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Otto-Peters, Louise: Ein Bauernsohn. Leipzig, 1849.

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weit eine Untersuchung oder ein Prozeß gediehen sei, da-
nach zu fragen, war verboten und so konnten die Diener
des Gesetzes sich bei allen Dingen hübsch Zeit nehmen,
besonders aber, wenn ihnen gerade daran lag, die un-
glücklichen Opfer polizeilicher Willkür so lange als mög-
lich innen zu behalten. --

Es war eine Zeit der tiefsten Erniedrigung. Es wa-
ren nicht nur schwere Tage über unser Dorf, sondern
schwere Jahre gekommen über ganz Deutschland! --

So traurig nun aber auch Alles in unserm Dorf ge-
kommen war und so schlimm es besonders nun wieder
in vielen Stücken unserm Schulmeister erging: in einem
Stück war er doch auf einmal glücklich geworden.

Seine Schwester Laura und Friedrich machten Hoch-
zeit mit einander, wie der heilige Christ mit seinen Feier-
tagen herangekommen war. Unser Pfarrer hatte die Bei-
den getraut und die Pfarrerin hatte in ihrem eignen
Hause selbst die Hochzeit ausgerichtet, da es sich bei Laura
selbst in der Schule nicht recht schicken wollte.

Nachmittags nach dem Gottesdienst am zweiten Feier-
tage ward das Paar getraut. Es war keine Zeit mehr
in unserm Dorf zu fröhlichen Festern, wie sie im Som-
mer waren gefeiert worden, darum waren auch nicht viele
Gäste geladen. Nur Suschen war dabei als Lauras
beste Freundin und Brautjungfer, die ihr das Myrthen-

weit eine Unterſuchung oder ein Prozeß gediehen ſei, da-
nach zu fragen, war verboten und ſo konnten die Diener
des Geſetzes ſich bei allen Dingen huͤbſch Zeit nehmen,
beſonders aber, wenn ihnen gerade daran lag, die un-
gluͤcklichen Opfer polizeilicher Willkuͤr ſo lange als moͤg-
lich innen zu behalten. —

Es war eine Zeit der tiefſten Erniedrigung. Es wa-
ren nicht nur ſchwere Tage uͤber unſer Dorf, ſondern
ſchwere Jahre gekommen uͤber ganz Deutſchland! —

So traurig nun aber auch Alles in unſerm Dorf ge-
kommen war und ſo ſchlimm es beſonders nun wieder
in vielen Stuͤcken unſerm Schulmeiſter erging: in einem
Stuͤck war er doch auf einmal gluͤcklich geworden.

Seine Schweſter Laura und Friedrich machten Hoch-
zeit mit einander, wie der heilige Chriſt mit ſeinen Feier-
tagen herangekommen war. Unſer Pfarrer hatte die Bei-
den getraut und die Pfarrerin hatte in ihrem eignen
Hauſe ſelbſt die Hochzeit ausgerichtet, da es ſich bei Laura
ſelbſt in der Schule nicht recht ſchicken wollte.

Nachmittags nach dem Gottesdienſt am zweiten Feier-
tage ward das Paar getraut. Es war keine Zeit mehr
in unſerm Dorf zu froͤhlichen Feſtern, wie ſie im Som-
mer waren gefeiert worden, darum waren auch nicht viele
Gaͤſte geladen. Nur Suschen war dabei als Lauras
beſte Freundin und Brautjungfer, die ihr das Myrthen-

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[316/0324] weit eine Unterſuchung oder ein Prozeß gediehen ſei, da- nach zu fragen, war verboten und ſo konnten die Diener des Geſetzes ſich bei allen Dingen huͤbſch Zeit nehmen, beſonders aber, wenn ihnen gerade daran lag, die un- gluͤcklichen Opfer polizeilicher Willkuͤr ſo lange als moͤg- lich innen zu behalten. — Es war eine Zeit der tiefſten Erniedrigung. Es wa- ren nicht nur ſchwere Tage uͤber unſer Dorf, ſondern ſchwere Jahre gekommen uͤber ganz Deutſchland! — So traurig nun aber auch Alles in unſerm Dorf ge- kommen war und ſo ſchlimm es beſonders nun wieder in vielen Stuͤcken unſerm Schulmeiſter erging: in einem Stuͤck war er doch auf einmal gluͤcklich geworden. Seine Schweſter Laura und Friedrich machten Hoch- zeit mit einander, wie der heilige Chriſt mit ſeinen Feier- tagen herangekommen war. Unſer Pfarrer hatte die Bei- den getraut und die Pfarrerin hatte in ihrem eignen Hauſe ſelbſt die Hochzeit ausgerichtet, da es ſich bei Laura ſelbſt in der Schule nicht recht ſchicken wollte. Nachmittags nach dem Gottesdienſt am zweiten Feier- tage ward das Paar getraut. Es war keine Zeit mehr in unſerm Dorf zu froͤhlichen Feſtern, wie ſie im Som- mer waren gefeiert worden, darum waren auch nicht viele Gaͤſte geladen. Nur Suschen war dabei als Lauras beſte Freundin und Brautjungfer, die ihr das Myrthen-

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Zitationshilfe: Otto-Peters, Louise: Ein Bauernsohn. Leipzig, 1849, S. 316. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_bauernsohn_1849/324>, abgerufen am 22.11.2024.