viel zu schnell gegangen und der ganze Spaß viel zu kurz gewesen zu den langen Vorbereitungen, die man seinetwegen getroffen hatte.
Der Pfarrer hatte andächtig seine Mütze zwischen die gefalteten Hände genommen und stand mit entblöß- tem Haupte da. Jhm war so feierlich zu Muthe als sei er in der Kirche, eine allmächtige Regung durchzitterte sein ganzes Herz -- er nahm einen Greis bei der Hand, der an seiner Seite stand und sich vor Weinen kaum zu halten wußte! "Nicht wahr guter Alter! daß wir das noch erleben! wie hätten wir jemals daran denken können?" Der Greis, ein schlichter, armer Landmann, der sonst immer schüchtern und wohl gar demüthig an des Pfarrers Thür vorbeiging, fiel jetzt diesem selber um den Hals und sagte schluchzend vor Freuden: "Ach Herr Pfarrer, nun will ich gerne sterben, nun ich das noch gesehen habe!" und die müden Augen unter der runzlichen Stirn des silberhaarigen Greises glänzten wie von überirdischer Wonne und Befriedigung. Er hätt' es nicht weiter in Worte zu fassen vermocht, was ihn so gewaltig bewegte -- es war wie eine göttliche Ahnung, welche er vor dem Wunderwerk einer Kraft empfand, von welcher unser Pfarrer selbst am Morgen gesagt hatte: sie werde die Zeit der Vereinigung und der Liebe, der allgemeinen Verbrüderung aller Menschen herauf-
viel zu ſchnell gegangen und der ganze Spaß viel zu kurz geweſen zu den langen Vorbereitungen, die man ſeinetwegen getroffen hatte.
Der Pfarrer hatte andaͤchtig ſeine Muͤtze zwiſchen die gefalteten Haͤnde genommen und ſtand mit entbloͤß- tem Haupte da. Jhm war ſo feierlich zu Muthe als ſei er in der Kirche, eine allmaͤchtige Regung durchzitterte ſein ganzes Herz — er nahm einen Greis bei der Hand, der an ſeiner Seite ſtand und ſich vor Weinen kaum zu halten wußte! „Nicht wahr guter Alter! daß wir das noch erleben! wie haͤtten wir jemals daran denken koͤnnen?“ Der Greis, ein ſchlichter, armer Landmann, der ſonſt immer ſchuͤchtern und wohl gar demuͤthig an des Pfarrers Thuͤr vorbeiging, fiel jetzt dieſem ſelber um den Hals und ſagte ſchluchzend vor Freuden: „Ach Herr Pfarrer, nun will ich gerne ſterben, nun ich das noch geſehen habe!“ und die muͤden Augen unter der runzlichen Stirn des ſilberhaarigen Greiſes glaͤnzten wie von uͤberirdiſcher Wonne und Befriedigung. Er haͤtt’ es nicht weiter in Worte zu faſſen vermocht, was ihn ſo gewaltig bewegte — es war wie eine goͤttliche Ahnung, welche er vor dem Wunderwerk einer Kraft empfand, von welcher unſer Pfarrer ſelbſt am Morgen geſagt hatte: ſie werde die Zeit der Vereinigung und der Liebe, der allgemeinen Verbruͤderung aller Menſchen herauf-
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[28/0036]
viel zu ſchnell gegangen und der ganze Spaß viel zu
kurz geweſen zu den langen Vorbereitungen, die man
ſeinetwegen getroffen hatte.
Der Pfarrer hatte andaͤchtig ſeine Muͤtze zwiſchen
die gefalteten Haͤnde genommen und ſtand mit entbloͤß-
tem Haupte da. Jhm war ſo feierlich zu Muthe als
ſei er in der Kirche, eine allmaͤchtige Regung durchzitterte
ſein ganzes Herz — er nahm einen Greis bei der Hand,
der an ſeiner Seite ſtand und ſich vor Weinen kaum
zu halten wußte! „Nicht wahr guter Alter! daß wir das
noch erleben! wie haͤtten wir jemals daran denken
koͤnnen?“ Der Greis, ein ſchlichter, armer Landmann,
der ſonſt immer ſchuͤchtern und wohl gar demuͤthig an
des Pfarrers Thuͤr vorbeiging, fiel jetzt dieſem ſelber um
den Hals und ſagte ſchluchzend vor Freuden: „Ach
Herr Pfarrer, nun will ich gerne ſterben, nun ich das
noch geſehen habe!“ und die muͤden Augen unter der
runzlichen Stirn des ſilberhaarigen Greiſes glaͤnzten wie
von uͤberirdiſcher Wonne und Befriedigung. Er haͤtt’
es nicht weiter in Worte zu faſſen vermocht, was ihn ſo
gewaltig bewegte — es war wie eine goͤttliche Ahnung,
welche er vor dem Wunderwerk einer Kraft empfand,
von welcher unſer Pfarrer ſelbſt am Morgen geſagt
hatte: ſie werde die Zeit der Vereinigung und der Liebe,
der allgemeinen Verbruͤderung aller Menſchen herauf-
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Otto-Peters, Louise: Ein Bauernsohn. Leipzig, 1849, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_bauernsohn_1849/36>, abgerufen am 18.12.2024.
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