ertragen, es mag fallen wie es wolle. -- Ja, so müßten wir die Frauen denken lehren -- dann könnten diese Kämpfe nicht mehr sein, die jetzt oft des Mannes Brust zerreißen, wenn hier das Vaterland und die Freiheit zur muthigen That ruft, dort aber die Angst und das Flehen einer Mutter oder eines Liebchens ihn zurückhält. O dann stände es schon anders, besser um uns. Der Widerstreit der Pflichten in des Mannes Brust hörte auf, wenn nicht das Weib dahin, das Vaterland und die Freiheit ihn dorthin riefen, sondern wenn das Weib auch keinen heili- geren Ruf kennte, als den der Gebote der Pflicht, für das Wohl des Vaterlandes zuerst zu wirken. -- O meine Mutter! morgen werd' ich Dir mein Wort halten, wenn nicht die Pflicht mich unabweislich zwingen sollte -- aber wenn auch morgen, was nützt es? Vielleicht wirst Du doch noch Schmerz über mich haben, wie jetzt die Zei- ten böse sind und die hinterlistigen Machthaber zu jedem Frevel fähig, damit ihre Gewalt ja nicht erschüttert werde. -- O meine Mutter, ich weiß nicht, ob es Dir er- spart bleiben wird!
Jndem Johannes so dachte und einen fragenden Blick gen Himmel warf, schoß aus dem Stern, den er just be- trachtet hatte, eine leuchtende Sternschnuppe herab und zerstäubte in der Luft. Unser Johannes war nicht aber- gläubisch, aber er konnte keine Sternschnuppe ohne Er-
ertragen, es mag fallen wie es wolle. — Ja, ſo muͤßten wir die Frauen denken lehren — dann koͤnnten dieſe Kaͤmpfe nicht mehr ſein, die jetzt oft des Mannes Bruſt zerreißen, wenn hier das Vaterland und die Freiheit zur muthigen That ruft, dort aber die Angſt und das Flehen einer Mutter oder eines Liebchens ihn zuruͤckhaͤlt. O dann ſtaͤnde es ſchon anders, beſſer um uns. Der Widerſtreit der Pflichten in des Mannes Bruſt hoͤrte auf, wenn nicht das Weib dahin, das Vaterland und die Freiheit ihn dorthin riefen, ſondern wenn das Weib auch keinen heili- geren Ruf kennte, als den der Gebote der Pflicht, fuͤr das Wohl des Vaterlandes zuerſt zu wirken. — O meine Mutter! morgen werd’ ich Dir mein Wort halten, wenn nicht die Pflicht mich unabweislich zwingen ſollte — aber wenn auch morgen, was nuͤtzt es? Vielleicht wirſt Du doch noch Schmerz uͤber mich haben, wie jetzt die Zei- ten boͤſe ſind und die hinterliſtigen Machthaber zu jedem Frevel faͤhig, damit ihre Gewalt ja nicht erſchuͤttert werde. — O meine Mutter, ich weiß nicht, ob es Dir er- ſpart bleiben wird!
Jndem Johannes ſo dachte und einen fragenden Blick gen Himmel warf, ſchoß aus dem Stern, den er juſt be- trachtet hatte, eine leuchtende Sternſchnuppe herab und zerſtaͤubte in der Luft. Unſer Johannes war nicht aber- glaͤubiſch, aber er konnte keine Sternſchnuppe ohne Er-
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ertragen, es mag fallen wie es wolle. — Ja, ſo muͤßten
wir die Frauen denken lehren — dann koͤnnten dieſe Kaͤmpfe
nicht mehr ſein, die jetzt oft des Mannes Bruſt zerreißen,
wenn hier das Vaterland und die Freiheit zur muthigen
That ruft, dort aber die Angſt und das Flehen einer
Mutter oder eines Liebchens ihn zuruͤckhaͤlt. O dann ſtaͤnde
es ſchon anders, beſſer um uns. Der Widerſtreit der
Pflichten in des Mannes Bruſt hoͤrte auf, wenn nicht
das Weib dahin, das Vaterland und die Freiheit ihn
dorthin riefen, ſondern wenn das Weib auch keinen heili-
geren Ruf kennte, als den der Gebote der Pflicht, fuͤr
das Wohl des Vaterlandes zuerſt zu wirken. — O meine
Mutter! morgen werd’ ich Dir mein Wort halten, wenn
nicht die Pflicht mich unabweislich zwingen ſollte — aber
wenn auch morgen, was nuͤtzt es? Vielleicht wirſt Du
doch noch Schmerz uͤber mich haben, wie jetzt die Zei-
ten boͤſe ſind und die hinterliſtigen Machthaber zu jedem
Frevel faͤhig, damit ihre Gewalt ja nicht erſchuͤttert
werde. — O meine Mutter, ich weiß nicht, ob es Dir er-
ſpart bleiben wird!
Jndem Johannes ſo dachte und einen fragenden Blick
gen Himmel warf, ſchoß aus dem Stern, den er juſt be-
trachtet hatte, eine leuchtende Sternſchnuppe herab und
zerſtaͤubte in der Luft. Unſer Johannes war nicht aber-
glaͤubiſch, aber er konnte keine Sternſchnuppe ohne Er-
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Otto-Peters, Louise: Ein Bauernsohn. Leipzig, 1849, S. 265. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_bauernsohn_1849/273>, abgerufen am 25.11.2024.
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