Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Otto-Peters, Louise: Ein Bauernsohn. Leipzig, 1849.

Bild:
<< vorherige Seite

chen konnten, ferner dem Volke und seiner heiligen Sache
zu dienen! --

Er kam kränklich und bleich aus dem Kerker, aber
die Kraft seines Geistes war gesund geblieben und sein
Herz glühte wie ehemals in Liebe für sein Volk. Er
war unverändert im Jnnern, der Johannes von Einst. --

Am andern Tage, wie er nun Alles verstanden hatte,
was unterdeß geschehen war und wie Alles gekommen im
Lauf der Tage, standen die Bauern wieder wie gestern be-
waffnet und versammelt vor der Pfarre und harrten auf
Johannes.

Friedrich sagte, daß der Graf auf seinem Gute wäre
und mit den Bauern verhandeln wolle, denn er sei in
großer Angst, weil man ihm eines seiner entferntern
Schlösser verbrannt, da er nicht in alle Forderungen ge-
willigt. --

Johannes begleitete die Bauern zu dem Gutsherrn.
Der Graf erschrak, da er ihn gewahrte. "Der Bauern-
sohn ist nicht mehr gefährlich," sagte Johannes lächelnd,
"da nun alle Leute so klug sind, wie er damals allein
war --" und der Graf mußte es sich gefallen lassen, ge-
rade mit ihm zu unterhandeln und noch viel mehr zu ge-
währen, als Johannes jemals früher von ihm zu for-
dern nothwendig gefunden, wofür schon der Graf ihn so
tückisch verfolgt hatte. --

chen konnten, ferner dem Volke und ſeiner heiligen Sache
zu dienen! —

Er kam kraͤnklich und bleich aus dem Kerker, aber
die Kraft ſeines Geiſtes war geſund geblieben und ſein
Herz gluͤhte wie ehemals in Liebe fuͤr ſein Volk. Er
war unveraͤndert im Jnnern, der Johannes von Einſt. —

Am andern Tage, wie er nun Alles verſtanden hatte,
was unterdeß geſchehen war und wie Alles gekommen im
Lauf der Tage, ſtanden die Bauern wieder wie geſtern be-
waffnet und verſammelt vor der Pfarre und harrten auf
Johannes.

Friedrich ſagte, daß der Graf auf ſeinem Gute waͤre
und mit den Bauern verhandeln wolle, denn er ſei in
großer Angſt, weil man ihm eines ſeiner entferntern
Schloͤſſer verbrannt, da er nicht in alle Forderungen ge-
willigt. —

Johannes begleitete die Bauern zu dem Gutsherrn.
Der Graf erſchrak, da er ihn gewahrte. „Der Bauern-
ſohn iſt nicht mehr gefaͤhrlich,“ ſagte Johannes laͤchelnd,
„da nun alle Leute ſo klug ſind, wie er damals allein
war —“ und der Graf mußte es ſich gefallen laſſen, ge-
rade mit ihm zu unterhandeln und noch viel mehr zu ge-
waͤhren, als Johannes jemals fruͤher von ihm zu for-
dern nothwendig gefunden, wofuͤr ſchon der Graf ihn ſo
tuͤckiſch verfolgt hatte. —

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0349" n="341"/>
chen konnten, ferner dem Volke und &#x017F;einer heiligen Sache<lb/>
zu dienen! &#x2014;</p><lb/>
        <p>Er kam kra&#x0364;nklich und bleich aus dem Kerker, aber<lb/>
die Kraft &#x017F;eines Gei&#x017F;tes war ge&#x017F;und geblieben und &#x017F;ein<lb/>
Herz glu&#x0364;hte wie ehemals in Liebe fu&#x0364;r &#x017F;ein Volk. Er<lb/>
war unvera&#x0364;ndert im Jnnern, der Johannes von Ein&#x017F;t. &#x2014;</p><lb/>
        <p>Am andern Tage, wie er nun Alles ver&#x017F;tanden hatte,<lb/>
was unterdeß ge&#x017F;chehen war und wie Alles gekommen im<lb/>
Lauf der Tage, &#x017F;tanden die Bauern wieder wie ge&#x017F;tern be-<lb/>
waffnet und ver&#x017F;ammelt vor der Pfarre und harrten auf<lb/>
Johannes.</p><lb/>
        <p>Friedrich &#x017F;agte, daß der Graf auf &#x017F;einem Gute wa&#x0364;re<lb/>
und mit den Bauern verhandeln wolle, denn er &#x017F;ei in<lb/>
großer Ang&#x017F;t, weil man ihm eines &#x017F;einer entferntern<lb/>
Schlo&#x0364;&#x017F;&#x017F;er verbrannt, da er nicht in alle Forderungen ge-<lb/>
willigt. &#x2014;</p><lb/>
        <p>Johannes begleitete die Bauern zu dem Gutsherrn.<lb/>
Der Graf er&#x017F;chrak, da er ihn gewahrte. &#x201E;Der Bauern-<lb/>
&#x017F;ohn i&#x017F;t nicht mehr gefa&#x0364;hrlich,&#x201C; &#x017F;agte Johannes la&#x0364;chelnd,<lb/>
&#x201E;da nun alle Leute &#x017F;o klug &#x017F;ind, wie er damals allein<lb/>
war &#x2014;&#x201C; und der Graf mußte es &#x017F;ich gefallen la&#x017F;&#x017F;en, ge-<lb/>
rade mit ihm zu unterhandeln und noch viel mehr zu ge-<lb/>
wa&#x0364;hren, als Johannes jemals fru&#x0364;her von ihm zu for-<lb/>
dern nothwendig gefunden, wofu&#x0364;r &#x017F;chon der Graf ihn &#x017F;o<lb/>
tu&#x0364;cki&#x017F;ch verfolgt hatte. &#x2014;</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[341/0349] chen konnten, ferner dem Volke und ſeiner heiligen Sache zu dienen! — Er kam kraͤnklich und bleich aus dem Kerker, aber die Kraft ſeines Geiſtes war geſund geblieben und ſein Herz gluͤhte wie ehemals in Liebe fuͤr ſein Volk. Er war unveraͤndert im Jnnern, der Johannes von Einſt. — Am andern Tage, wie er nun Alles verſtanden hatte, was unterdeß geſchehen war und wie Alles gekommen im Lauf der Tage, ſtanden die Bauern wieder wie geſtern be- waffnet und verſammelt vor der Pfarre und harrten auf Johannes. Friedrich ſagte, daß der Graf auf ſeinem Gute waͤre und mit den Bauern verhandeln wolle, denn er ſei in großer Angſt, weil man ihm eines ſeiner entferntern Schloͤſſer verbrannt, da er nicht in alle Forderungen ge- willigt. — Johannes begleitete die Bauern zu dem Gutsherrn. Der Graf erſchrak, da er ihn gewahrte. „Der Bauern- ſohn iſt nicht mehr gefaͤhrlich,“ ſagte Johannes laͤchelnd, „da nun alle Leute ſo klug ſind, wie er damals allein war —“ und der Graf mußte es ſich gefallen laſſen, ge- rade mit ihm zu unterhandeln und noch viel mehr zu ge- waͤhren, als Johannes jemals fruͤher von ihm zu for- dern nothwendig gefunden, wofuͤr ſchon der Graf ihn ſo tuͤckiſch verfolgt hatte. —

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/otto_bauernsohn_1849
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/otto_bauernsohn_1849/349
Zitationshilfe: Otto-Peters, Louise: Ein Bauernsohn. Leipzig, 1849, S. 341. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_bauernsohn_1849/349>, abgerufen am 22.11.2024.