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Otto-Peters, Louise: Ein Bauernsohn. Leipzig, 1849.

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wären gleich herangestürmt, wenn wir es nicht verhindert
hätten. Sie hörten auf uns, wie wir sagten, wir woll-
ten es erst im Guten versuchen -- aber wenn's im Gu-
ten nicht geht, geht's im Bösen! war ihr Trost, den sie
uns noch nachriefen."

Der Amtmann erblaßte, aber ohne sich umzusehen,
sagte er höhnisch: "Mit dem lumpigen Bauernpack wird
wohl noch fertig zu werden sein! Sagt Jhnen, daß ich
in einigen Tagen, sobald ich Resolution habe, thun werde
was ich kann."

Der Schulmeister wollte noch Etwas sprechen, aber
Traugott fiel ihm in die Rede, indem er verdrießlich
sagte: "An dem ist Hopfen und Malz verloren! da ist's
ja schade um jedes Wort. Herr Amtmann, auf Wieder-
sehen, wahrscheinlich bald!" --

Damit entfernte sich die Deputation. Der zitternde
Amtmann hätte sie am liebsten als Rebellen verhaften
lassen, allein er hatte außer dem einzigen Diener, der sie
angemeldet, Niemand von den Gerichtsleuten in seiner
Nähe -- so war er nur froh, wie sie zur Thür hinaus
waren. Kalter Schweiß stand auf seiner Stirn und
wie ein Verzweifelnder lief er in Todesangst hin und
wieder. --

Bald waren die bewaffneten Landleute in der Stadt.
Sie hatten ruhig am Thore der Rückkunft ihrer Abge-

waͤren gleich herangeſtuͤrmt, wenn wir es nicht verhindert
haͤtten. Sie hoͤrten auf uns, wie wir ſagten, wir woll-
ten es erſt im Guten verſuchen — aber wenn’s im Gu-
ten nicht geht, geht’s im Boͤſen! war ihr Troſt, den ſie
uns noch nachriefen.“

Der Amtmann erblaßte, aber ohne ſich umzuſehen,
ſagte er hoͤhniſch: „Mit dem lumpigen Bauernpack wird
wohl noch fertig zu werden ſein! Sagt Jhnen, daß ich
in einigen Tagen, ſobald ich Reſolution habe, thun werde
was ich kann.“

Der Schulmeiſter wollte noch Etwas ſprechen, aber
Traugott fiel ihm in die Rede, indem er verdrießlich
ſagte: „An dem iſt Hopfen und Malz verloren! da iſt’s
ja ſchade um jedes Wort. Herr Amtmann, auf Wieder-
ſehen, wahrſcheinlich bald!“ —

Damit entfernte ſich die Deputation. Der zitternde
Amtmann haͤtte ſie am liebſten als Rebellen verhaften
laſſen, allein er hatte außer dem einzigen Diener, der ſie
angemeldet, Niemand von den Gerichtsleuten in ſeiner
Naͤhe — ſo war er nur froh, wie ſie zur Thuͤr hinaus
waren. Kalter Schweiß ſtand auf ſeiner Stirn und
wie ein Verzweifelnder lief er in Todesangſt hin und
wieder. —

Bald waren die bewaffneten Landleute in der Stadt.
Sie hatten ruhig am Thore der Ruͤckkunft ihrer Abge-

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[329/0337] waͤren gleich herangeſtuͤrmt, wenn wir es nicht verhindert haͤtten. Sie hoͤrten auf uns, wie wir ſagten, wir woll- ten es erſt im Guten verſuchen — aber wenn’s im Gu- ten nicht geht, geht’s im Boͤſen! war ihr Troſt, den ſie uns noch nachriefen.“ Der Amtmann erblaßte, aber ohne ſich umzuſehen, ſagte er hoͤhniſch: „Mit dem lumpigen Bauernpack wird wohl noch fertig zu werden ſein! Sagt Jhnen, daß ich in einigen Tagen, ſobald ich Reſolution habe, thun werde was ich kann.“ Der Schulmeiſter wollte noch Etwas ſprechen, aber Traugott fiel ihm in die Rede, indem er verdrießlich ſagte: „An dem iſt Hopfen und Malz verloren! da iſt’s ja ſchade um jedes Wort. Herr Amtmann, auf Wieder- ſehen, wahrſcheinlich bald!“ — Damit entfernte ſich die Deputation. Der zitternde Amtmann haͤtte ſie am liebſten als Rebellen verhaften laſſen, allein er hatte außer dem einzigen Diener, der ſie angemeldet, Niemand von den Gerichtsleuten in ſeiner Naͤhe — ſo war er nur froh, wie ſie zur Thuͤr hinaus waren. Kalter Schweiß ſtand auf ſeiner Stirn und wie ein Verzweifelnder lief er in Todesangſt hin und wieder. — Bald waren die bewaffneten Landleute in der Stadt. Sie hatten ruhig am Thore der Ruͤckkunft ihrer Abge-

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Zitationshilfe: Otto-Peters, Louise: Ein Bauernsohn. Leipzig, 1849, S. 329. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_bauernsohn_1849/337>, abgerufen am 22.11.2024.