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Otto-Peters, Louise: Ein Bauernsohn. Leipzig, 1849.

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Burschen, die mit Sang und Klang eingezogen kamen
und von den Turnern des Dorfes empfangen wurden.
Sie erholten sich erst durch einen Trunk Bier in der
Schenke, weshalb der Schenkenwirth ihnen und auch
Johannes, auf den er jetzt sehr gut zu sprechen war, ein
ganz freundliches Gesicht machte. Friedrich und der Schul-
meister waren natürlich mitten darunter.

Dann zogen sie hinauf auf die Burg, in dem Burg-
garten zu turnen. Die Burschen der ländlichen Lieder-
tafel sangen droben ein einfaches Lied zum Willkommen-
gruß, das Johannes zu diesem Zweck nach einer bekann-
ten Melodie gedichtet hatte. Darauf sprach einer der
fremden, städtischen Turner zur Antwort:

"Wir sind hierhergekommen zu Euch als muntre Tur-
nerbrüder, Euch, unsre wackre Kameraden, einmal zu be-
grüßen und mit Euch uns zum gemeinsamen Streben zu
vereinigen. Das thut in diesen Zeiten Noth, wo jedes
höhere und edlere Streben darniedergehalten wird von der
Gewalt der Regierungen, die sich unsichtbar zu machen
strebt, und die, wenn ihr auch das gelingt, doch eben
um so fühlbarer ist. Die Rede, das geschriebene Wort,
die Vereinigung -- das Alles ist nicht frei! Nur die
Bewegungen unsres Körpers hat man uns noch frei ge-
lassen, indeß man den Geistern die Knechtschaft fühlen
läßt. Wir dürfen turnen, singen -- und dazu wenig-

Burſchen, die mit Sang und Klang eingezogen kamen
und von den Turnern des Dorfes empfangen wurden.
Sie erholten ſich erſt durch einen Trunk Bier in der
Schenke, weshalb der Schenkenwirth ihnen und auch
Johannes, auf den er jetzt ſehr gut zu ſprechen war, ein
ganz freundliches Geſicht machte. Friedrich und der Schul-
meiſter waren natuͤrlich mitten darunter.

Dann zogen ſie hinauf auf die Burg, in dem Burg-
garten zu turnen. Die Burſchen der laͤndlichen Lieder-
tafel ſangen droben ein einfaches Lied zum Willkommen-
gruß, das Johannes zu dieſem Zweck nach einer bekann-
ten Melodie gedichtet hatte. Darauf ſprach einer der
fremden, ſtaͤdtiſchen Turner zur Antwort:

„Wir ſind hierhergekommen zu Euch als muntre Tur-
nerbruͤder, Euch, unſre wackre Kameraden, einmal zu be-
gruͤßen und mit Euch uns zum gemeinſamen Streben zu
vereinigen. Das thut in dieſen Zeiten Noth, wo jedes
hoͤhere und edlere Streben darniedergehalten wird von der
Gewalt der Regierungen, die ſich unſichtbar zu machen
ſtrebt, und die, wenn ihr auch das gelingt, doch eben
um ſo fuͤhlbarer iſt. Die Rede, das geſchriebene Wort,
die Vereinigung — das Alles iſt nicht frei! Nur die
Bewegungen unſres Koͤrpers hat man uns noch frei ge-
laſſen, indeß man den Geiſtern die Knechtſchaft fuͤhlen
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[267/0275] Burſchen, die mit Sang und Klang eingezogen kamen und von den Turnern des Dorfes empfangen wurden. Sie erholten ſich erſt durch einen Trunk Bier in der Schenke, weshalb der Schenkenwirth ihnen und auch Johannes, auf den er jetzt ſehr gut zu ſprechen war, ein ganz freundliches Geſicht machte. Friedrich und der Schul- meiſter waren natuͤrlich mitten darunter. Dann zogen ſie hinauf auf die Burg, in dem Burg- garten zu turnen. Die Burſchen der laͤndlichen Lieder- tafel ſangen droben ein einfaches Lied zum Willkommen- gruß, das Johannes zu dieſem Zweck nach einer bekann- ten Melodie gedichtet hatte. Darauf ſprach einer der fremden, ſtaͤdtiſchen Turner zur Antwort: „Wir ſind hierhergekommen zu Euch als muntre Tur- nerbruͤder, Euch, unſre wackre Kameraden, einmal zu be- gruͤßen und mit Euch uns zum gemeinſamen Streben zu vereinigen. Das thut in dieſen Zeiten Noth, wo jedes hoͤhere und edlere Streben darniedergehalten wird von der Gewalt der Regierungen, die ſich unſichtbar zu machen ſtrebt, und die, wenn ihr auch das gelingt, doch eben um ſo fuͤhlbarer iſt. Die Rede, das geſchriebene Wort, die Vereinigung — das Alles iſt nicht frei! Nur die Bewegungen unſres Koͤrpers hat man uns noch frei ge- laſſen, indeß man den Geiſtern die Knechtſchaft fuͤhlen laͤßt. Wir duͤrfen turnen, ſingen — und dazu wenig-

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Zitationshilfe: Otto-Peters, Louise: Ein Bauernsohn. Leipzig, 1849, S. 267. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_bauernsohn_1849/275>, abgerufen am 25.11.2024.