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Otto-Peters, Louise: Ein Bauernsohn. Leipzig, 1849.

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man schämt sich ordentlich mit ihr umzugehen -- ich
weich' ihr allemal auf zwanzig Schritt' aus, wenn ich
sie nur kommen sehe."

"Nun bitt' ich einen Menschen! spracht ihr denn
wirklich von Richters Suschen?" rief Eva ganz erstaunt
und stämmte herausfordernd beide Arme in die Seiten.

"Von keinem andern Menschen sonst!" betheuerte Julie,
"ich dächte doch, wie sie Euerm Johannes nachläuft, müß-
tet Jhr selber sehen; mit dem Schulmeister hat sie's auch
arg genug getrieben und mit dem Christlieb kommt sie gar in
der Nacht zusammen -- es ist ein Spektakel -- wenn's
Eine mit Dreien zugleich halten will, das ist doch gar
zu arg!"

"Was das nur für Sachen sind!" rief Eva. "Jch
glaube, Jhr lästert noch das Blaue vom Himmel herunter,
wenn's Euch just einfällt. Kann gar kein sittiger Mäd-
chen geben im ganzen Dorfe als die Suschen, und Jhr
wollt ihr auf einmal die schlechtesten Dinge nachreden.
Wäre auch nur ein wahres Wort daran, so müßt ich
doch auch Etwas davon wissen!"

"Das ist nun noch nicht ausgemacht!" erwiderte Ju-
lie, die so zimperlich thut, hat es gerade am Meisten
hinter den Ohren! -- Warum hätte sie's denn just so
eingerichtet, daß ihre Gluckhenne, die Spitzenkrause, in
Schulmeisters Schuppen brütete, wenn sie nicht einen

man ſchaͤmt ſich ordentlich mit ihr umzugehen — ich
weich’ ihr allemal auf zwanzig Schritt’ aus, wenn ich
ſie nur kommen ſehe.“

„Nun bitt’ ich einen Menſchen! ſpracht ihr denn
wirklich von Richters Suschen?“ rief Eva ganz erſtaunt
und ſtaͤmmte herausfordernd beide Arme in die Seiten.

„Von keinem andern Menſchen ſonſt!“ betheuerte Julie,
„ich daͤchte doch, wie ſie Euerm Johannes nachlaͤuft, muͤß-
tet Jhr ſelber ſehen; mit dem Schulmeiſter hat ſie’s auch
arg genug getrieben und mit dem Chriſtlieb kommt ſie gar in
der Nacht zuſammen — es iſt ein Spektakel — wenn’s
Eine mit Dreien zugleich halten will, das iſt doch gar
zu arg!“

„Was das nur fuͤr Sachen ſind!“ rief Eva. „Jch
glaube, Jhr laͤſtert noch das Blaue vom Himmel herunter,
wenn’s Euch juſt einfaͤllt. Kann gar kein ſittiger Maͤd-
chen geben im ganzen Dorfe als die Suschen, und Jhr
wollt ihr auf einmal die ſchlechteſten Dinge nachreden.
Waͤre auch nur ein wahres Wort daran, ſo muͤßt ich
doch auch Etwas davon wiſſen!“

„Das iſt nun noch nicht ausgemacht!“ erwiderte Ju-
lie, die ſo zimperlich thut, hat es gerade am Meiſten
hinter den Ohren! — Warum haͤtte ſie’s denn juſt ſo
eingerichtet, daß ihre Gluckhenne, die Spitzenkrauſe, in
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[174/0182] man ſchaͤmt ſich ordentlich mit ihr umzugehen — ich weich’ ihr allemal auf zwanzig Schritt’ aus, wenn ich ſie nur kommen ſehe.“ „Nun bitt’ ich einen Menſchen! ſpracht ihr denn wirklich von Richters Suschen?“ rief Eva ganz erſtaunt und ſtaͤmmte herausfordernd beide Arme in die Seiten. „Von keinem andern Menſchen ſonſt!“ betheuerte Julie, „ich daͤchte doch, wie ſie Euerm Johannes nachlaͤuft, muͤß- tet Jhr ſelber ſehen; mit dem Schulmeiſter hat ſie’s auch arg genug getrieben und mit dem Chriſtlieb kommt ſie gar in der Nacht zuſammen — es iſt ein Spektakel — wenn’s Eine mit Dreien zugleich halten will, das iſt doch gar zu arg!“ „Was das nur fuͤr Sachen ſind!“ rief Eva. „Jch glaube, Jhr laͤſtert noch das Blaue vom Himmel herunter, wenn’s Euch juſt einfaͤllt. Kann gar kein ſittiger Maͤd- chen geben im ganzen Dorfe als die Suschen, und Jhr wollt ihr auf einmal die ſchlechteſten Dinge nachreden. Waͤre auch nur ein wahres Wort daran, ſo muͤßt ich doch auch Etwas davon wiſſen!“ „Das iſt nun noch nicht ausgemacht!“ erwiderte Ju- lie, die ſo zimperlich thut, hat es gerade am Meiſten hinter den Ohren! — Warum haͤtte ſie’s denn juſt ſo eingerichtet, daß ihre Gluckhenne, die Spitzenkrauſe, in Schulmeiſters Schuppen bruͤtete, wenn ſie nicht einen

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Zitationshilfe: Otto-Peters, Louise: Ein Bauernsohn. Leipzig, 1849, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_bauernsohn_1849/182>, abgerufen am 25.11.2024.