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Otto-Peters, Louise: Ein Bauernsohn. Leipzig, 1849.

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er würde ja wieder in die Stadt gehen, und am Ende
könnt es ihm dann dort schlecht bekommen, dachte sie
-- es war ein unklares Gefühl, aber sie konnte keine
rechte Ruhe mehr finden. "Herr Pfarrer," sagte sie wie-
der: "reden Sie ihm doch zu, daß er ja Nichts thut, was
ihm schaden könnte -- um meinetwillen! ich weiß es
wohl, er ist einmal verflogen, er gehört mir nicht mehr
ganz und wenn er auch wieder einmal zurückgekommen
und viel auf mich hält -- aber wüßt' ich ihn in Ge-
fahr, müßt' ich vergehen vor Angst -- und wär' die Ge-
fahr gar wirklich da und hätt' ihn schon gefaßt, mein
Tod müßt' es sein!" -- --

Johannes trat in diesem Augenblick zu ihr und wollte
heitre Worte an sie richten -- sie faßte ihn hastig in
beide Arme, als solle er ihr gleich genommen werden und
sagte: "Nicht wahr, Du willst Deiner alten Mutter kei-
nen Kummer machen?"

"Was hast Du denn auf einmal?" rief er ganz ver-
wundert, "habe ich Dich denn schon mit Etwas gekränkt?
jetzt? -- seit ich hier bin? -- heute?"

Sie schüttelte den Kopf und die Thränen traten ihr
in die Augen: "Nein mein Junge, nein! da sei Gott
für, daß ich sagte, Du wärst nicht immer gut gewesen,
auch gut und lieb gegen mich -- aber mir fiel ein,
ob's die Leut' hier auch Alle hören wollten, wenn Du

er wuͤrde ja wieder in die Stadt gehen, und am Ende
koͤnnt es ihm dann dort ſchlecht bekommen, dachte ſie
— es war ein unklares Gefuͤhl, aber ſie konnte keine
rechte Ruhe mehr finden. „Herr Pfarrer,“ ſagte ſie wie-
der: „reden Sie ihm doch zu, daß er ja Nichts thut, was
ihm ſchaden koͤnnte — um meinetwillen! ich weiß es
wohl, er iſt einmal verflogen, er gehoͤrt mir nicht mehr
ganz und wenn er auch wieder einmal zuruͤckgekommen
und viel auf mich haͤlt — aber wuͤßt’ ich ihn in Ge-
fahr, muͤßt’ ich vergehen vor Angſt — und waͤr’ die Ge-
fahr gar wirklich da und haͤtt’ ihn ſchon gefaßt, mein
Tod muͤßt’ es ſein!“ — —

Johannes trat in dieſem Augenblick zu ihr und wollte
heitre Worte an ſie richten — ſie faßte ihn haſtig in
beide Arme, als ſolle er ihr gleich genommen werden und
ſagte: „Nicht wahr, Du willſt Deiner alten Mutter kei-
nen Kummer machen?“

„Was haſt Du denn auf einmal?“ rief er ganz ver-
wundert, „habe ich Dich denn ſchon mit Etwas gekraͤnkt?
jetzt? — ſeit ich hier bin? — heute?“

Sie ſchuͤttelte den Kopf und die Thraͤnen traten ihr
in die Augen: „Nein mein Junge, nein! da ſei Gott
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auch gut und lieb gegen mich — aber mir fiel ein,
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[148/0156] er wuͤrde ja wieder in die Stadt gehen, und am Ende koͤnnt es ihm dann dort ſchlecht bekommen, dachte ſie — es war ein unklares Gefuͤhl, aber ſie konnte keine rechte Ruhe mehr finden. „Herr Pfarrer,“ ſagte ſie wie- der: „reden Sie ihm doch zu, daß er ja Nichts thut, was ihm ſchaden koͤnnte — um meinetwillen! ich weiß es wohl, er iſt einmal verflogen, er gehoͤrt mir nicht mehr ganz und wenn er auch wieder einmal zuruͤckgekommen und viel auf mich haͤlt — aber wuͤßt’ ich ihn in Ge- fahr, muͤßt’ ich vergehen vor Angſt — und waͤr’ die Ge- fahr gar wirklich da und haͤtt’ ihn ſchon gefaßt, mein Tod muͤßt’ es ſein!“ — — Johannes trat in dieſem Augenblick zu ihr und wollte heitre Worte an ſie richten — ſie faßte ihn haſtig in beide Arme, als ſolle er ihr gleich genommen werden und ſagte: „Nicht wahr, Du willſt Deiner alten Mutter kei- nen Kummer machen?“ „Was haſt Du denn auf einmal?“ rief er ganz ver- wundert, „habe ich Dich denn ſchon mit Etwas gekraͤnkt? jetzt? — ſeit ich hier bin? — heute?“ Sie ſchuͤttelte den Kopf und die Thraͤnen traten ihr in die Augen: „Nein mein Junge, nein! da ſei Gott fuͤr, daß ich ſagte, Du waͤrſt nicht immer gut geweſen, auch gut und lieb gegen mich — aber mir fiel ein, ob’s die Leut’ hier auch Alle hoͤren wollten, wenn Du

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Zitationshilfe: Otto-Peters, Louise: Ein Bauernsohn. Leipzig, 1849, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_bauernsohn_1849/156>, abgerufen am 27.11.2024.