rief Traugott "und mit dem Versprechen wollen Sie uns nur los sein, wir sind aber keine Narren und gehen nicht. Entweder oder, wollen Sie uns den Johannes mitgeben oder nicht?" --
Der Amtmann raffte seine ganze Würde zusammen, gab den freundlichen Ton von vorhin auf und zeigte sich in seiner wahren Gestalt. Mit Hochmuth und verächtli- chem Tone rief er: "Jch soll mir wohl noch von mei- nen albernen Bauern Vorschriften machen lassen? -- Den Augenblick geht! Jhr werdet schon noch den Weg in Euer Dorf zurück ohne den Johannes finden müs- sen!" --
"Jst das Jhre letzte Antwort?" fragte der Schulmei- ster ruhig.
"Jch habe diese Verhandlung satt," rief der Amt- mann entrüstet, stand auf und ging an das Fenster und kehrte der Deputation mit Verachtung den Rücken zu.
"Es ist gut," sagte Traugott, aber nun sind Sie Schuld, wenn Unheil geschieht, wir sind weder "alberne" noch Jhre Bauern, und wenn Sie das bisher gedacht haben, so werden Sie es bald anders erfahren. Wir dürfen Jhnen aber Nichts verschweigen. Das ganze Dorf ist aufgestanden und wer darin eine kräftige Faust hat, zieht uns nach, um bewaffnet darein zu schlagen, wenn wir ohne Johannes zurückkommen. Die Bursche
rief Traugott „und mit dem Verſprechen wollen Sie uns nur los ſein, wir ſind aber keine Narren und gehen nicht. Entweder oder, wollen Sie uns den Johannes mitgeben oder nicht?“ —
Der Amtmann raffte ſeine ganze Wuͤrde zuſammen, gab den freundlichen Ton von vorhin auf und zeigte ſich in ſeiner wahren Geſtalt. Mit Hochmuth und veraͤchtli- chem Tone rief er: „Jch ſoll mir wohl noch von mei- nen albernen Bauern Vorſchriften machen laſſen? — Den Augenblick geht! Jhr werdet ſchon noch den Weg in Euer Dorf zuruͤck ohne den Johannes finden muͤſ- ſen!“ —
„Jſt das Jhre letzte Antwort?“ fragte der Schulmei- ſter ruhig.
„Jch habe dieſe Verhandlung ſatt,“ rief der Amt- mann entruͤſtet, ſtand auf und ging an das Fenſter und kehrte der Deputation mit Verachtung den Ruͤcken zu.
„Es iſt gut,“ ſagte Traugott, aber nun ſind Sie Schuld, wenn Unheil geſchieht, wir ſind weder „alberne“ noch Jhre Bauern, und wenn Sie das bisher gedacht haben, ſo werden Sie es bald anders erfahren. Wir duͤrfen Jhnen aber Nichts verſchweigen. Das ganze Dorf iſt aufgeſtanden und wer darin eine kraͤftige Fauſt hat, zieht uns nach, um bewaffnet darein zu ſchlagen, wenn wir ohne Johannes zuruͤckkommen. Die Burſche
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0336"n="328"/>
rief Traugott „und mit dem Verſprechen wollen Sie uns<lb/>
nur los ſein, wir ſind aber keine Narren und gehen nicht.<lb/>
Entweder oder, wollen Sie uns den Johannes mitgeben<lb/>
oder nicht?“—</p><lb/><p>Der Amtmann raffte ſeine ganze Wuͤrde zuſammen,<lb/>
gab den freundlichen Ton von vorhin auf und zeigte ſich<lb/>
in ſeiner wahren Geſtalt. Mit Hochmuth und veraͤchtli-<lb/>
chem Tone rief er: „Jch ſoll mir wohl noch von mei-<lb/>
nen albernen Bauern Vorſchriften machen laſſen? —<lb/>
Den Augenblick geht! Jhr werdet ſchon noch den Weg<lb/>
in Euer Dorf zuruͤck ohne den Johannes finden muͤſ-<lb/>ſen!“—</p><lb/><p>„Jſt das Jhre letzte Antwort?“ fragte der Schulmei-<lb/>ſter ruhig.</p><lb/><p>„Jch habe dieſe Verhandlung ſatt,“ rief der Amt-<lb/>
mann entruͤſtet, ſtand auf und ging an das Fenſter und<lb/>
kehrte der Deputation mit Verachtung den Ruͤcken zu.</p><lb/><p>„Es iſt gut,“ſagte Traugott, aber nun ſind Sie<lb/>
Schuld, wenn Unheil geſchieht, wir ſind weder „alberne“<lb/>
noch <hirendition="#g">Jhre</hi> Bauern, und wenn Sie das bisher gedacht<lb/>
haben, ſo werden Sie es bald anders erfahren. Wir<lb/>
duͤrfen Jhnen aber Nichts verſchweigen. Das ganze<lb/>
Dorf iſt aufgeſtanden und wer darin eine kraͤftige Fauſt<lb/>
hat, zieht uns nach, um bewaffnet darein zu ſchlagen,<lb/>
wenn wir ohne Johannes zuruͤckkommen. Die Burſche<lb/></p></div></body></text></TEI>
[328/0336]
rief Traugott „und mit dem Verſprechen wollen Sie uns
nur los ſein, wir ſind aber keine Narren und gehen nicht.
Entweder oder, wollen Sie uns den Johannes mitgeben
oder nicht?“ —
Der Amtmann raffte ſeine ganze Wuͤrde zuſammen,
gab den freundlichen Ton von vorhin auf und zeigte ſich
in ſeiner wahren Geſtalt. Mit Hochmuth und veraͤchtli-
chem Tone rief er: „Jch ſoll mir wohl noch von mei-
nen albernen Bauern Vorſchriften machen laſſen? —
Den Augenblick geht! Jhr werdet ſchon noch den Weg
in Euer Dorf zuruͤck ohne den Johannes finden muͤſ-
ſen!“ —
„Jſt das Jhre letzte Antwort?“ fragte der Schulmei-
ſter ruhig.
„Jch habe dieſe Verhandlung ſatt,“ rief der Amt-
mann entruͤſtet, ſtand auf und ging an das Fenſter und
kehrte der Deputation mit Verachtung den Ruͤcken zu.
„Es iſt gut,“ ſagte Traugott, aber nun ſind Sie
Schuld, wenn Unheil geſchieht, wir ſind weder „alberne“
noch Jhre Bauern, und wenn Sie das bisher gedacht
haben, ſo werden Sie es bald anders erfahren. Wir
duͤrfen Jhnen aber Nichts verſchweigen. Das ganze
Dorf iſt aufgeſtanden und wer darin eine kraͤftige Fauſt
hat, zieht uns nach, um bewaffnet darein zu ſchlagen,
wenn wir ohne Johannes zuruͤckkommen. Die Burſche
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Otto-Peters, Louise: Ein Bauernsohn. Leipzig, 1849, S. 328. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_bauernsohn_1849/336>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.