Unglück, daß Mutter Eva just dabei stehen mußte, wie er ergriffen und abgeführt ward.
Es war auch nicht einmal das allein. Auf der Burg aber drang ein Gerichtsbote in Johannes Stube, durch- suchte darin Alles und nahm alle Bücher und Papiere mit, die er darin fand. Dann erhielt die Frau Vogt von dem Diener des Grafen Befehl, alle Sachen, die Jo- hannes gehörten, einzupacken und zu seiner Mutter zu schicken --: in den Thurm dürfe er nie wieder, selbst wenn er los käme, woran aber so bald nicht zu denken sein würde. Am andern Tage sollten auch die Turn- stangen und Alles dazu Gehörige aus dem Burggarte weggenommen und zerhackt werden. --
Christlieb und der Bote Martin thaten nun das Jh- rige, die Leute im Dorf aufzuhetzen und ihnen Angst zu machen: das hätte man davon, sagte er, daß das Unwe- sen des Johannes im Dorfe getrieben, so lange wäre ge- duldet worden und daß die einfältigen Menschen sich Alle hätten von ihm verführen lassen; nun hätten sie es doch und kämen Alle mit in das Unglück hinein. Nicht ge- nug, daß schon das ganze Dorf in Verruf gekommen und man in der Stadt scheel angesehen werde, wenn man sage, daß man von hier sei -- nun werde auch gewiß Jeder sein Theil Strafe bekommen, der es mit dem Jo- hannes gehalten. Man werde das ganze Dorf in Pro-
Ungluͤck, daß Mutter Eva juſt dabei ſtehen mußte, wie er ergriffen und abgefuͤhrt ward.
Es war auch nicht einmal das allein. Auf der Burg aber drang ein Gerichtsbote in Johannes Stube, durch- ſuchte darin Alles und nahm alle Buͤcher und Papiere mit, die er darin fand. Dann erhielt die Frau Vogt von dem Diener des Grafen Befehl, alle Sachen, die Jo- hannes gehoͤrten, einzupacken und zu ſeiner Mutter zu ſchicken —: in den Thurm duͤrfe er nie wieder, ſelbſt wenn er los kaͤme, woran aber ſo bald nicht zu denken ſein wuͤrde. Am andern Tage ſollten auch die Turn- ſtangen und Alles dazu Gehoͤrige aus dem Burggarte weggenommen und zerhackt werden. —
Chriſtlieb und der Bote Martin thaten nun das Jh- rige, die Leute im Dorf aufzuhetzen und ihnen Angſt zu machen: das haͤtte man davon, ſagte er, daß das Unwe- ſen des Johannes im Dorfe getrieben, ſo lange waͤre ge- duldet worden und daß die einfaͤltigen Menſchen ſich Alle haͤtten von ihm verfuͤhren laſſen; nun haͤtten ſie es doch und kaͤmen Alle mit in das Ungluͤck hinein. Nicht ge- nug, daß ſchon das ganze Dorf in Verruf gekommen und man in der Stadt ſcheel angeſehen werde, wenn man ſage, daß man von hier ſei — nun werde auch gewiß Jeder ſein Theil Strafe bekommen, der es mit dem Jo- hannes gehalten. Man werde das ganze Dorf in Pro-
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Ungluͤck, daß Mutter Eva juſt dabei ſtehen mußte, wie
er ergriffen und abgefuͤhrt ward.
Es war auch nicht einmal das allein. Auf der Burg
aber drang ein Gerichtsbote in Johannes Stube, durch-
ſuchte darin Alles und nahm alle Buͤcher und Papiere
mit, die er darin fand. Dann erhielt die Frau Vogt
von dem Diener des Grafen Befehl, alle Sachen, die Jo-
hannes gehoͤrten, einzupacken und zu ſeiner Mutter zu
ſchicken —: in den Thurm duͤrfe er nie wieder, ſelbſt
wenn er los kaͤme, woran aber ſo bald nicht zu denken
ſein wuͤrde. Am andern Tage ſollten auch die Turn-
ſtangen und Alles dazu Gehoͤrige aus dem Burggarte
weggenommen und zerhackt werden. —
Chriſtlieb und der Bote Martin thaten nun das Jh-
rige, die Leute im Dorf aufzuhetzen und ihnen Angſt zu
machen: das haͤtte man davon, ſagte er, daß das Unwe-
ſen des Johannes im Dorfe getrieben, ſo lange waͤre ge-
duldet worden und daß die einfaͤltigen Menſchen ſich Alle
haͤtten von ihm verfuͤhren laſſen; nun haͤtten ſie es doch
und kaͤmen Alle mit in das Ungluͤck hinein. Nicht ge-
nug, daß ſchon das ganze Dorf in Verruf gekommen und
man in der Stadt ſcheel angeſehen werde, wenn man
ſage, daß man von hier ſei — nun werde auch gewiß
Jeder ſein Theil Strafe bekommen, der es mit dem Jo-
hannes gehalten. Man werde das ganze Dorf in Pro-
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Otto-Peters, Louise: Ein Bauernsohn. Leipzig, 1849, S. 283. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_bauernsohn_1849/291>, abgerufen am 25.11.2024.
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