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Otto-Peters, Louise: Ein Bauernsohn. Leipzig, 1849.

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auch mit ihnen zu wirken für's Allgemeine und damit
sie dazu fähig würden, auch mit den Männern die Mit-
tel zu nützen, welche zur Begeisterung für's Allgemeine
sich allenfalls auffinden ließen -- wie nun z. B. auch
das heutige Fest war. Aber noch mehr! wie glücklich
würde er früher gewesen sein, in Suschens Gegenwart
singen zu können -- aber jetzt floh er sie ja! Jetzt, allein
unter Männern, wo er sie und alle Mädchen vergessen
und mit den Kameraden für höhere Dinge als die Liebe ist,
für Vaterland und Freiheit sich begeistern konnte, jetzt war
die Gegenwart der Mädchen ihm störend, weil er dadurch
ohne Unterlaß an seinen stillen Kummer erinnert ward.
-- Er antwortete weiter Nichts auf Laura's Mitthei-
lung und diese ging nun, um die andern Mädchen im
Dorf zusammenzurufen, daß sie mit auf die Burg gingen,
wie verabredet war.

Karl wollte ihnen oben durch das Fenster nachsehen,
vielleicht Suschen wieder zu gewahren. Da mußte er
einen neuen Aerger haben! Er konnte nämlich aus dem
einen Fenster in die Dorfgasse sehen, in der das Gut
von Christlieb Damme lag. Da gewahrte er, wie vor
demselben eine ganze Allee von jungen schönen Birken-
bäumen aufgepflanzt war. Darüber gerieth er nun or-
dentlich außer sich. Das hatte der Christlieb ganz offen-
bar nur ihm und Johannes zum Possen gethan! -- Frei-

auch mit ihnen zu wirken fuͤr’s Allgemeine und damit
ſie dazu faͤhig wuͤrden, auch mit den Maͤnnern die Mit-
tel zu nuͤtzen, welche zur Begeiſterung fuͤr’s Allgemeine
ſich allenfalls auffinden ließen — wie nun z. B. auch
das heutige Feſt war. Aber noch mehr! wie gluͤcklich
wuͤrde er fruͤher geweſen ſein, in Suschens Gegenwart
ſingen zu koͤnnen — aber jetzt floh er ſie ja! Jetzt, allein
unter Maͤnnern, wo er ſie und alle Maͤdchen vergeſſen
und mit den Kameraden fuͤr hoͤhere Dinge als die Liebe iſt,
fuͤr Vaterland und Freiheit ſich begeiſtern konnte, jetzt war
die Gegenwart der Maͤdchen ihm ſtoͤrend, weil er dadurch
ohne Unterlaß an ſeinen ſtillen Kummer erinnert ward.
— Er antwortete weiter Nichts auf Laura’s Mitthei-
lung und dieſe ging nun, um die andern Maͤdchen im
Dorf zuſammenzurufen, daß ſie mit auf die Burg gingen,
wie verabredet war.

Karl wollte ihnen oben durch das Fenſter nachſehen,
vielleicht Suschen wieder zu gewahren. Da mußte er
einen neuen Aerger haben! Er konnte naͤmlich aus dem
einen Fenſter in die Dorfgaſſe ſehen, in der das Gut
von Chriſtlieb Damme lag. Da gewahrte er, wie vor
demſelben eine ganze Allee von jungen ſchoͤnen Birken-
bäumen aufgepflanzt war. Daruͤber gerieth er nun or-
dentlich außer ſich. Das hatte der Chriſtlieb ganz offen-
bar nur ihm und Johannes zum Poſſen gethan! — Frei-

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[201/0209] auch mit ihnen zu wirken fuͤr’s Allgemeine und damit ſie dazu faͤhig wuͤrden, auch mit den Maͤnnern die Mit- tel zu nuͤtzen, welche zur Begeiſterung fuͤr’s Allgemeine ſich allenfalls auffinden ließen — wie nun z. B. auch das heutige Feſt war. Aber noch mehr! wie gluͤcklich wuͤrde er fruͤher geweſen ſein, in Suschens Gegenwart ſingen zu koͤnnen — aber jetzt floh er ſie ja! Jetzt, allein unter Maͤnnern, wo er ſie und alle Maͤdchen vergeſſen und mit den Kameraden fuͤr hoͤhere Dinge als die Liebe iſt, fuͤr Vaterland und Freiheit ſich begeiſtern konnte, jetzt war die Gegenwart der Maͤdchen ihm ſtoͤrend, weil er dadurch ohne Unterlaß an ſeinen ſtillen Kummer erinnert ward. — Er antwortete weiter Nichts auf Laura’s Mitthei- lung und dieſe ging nun, um die andern Maͤdchen im Dorf zuſammenzurufen, daß ſie mit auf die Burg gingen, wie verabredet war. Karl wollte ihnen oben durch das Fenſter nachſehen, vielleicht Suschen wieder zu gewahren. Da mußte er einen neuen Aerger haben! Er konnte naͤmlich aus dem einen Fenſter in die Dorfgaſſe ſehen, in der das Gut von Chriſtlieb Damme lag. Da gewahrte er, wie vor demſelben eine ganze Allee von jungen ſchoͤnen Birken- bäumen aufgepflanzt war. Daruͤber gerieth er nun or- dentlich außer ſich. Das hatte der Chriſtlieb ganz offen- bar nur ihm und Johannes zum Poſſen gethan! — Frei-

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Zitationshilfe: Otto-Peters, Louise: Ein Bauernsohn. Leipzig, 1849, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_bauernsohn_1849/209>, abgerufen am 23.11.2024.