"wenn ich auch kein Sänger bin, so hab' ich doch auch meine Freude an dem Singen und denke, die Burschen werden mich auch nicht zurückweisen."
Und er ging mit dem Pfarrer, der die Andern wieder freundlich grüßte, aber eben keine Lust zu einem weitern Gespräch mit ihnen zu haben schien. Diese sahen ihm nach und als er mit seinem Begleiter an der Ecke ver- schwunden war, lachten sie einander bedeutungsvoll zu.
"Hab' ich's nicht gleich gesagt?" begann der Bote Martin, vor Freuden über sein glückliches Prophetenthum schmunzelnd, "der Pfarrer ist mit bei der Singerei auf der Burg! Da geht er nun hin und scheint sich ordent- lich darüber aufzuhalten, wenn ein Bursch' nicht mitgeht. Daß Jhr, Christlieb, nicht mit dabei waret, stand ihm gar nicht an, er machte ein verteufelt ernsthaftes Gesicht über Eure Antwort."
"Schien Lust zu haben mir den Text zu lesen!" sagte Christlieb aufgeblasen, "daß er mir nicht grün ist, weiß ich schon lange -- aber er sagte doch Nichts -- ich hätt' es auch nicht zu leiden brauchen und würde ihm schon geantwortet haben -- Pfarrer oder nicht, das ist mir nachher auch einerlei."
Jndeß die Männer nun wieder all' ihre Galle in Re- den ausschütteten, wobei vorzüglich Christlieb immer groß-
„wenn ich auch kein Saͤnger bin, ſo hab’ ich doch auch meine Freude an dem Singen und denke, die Burſchen werden mich auch nicht zuruͤckweiſen.“
Und er ging mit dem Pfarrer, der die Andern wieder freundlich gruͤßte, aber eben keine Luſt zu einem weitern Geſpraͤch mit ihnen zu haben ſchien. Dieſe ſahen ihm nach und als er mit ſeinem Begleiter an der Ecke ver- ſchwunden war, lachten ſie einander bedeutungsvoll zu.
„Hab’ ich’s nicht gleich geſagt?“ begann der Bote Martin, vor Freuden uͤber ſein gluͤckliches Prophetenthum ſchmunzelnd, „der Pfarrer iſt mit bei der Singerei auf der Burg! Da geht er nun hin und ſcheint ſich ordent- lich daruͤber aufzuhalten, wenn ein Burſch’ nicht mitgeht. Daß Jhr, Chriſtlieb, nicht mit dabei waret, ſtand ihm gar nicht an, er machte ein verteufelt ernſthaftes Geſicht uͤber Eure Antwort.“
„Schien Luſt zu haben mir den Text zu leſen!“ ſagte Chriſtlieb aufgeblaſen, „daß er mir nicht gruͤn iſt, weiß ich ſchon lange — aber er ſagte doch Nichts — ich haͤtt’ es auch nicht zu leiden brauchen und wuͤrde ihm ſchon geantwortet haben — Pfarrer oder nicht, das iſt mir nachher auch einerlei.“
Jndeß die Maͤnner nun wieder all’ ihre Galle in Re- den ausſchuͤtteten, wobei vorzuͤglich Chriſtlieb immer groß-
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„wenn ich auch kein Saͤnger bin, ſo hab’ ich doch auch
meine Freude an dem Singen und denke, die Burſchen
werden mich auch nicht zuruͤckweiſen.“
Und er ging mit dem Pfarrer, der die Andern wieder
freundlich gruͤßte, aber eben keine Luſt zu einem weitern
Geſpraͤch mit ihnen zu haben ſchien. Dieſe ſahen ihm
nach und als er mit ſeinem Begleiter an der Ecke ver-
ſchwunden war, lachten ſie einander bedeutungsvoll zu.
„Hab’ ich’s nicht gleich geſagt?“ begann der Bote
Martin, vor Freuden uͤber ſein gluͤckliches Prophetenthum
ſchmunzelnd, „der Pfarrer iſt mit bei der Singerei auf
der Burg! Da geht er nun hin und ſcheint ſich ordent-
lich daruͤber aufzuhalten, wenn ein Burſch’ nicht mitgeht.
Daß Jhr, Chriſtlieb, nicht mit dabei waret, ſtand ihm
gar nicht an, er machte ein verteufelt ernſthaftes Geſicht
uͤber Eure Antwort.“
„Schien Luſt zu haben mir den Text zu leſen!“
ſagte Chriſtlieb aufgeblaſen, „daß er mir nicht gruͤn iſt,
weiß ich ſchon lange — aber er ſagte doch Nichts — ich
haͤtt’ es auch nicht zu leiden brauchen und wuͤrde ihm
ſchon geantwortet haben — Pfarrer oder nicht, das iſt
mir nachher auch einerlei.“
Jndeß die Maͤnner nun wieder all’ ihre Galle in Re-
den ausſchuͤtteten, wobei vorzuͤglich Chriſtlieb immer groß-
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Otto-Peters, Louise: Ein Bauernsohn. Leipzig, 1849, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_bauernsohn_1849/146>, abgerufen am 28.11.2024.
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