#x017F;ehen, daß Suschen immer roth ward,<lb/>
wenn nur von ihm die Rede war, und weil &#x017F;ie &#x017F;elb&#x017F;t,<lb/>
die junge Frau, &#x017F;o glu&#x0364;cklich war mit ihrem lieben<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[31]/0039] Kindtaufe. Der Dorfrichter Stephan hatte außer Suschen noch ein aͤlteres Kind, einen Sohn, Traugott hieß er, der ſeit einem Jahr verheirathet war, ſeine eigene Wirth- ſchaft im Dorfe beſaß und eben ein paar Wochen nach Pfingſten zum Erſtenmale Kindtaufe hielt. Da ſtand nun der neue Großvater, der Richter, beim Enkel Pathe und Suschen und der Schulmeiſter ſtanden mit. Die Eltern der Woͤchnerin waren beide lange todt und die Mutter des Kindtaufvaters auch. Darum kam ſeine Schweſter mit an die Reihe. Und unſern Schulmeiſter hatte man gebeten, um ihn recht zu ehren. Vielleicht auch hatte die junge Mutter, denn Jhr wißt ja, wie ſchlau die jungen Weiber in tauſend Stuͤcken ſind, gerade den Schulmeiſter aufgeſucht, weil ſie recht wohl geſehen, daß Suschen immer roth ward, wenn nur von ihm die Rede war, und weil ſie ſelbſt, die junge Frau, ſo gluͤcklich war mit ihrem lieben

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/otto_bauernsohn_1849
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/otto_bauernsohn_1849/39
Zitationshilfe: Otto-Peters, Louise: Ein Bauernsohn. Leipzig, 1849, S. [31]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_bauernsohn_1849/39>, abgerufen am 18.12.2024.