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Otto-Peters, Louise: Ein Bauernsohn. Leipzig, 1849.

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den Knechten und dergleichen, ist das Lesen immer und
ewig eine Arbeit. Man geht aber nicht an die Ar-
beit, wenn man nur eben ganz ermüdet von der Arbeit
kommt, da will man ausruhen und eine Unterhaltung
haben. Sehen Sie diese Leute! mit dem ersten
Morgenruf sind sie schon auf und müssen in's Feld
hinaus. Dort arbeiten sie fast rastlos den ganzen Tag
im Schweiße ihres Angesichts, die heiße Mittagssonne
brennt ihnen auf den Schädel, und immer müssen sie
sich fortbewegen und unter ihren sengenden Strahlen
thätig sein. Was Wunder, wenn dabei nicht nur die
körperliche, sondern auch die geistige Kraft ermattet und
alle Gedanken vergehen. Wenn sie dann müde und
erschöpft nach Hause kommen, dann können sie nicht
mehr arbeiten, sondern nur noch genießen. Sie werden
dann Keinen ein Buch mehr in die Hand nehmen sehen --
die Augen, die so lange die Sonne ertragen haben, könn-
ten kaum die ungewohnten Buchstaben erkennen, die
ermüdeten Gedanken würden nicht zu folgen vermögen
und die matten Augen schläfrig darüber zufallen. Das
Bücherlesen wird für den Landmann nur auf den
Sonntag zu verschieben sein, wo er keine andre Arbeit
hat, und allenfalls auf die Winterabende, wo die vor-
hergehende Arbeit minder anstrengend gewesen ist; nur
wenn er noch unermüdet an das Lesen geht, wird er

den Knechten und dergleichen, iſt das Leſen immer und
ewig eine Arbeit. Man geht aber nicht an die Ar-
beit, wenn man nur eben ganz ermuͤdet von der Arbeit
kommt, da will man ausruhen und eine Unterhaltung
haben. Sehen Sie dieſe Leute! mit dem erſten
Morgenruf ſind ſie ſchon auf und muͤſſen in’s Feld
hinaus. Dort arbeiten ſie faſt raſtlos den ganzen Tag
im Schweiße ihres Angeſichts, die heiße Mittagsſonne
brennt ihnen auf den Schaͤdel, und immer muͤſſen ſie
ſich fortbewegen und unter ihren ſengenden Strahlen
thaͤtig ſein. Was Wunder, wenn dabei nicht nur die
koͤrperliche, ſondern auch die geiſtige Kraft ermattet und
alle Gedanken vergehen. Wenn ſie dann muͤde und
erſchoͤpft nach Hauſe kommen, dann koͤnnen ſie nicht
mehr arbeiten, ſondern nur noch genießen. Sie werden
dann Keinen ein Buch mehr in die Hand nehmen ſehen —
die Augen, die ſo lange die Sonne ertragen haben, koͤnn-
ten kaum die ungewohnten Buchſtaben erkennen, die
ermuͤdeten Gedanken wuͤrden nicht zu folgen vermoͤgen
und die matten Augen ſchlaͤfrig daruͤber zufallen. Das
Buͤcherleſen wird fuͤr den Landmann nur auf den
Sonntag zu verſchieben ſein, wo er keine andre Arbeit
hat, und allenfalls auf die Winterabende, wo die vor-
hergehende Arbeit minder anſtrengend geweſen iſt; nur
wenn er noch unermuͤdet an das Leſen geht, wird er

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[102/0110] den Knechten und dergleichen, iſt das Leſen immer und ewig eine Arbeit. Man geht aber nicht an die Ar- beit, wenn man nur eben ganz ermuͤdet von der Arbeit kommt, da will man ausruhen und eine Unterhaltung haben. Sehen Sie dieſe Leute! mit dem erſten Morgenruf ſind ſie ſchon auf und muͤſſen in’s Feld hinaus. Dort arbeiten ſie faſt raſtlos den ganzen Tag im Schweiße ihres Angeſichts, die heiße Mittagsſonne brennt ihnen auf den Schaͤdel, und immer muͤſſen ſie ſich fortbewegen und unter ihren ſengenden Strahlen thaͤtig ſein. Was Wunder, wenn dabei nicht nur die koͤrperliche, ſondern auch die geiſtige Kraft ermattet und alle Gedanken vergehen. Wenn ſie dann muͤde und erſchoͤpft nach Hauſe kommen, dann koͤnnen ſie nicht mehr arbeiten, ſondern nur noch genießen. Sie werden dann Keinen ein Buch mehr in die Hand nehmen ſehen — die Augen, die ſo lange die Sonne ertragen haben, koͤnn- ten kaum die ungewohnten Buchſtaben erkennen, die ermuͤdeten Gedanken wuͤrden nicht zu folgen vermoͤgen und die matten Augen ſchlaͤfrig daruͤber zufallen. Das Buͤcherleſen wird fuͤr den Landmann nur auf den Sonntag zu verſchieben ſein, wo er keine andre Arbeit hat, und allenfalls auf die Winterabende, wo die vor- hergehende Arbeit minder anſtrengend geweſen iſt; nur wenn er noch unermuͤdet an das Leſen geht, wird er

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Zitationshilfe: Otto-Peters, Louise: Ein Bauernsohn. Leipzig, 1849, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_bauernsohn_1849/110>, abgerufen am 05.12.2024.