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Otto-Peters, Louise: Ein Bauernsohn. Leipzig, 1849.

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Sonst hatte sie nicht viel nach der Frau Vogt gefragt,
jetzt fing sie an, sich bei ihr einzunisten und sich immer
irgend etwas auf der Burg zu schaffen zu machen, damit
sie den Johannes dann und wann einmal sehe. Es ge-
lang ihr aber selten und wenn es geschah, so beachtete er
sie weiter gar nicht und ein Gruß war meist Alles, was
sie von ihm erlangen konnte. Er bemerkte es nicht,
daß sie sich Mühe um ihn gab, eben weil er gar keine
Acht darauf hatte und sprach nicht mit ihr, da ihm
das eitle Mädchen nicht sonderlich gefiel. Sie aber ward
dies bald überdrüssig und meinte: da könne der Grund
dazu nur darin stecken, daß er eine andere Liebe habe und
dies könne Niemand anders als Suschen sein. Jhr
ganzer Haß wendete sich nun gegen diese, sie sprach überall
schlecht von ihr und nahm sich vor, sie vor Allem bei
Mutter Eva zu verketzern.

Bei ehester Gelegenheit, als Julie die Mutter Eva
im Garten fand, trat sie zu ihr.

"Nun," fing sie an, "wie geht's Mutter Eva?"

"Ei! ich denke, jetzt muß es ja immer gut gehen,
seit mein Johanneslein hier ist," sagte diese.

"Glaub's wohl, man merkt's Euch ordentlich an, Jhr
seid wie jünger und rüstiger geworden," fuhr Julie fort,
"und der Weg auf die Burg wird Euch auch nicht
sauer?"

Sonſt hatte ſie nicht viel nach der Frau Vogt gefragt,
jetzt fing ſie an, ſich bei ihr einzuniſten und ſich immer
irgend etwas auf der Burg zu ſchaffen zu machen, damit
ſie den Johannes dann und wann einmal ſehe. Es ge-
lang ihr aber ſelten und wenn es geſchah, ſo beachtete er
ſie weiter gar nicht und ein Gruß war meiſt Alles, was
ſie von ihm erlangen konnte. Er bemerkte es nicht,
daß ſie ſich Muͤhe um ihn gab, eben weil er gar keine
Acht darauf hatte und ſprach nicht mit ihr, da ihm
das eitle Maͤdchen nicht ſonderlich gefiel. Sie aber ward
dies bald uͤberdruͤſſig und meinte: da koͤnne der Grund
dazu nur darin ſtecken, daß er eine andere Liebe habe und
dies koͤnne Niemand anders als Suschen ſein. Jhr
ganzer Haß wendete ſich nun gegen dieſe, ſie ſprach uͤberall
ſchlecht von ihr und nahm ſich vor, ſie vor Allem bei
Mutter Eva zu verketzern.

Bei eheſter Gelegenheit, als Julie die Mutter Eva
im Garten fand, trat ſie zu ihr.

„Nun,“ fing ſie an, „wie geht’s Mutter Eva?“

„Ei! ich denke, jetzt muß es ja immer gut gehen,
ſeit mein Johanneslein hier iſt,“ ſagte dieſe.

„Glaub’s wohl, man merkt’s Euch ordentlich an, Jhr
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„und der Weg auf die Burg wird Euch auch nicht
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[172/0180] Sonſt hatte ſie nicht viel nach der Frau Vogt gefragt, jetzt fing ſie an, ſich bei ihr einzuniſten und ſich immer irgend etwas auf der Burg zu ſchaffen zu machen, damit ſie den Johannes dann und wann einmal ſehe. Es ge- lang ihr aber ſelten und wenn es geſchah, ſo beachtete er ſie weiter gar nicht und ein Gruß war meiſt Alles, was ſie von ihm erlangen konnte. Er bemerkte es nicht, daß ſie ſich Muͤhe um ihn gab, eben weil er gar keine Acht darauf hatte und ſprach nicht mit ihr, da ihm das eitle Maͤdchen nicht ſonderlich gefiel. Sie aber ward dies bald uͤberdruͤſſig und meinte: da koͤnne der Grund dazu nur darin ſtecken, daß er eine andere Liebe habe und dies koͤnne Niemand anders als Suschen ſein. Jhr ganzer Haß wendete ſich nun gegen dieſe, ſie ſprach uͤberall ſchlecht von ihr und nahm ſich vor, ſie vor Allem bei Mutter Eva zu verketzern. Bei eheſter Gelegenheit, als Julie die Mutter Eva im Garten fand, trat ſie zu ihr. „Nun,“ fing ſie an, „wie geht’s Mutter Eva?“ „Ei! ich denke, jetzt muß es ja immer gut gehen, ſeit mein Johanneslein hier iſt,“ ſagte dieſe. „Glaub’s wohl, man merkt’s Euch ordentlich an, Jhr ſeid wie juͤnger und ruͤſtiger geworden,“ fuhr Julie fort, „und der Weg auf die Burg wird Euch auch nicht ſauer?“

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Zitationshilfe: Otto-Peters, Louise: Ein Bauernsohn. Leipzig, 1849, S. 172. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_bauernsohn_1849/180>, abgerufen am 25.11.2024.