sage mir dies nur aus Freundschaft im Vertrauen, damit ich wisse, woran ich sei und mich darnach richten könne -- auch Johannes warnen, im Fall er mir lieb sein sollte, aber nur als väterlicher Freund und aus eigner Besorg- niß; ihn selbst und seinen gutgemeinten Rath solle ich ja um Alles aus dem Spiele lassen, sonst hieße es gleich, er wolle demagogische Umtriebe begünstigen und halte es auch mit solchen gefährlichen Subjekten. Sieh, liebe Frau, so weit ist es bereits gekommen, daß dieser Johan- nes bei den Behörden als ein "gefährliches Subjekt" bezeichnet ist!"
"Aber Du hast ihn doch vertheidigt," sagte die Pfar- rerin besorgt, "und ihn gegen alle Verleumdungen in Schutz genommen?"
"Freilich hab' ich das gethan nach bestem Wissen und Gewissen," sagte der Pfarrer, "aber daß er ein We- nig zu ungestüm und hitzig sei, das Neue zu fördern und Verbesserungen einzuführen, konnt' ich doch nicht in Abrede stellen -- ich fürchte, daß was ihn bei mir ent- schuldigt, doch vor den Behörden als kein Entschuldi- gungsgrund dienen kann, falls er wirklich einmal zu weit gehen sollte."
Dieses Gespräch war in einer dichten Gartenlaube geführt worden. Der Bote Martin war während des- selben in den Garten getreten, ohne bemerkt zu werden
ſage mir dies nur aus Freundſchaft im Vertrauen, damit ich wiſſe, woran ich ſei und mich darnach richten koͤnne — auch Johannes warnen, im Fall er mir lieb ſein ſollte, aber nur als vaͤterlicher Freund und aus eigner Beſorg- niß; ihn ſelbſt und ſeinen gutgemeinten Rath ſolle ich ja um Alles aus dem Spiele laſſen, ſonſt hieße es gleich, er wolle demagogiſche Umtriebe beguͤnſtigen und halte es auch mit ſolchen gefaͤhrlichen Subjekten. Sieh, liebe Frau, ſo weit iſt es bereits gekommen, daß dieſer Johan- nes bei den Behoͤrden als ein „gefaͤhrliches Subjekt“ bezeichnet iſt!“
„Aber Du haſt ihn doch vertheidigt,“ ſagte die Pfar- rerin beſorgt, „und ihn gegen alle Verleumdungen in Schutz genommen?“
„Freilich hab’ ich das gethan nach beſtem Wiſſen und Gewiſſen,“ ſagte der Pfarrer, „aber daß er ein We- nig zu ungeſtuͤm und hitzig ſei, das Neue zu foͤrdern und Verbeſſerungen einzufuͤhren, konnt’ ich doch nicht in Abrede ſtellen — ich fuͤrchte, daß was ihn bei mir ent- ſchuldigt, doch vor den Behoͤrden als kein Entſchuldi- gungsgrund dienen kann, falls er wirklich einmal zu weit gehen ſollte.“
Dieſes Geſpraͤch war in einer dichten Gartenlaube gefuͤhrt worden. Der Bote Martin war waͤhrend des- ſelben in den Garten getreten, ohne bemerkt zu werden
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ſage mir dies nur aus Freundſchaft im Vertrauen, damit
ich wiſſe, woran ich ſei und mich darnach richten koͤnne —
auch Johannes warnen, im Fall er mir lieb ſein ſollte,
aber nur als vaͤterlicher Freund und aus eigner Beſorg-
niß; ihn ſelbſt und ſeinen gutgemeinten Rath ſolle ich ja
um Alles aus dem Spiele laſſen, ſonſt hieße es gleich,
er wolle demagogiſche Umtriebe beguͤnſtigen und halte es
auch mit ſolchen gefaͤhrlichen Subjekten. Sieh, liebe
Frau, ſo weit iſt es bereits gekommen, daß dieſer Johan-
nes bei den Behoͤrden als ein „gefaͤhrliches Subjekt“
bezeichnet iſt!“
„Aber Du haſt ihn doch vertheidigt,“ ſagte die Pfar-
rerin beſorgt, „und ihn gegen alle Verleumdungen in Schutz
genommen?“
„Freilich hab’ ich das gethan nach beſtem Wiſſen
und Gewiſſen,“ ſagte der Pfarrer, „aber daß er ein We-
nig zu ungeſtuͤm und hitzig ſei, das Neue zu foͤrdern
und Verbeſſerungen einzufuͤhren, konnt’ ich doch nicht in
Abrede ſtellen — ich fuͤrchte, daß was ihn bei mir ent-
ſchuldigt, doch vor den Behoͤrden als kein Entſchuldi-
gungsgrund dienen kann, falls er wirklich einmal zu weit
gehen ſollte.“
Dieſes Geſpraͤch war in einer dichten Gartenlaube
gefuͤhrt worden. Der Bote Martin war waͤhrend des-
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Otto-Peters, Louise: Ein Bauernsohn. Leipzig, 1849, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_bauernsohn_1849/240>, abgerufen am 23.11.2024.
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