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Otto-Peters, Louise: Ein Bauernsohn. Leipzig, 1849.

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Johannes abgefaßt und zahlreich unterschrieben worden.
Die Liedertafel und der Turnverein gediehen fröhlich fort.
Einige Gutsbesitzer, wie Damme und Berthold, verwehr-
ten zwar ihren Knechten die Theilnahme daran, aber das
schadete doch dem Ganzen weiter nicht. Der Schulmei-
ster war bei Allem am eifrigsten -- er schlug sich Sus-
chen ganz aus dem Sinne und eben, um nicht an sie
zu denken, gab er sich so entschieden den fortschrittsmäßigen
Bestrebungen hin. Suschen selbst aber ward immer stil-
ler und sah meist sehr traurig aus; kein Mensch aber
wußte, was ihr fehle. Der Schulmeister seufzte, wenn
er sie sah und dachte: sie grämt sich um Johannes und
ihre Zukunft. Er wußte keinen Trost für sie.

Johannes aber schrieb in dieser Zeit fleißig an seinem
Buch in der Thurmstube weiter und Mutter Eva war
alle Tage glücklich über ihren Liebling.

Seine Feinde aber waren im Stillen thätig und war-
teten nur auf einen Anlaß, wie sie ihn verderben könnten.



Johannes abgefaßt und zahlreich unterſchrieben worden.
Die Liedertafel und der Turnverein gediehen froͤhlich fort.
Einige Gutsbeſitzer, wie Damme und Berthold, verwehr-
ten zwar ihren Knechten die Theilnahme daran, aber das
ſchadete doch dem Ganzen weiter nicht. Der Schulmei-
ſter war bei Allem am eifrigſten — er ſchlug ſich Sus-
chen ganz aus dem Sinne und eben, um nicht an ſie
zu denken, gab er ſich ſo entſchieden den fortſchrittsmaͤßigen
Beſtrebungen hin. Suschen ſelbſt aber ward immer ſtil-
ler und ſah meiſt ſehr traurig aus; kein Menſch aber
wußte, was ihr fehle. Der Schulmeiſter ſeufzte, wenn
er ſie ſah und dachte: ſie graͤmt ſich um Johannes und
ihre Zukunft. Er wußte keinen Troſt fuͤr ſie.

Johannes aber ſchrieb in dieſer Zeit fleißig an ſeinem
Buch in der Thurmſtube weiter und Mutter Eva war
alle Tage gluͤcklich uͤber ihren Liebling.

Seine Feinde aber waren im Stillen thaͤtig und war-
teten nur auf einen Anlaß, wie ſie ihn verderben koͤnnten.



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[244/0252] Johannes abgefaßt und zahlreich unterſchrieben worden. Die Liedertafel und der Turnverein gediehen froͤhlich fort. Einige Gutsbeſitzer, wie Damme und Berthold, verwehr- ten zwar ihren Knechten die Theilnahme daran, aber das ſchadete doch dem Ganzen weiter nicht. Der Schulmei- ſter war bei Allem am eifrigſten — er ſchlug ſich Sus- chen ganz aus dem Sinne und eben, um nicht an ſie zu denken, gab er ſich ſo entſchieden den fortſchrittsmaͤßigen Beſtrebungen hin. Suschen ſelbſt aber ward immer ſtil- ler und ſah meiſt ſehr traurig aus; kein Menſch aber wußte, was ihr fehle. Der Schulmeiſter ſeufzte, wenn er ſie ſah und dachte: ſie graͤmt ſich um Johannes und ihre Zukunft. Er wußte keinen Troſt fuͤr ſie. Johannes aber ſchrieb in dieſer Zeit fleißig an ſeinem Buch in der Thurmſtube weiter und Mutter Eva war alle Tage gluͤcklich uͤber ihren Liebling. Seine Feinde aber waren im Stillen thaͤtig und war- teten nur auf einen Anlaß, wie ſie ihn verderben koͤnnten.

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Zitationshilfe: Otto-Peters, Louise: Ein Bauernsohn. Leipzig, 1849, S. 244. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_bauernsohn_1849/252>, abgerufen am 23.11.2024.