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Otto-Peters, Louise: Ein Bauernsohn. Leipzig, 1849.

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daß er noch ausginge, weshalb, als sie jetzt Männertritte
hörte, sie nicht anders glaubte, als daß es ihr Bruder
sein müsse. Wie verwundert war sie daher, als eine an-
dere Männerstimme ein schüchterens: "guten Abend" sagte
und sie aufsehend Friedrich vor sich gewahrte.

Sie antwortete freudig überrascht auch mit einem
"guten Abend" und stand auf.

"Lassen Sie sich ja nicht stören, Jungfer Laura,"
sagte er und schlug die Augen nieder auf seine Sonntags-
mütze, die er in der Hand hielt.

"Sie wollen wohl zu meinem Bruder," sagte sie auch
mit niedergeschlagenen Augen, "er war nur eben hier,
wahrscheinlich wird er in seine Stube hinauf gegangen
sein."

"Ja!" antwortete Friedrich, obwohl er recht gut wußte,
daß der Schulmeister in's Dorf gegangen war, er hatte
ihn das Haus verlassen sehen und war gerade deshalb
noch hergekommen, der Schalk! Er mochte das aber nicht
eingestehen und ließ es geschehen, daß Laura in das Haus
ging, den Bruder zu rufen. Sie findet ihn doch nicht,
dachte Friedrich -- und unterdeß gewinn' ich ein we-
nig Zeit, um Worte für das zu suchen, was ich eigent-
lich sagen will. Es war aber Nichts damit, er fand keine
Worte, weil er immer nur an Laura's hübsches Gesicht
dachte und bei jedem Gräschen und Zweiglein, das

daß er noch ausginge, weshalb, als ſie jetzt Maͤnnertritte
hoͤrte, ſie nicht anders glaubte, als daß es ihr Bruder
ſein muͤſſe. Wie verwundert war ſie daher, als eine an-
dere Maͤnnerſtimme ein ſchuͤchterens: „guten Abend“ ſagte
und ſie aufſehend Friedrich vor ſich gewahrte.

Sie antwortete freudig uͤberraſcht auch mit einem
„guten Abend“ und ſtand auf.

„Laſſen Sie ſich ja nicht ſtoͤren, Jungfer Laura,“
ſagte er und ſchlug die Augen nieder auf ſeine Sonntags-
muͤtze, die er in der Hand hielt.

„Sie wollen wohl zu meinem Bruder,“ ſagte ſie auch
mit niedergeſchlagenen Augen, „er war nur eben hier,
wahrſcheinlich wird er in ſeine Stube hinauf gegangen
ſein.“

„Ja!“ antwortete Friedrich, obwohl er recht gut wußte,
daß der Schulmeiſter in’s Dorf gegangen war, er hatte
ihn das Haus verlaſſen ſehen und war gerade deshalb
noch hergekommen, der Schalk! Er mochte das aber nicht
eingeſtehen und ließ es geſchehen, daß Laura in das Haus
ging, den Bruder zu rufen. Sie findet ihn doch nicht,
dachte Friedrich — und unterdeß gewinn’ ich ein we-
nig Zeit, um Worte fuͤr das zu ſuchen, was ich eigent-
lich ſagen will. Es war aber Nichts damit, er fand keine
Worte, weil er immer nur an Laura’s huͤbſches Geſicht
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[162/0170] daß er noch ausginge, weshalb, als ſie jetzt Maͤnnertritte hoͤrte, ſie nicht anders glaubte, als daß es ihr Bruder ſein muͤſſe. Wie verwundert war ſie daher, als eine an- dere Maͤnnerſtimme ein ſchuͤchterens: „guten Abend“ ſagte und ſie aufſehend Friedrich vor ſich gewahrte. Sie antwortete freudig uͤberraſcht auch mit einem „guten Abend“ und ſtand auf. „Laſſen Sie ſich ja nicht ſtoͤren, Jungfer Laura,“ ſagte er und ſchlug die Augen nieder auf ſeine Sonntags- muͤtze, die er in der Hand hielt. „Sie wollen wohl zu meinem Bruder,“ ſagte ſie auch mit niedergeſchlagenen Augen, „er war nur eben hier, wahrſcheinlich wird er in ſeine Stube hinauf gegangen ſein.“ „Ja!“ antwortete Friedrich, obwohl er recht gut wußte, daß der Schulmeiſter in’s Dorf gegangen war, er hatte ihn das Haus verlaſſen ſehen und war gerade deshalb noch hergekommen, der Schalk! Er mochte das aber nicht eingeſtehen und ließ es geſchehen, daß Laura in das Haus ging, den Bruder zu rufen. Sie findet ihn doch nicht, dachte Friedrich — und unterdeß gewinn’ ich ein we- nig Zeit, um Worte fuͤr das zu ſuchen, was ich eigent- lich ſagen will. Es war aber Nichts damit, er fand keine Worte, weil er immer nur an Laura’s huͤbſches Geſicht dachte und bei jedem Graͤschen und Zweiglein, das

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Zitationshilfe: Otto-Peters, Louise: Ein Bauernsohn. Leipzig, 1849, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_bauernsohn_1849/170>, abgerufen am 26.11.2024.