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Opitz, Martin: Teutsche Pöemata und: Aristarchvs Wieder die verachtung Teutscher Sprach. Straßburg, 1624.

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Vberreime/ an die Teutsche Musa.
NVn/ Teutsche Musa/ tritt herfür/
Laß kecklich deine stimm erklingen/
Warumb woltestu förchten dir/
In deiner Mutter sprach zusingen?
Meint man/ Teutschlandt sey ohne sinnen?
Soll dann der Grichen pracht/
Oder die Römisch macht
Der Poetrei Kleinodt allein gewinnen?Isaac Habrecht/ der Artzenet
Doctor.
An die Teutschen.
IHrklagt/ jhr habt vor euch noch einen schweren Berge
Zusteigen/ biß jhr kompt zu deß Lufstpferdts Herberge/
Vnd zu der Ewigen gedechmus güldnem Thron/
Vff dem bewaret ligt die Edle Lohrberkron;
Wohlan/ wie daß jhr dann so still hienider sitzet/
Vnd vor Teutschlandes Ehr nit auch ein wenig schwitzet.
Je weiter ist der weg/ je reicher ist der Lohn:
Ist dan der Weg gering/ je grösser ist eur hon.Julius Wilhelm Zinckgref.
Lied.
HIn vnd wider/ auff vnd ab/
Vil Land vnd Leut durchreisethab,
Zu bekommen Lehr' vnd Verstand/
Auch frembder zungen sprach.
Gedultet hab manch vngemach:
Vmbsonst ist vil vnkosten angewand:
Gethan mirs wohl het's Vatterland.
Zu was nutz mir solchs gelinget/
Wans widerum das Glück mir nit reinbringet?
Teutschland (sags mit vergunst)
Begabet ist mit mancher Kunst/
Derer sichs garnit schemen thar.
Hoch
Vberreime/ an die Teutſche Muſa.
NVn/ Teutſche Muſa/ tritt herfuͤr/
Laß kecklich deine ſtimm erklingen/
Warumb wolteſtu foͤrchten dir/
In deiner Mutter ſprach zuſingen?
Meint man/ Teutſchlandt ſey ohne ſinnen?
Soll dann der Grichen pracht/
Oder die Roͤmiſch macht
Der Poetrei Kleinodt allein gewinnen?Iſaac Habrecht/ der Artzenet
Doctor.
An die Teutſchen.
IHrklagt/ jhr habt vor euch noch einen ſchweren Berge
Zuſteigen/ biß jhr kompt zu deß Lufſtpferdts Herberge/
Vnd zu der Ewigen gedechmus guͤldnem Thron/
Vff dem bewaret ligt die Edle Lohrberkron;
Wohlan/ wie daß jhr dann ſo ſtill hienider ſitzet/
Vnd vor Teutſchlandes Ehr nit auch ein wenig ſchwitzet.
Je weiter iſt der weg/ je reicher iſt der Lohn:
Iſt dan der Weg gering/ je groͤſſer iſt eur hon.Julius Wilhelm Zinckgref.
Lied.
HIn vnd wider/ auff vnd ab/
Vil Land vnd Leut durchreiſethab,
Zu bekommen Lehr’ vnd Verſtand/
Auch frembder zungen ſprach.
Gedultet hab manch vngemach:
Vmbſonſt iſt vil vnkoſten angewand:
Gethan mirs wohl het’s Vatterland.
Zu was nutz mir ſolchs gelinget/
Wans widerum das Gluͤck mir nit reinbringet?
Teutſchland (ſags mit vergunſt)
Begabet iſt mit mancher Kunſt/
Derer ſichs garnit ſchemen thar.
Hoch
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[162/0182] Vberreime/ an die Teutſche Muſa. NVn/ Teutſche Muſa/ tritt herfuͤr/ Laß kecklich deine ſtimm erklingen/ Warumb wolteſtu foͤrchten dir/ In deiner Mutter ſprach zuſingen? Meint man/ Teutſchlandt ſey ohne ſinnen? Soll dann der Grichen pracht/ Oder die Roͤmiſch macht Der Poetrei Kleinodt allein gewinnen? Iſaac Habrecht/ der Artzenet Doctor. An die Teutſchen. IHrklagt/ jhr habt vor euch noch einen ſchweren Berge Zuſteigen/ biß jhr kompt zu deß Lufſtpferdts Herberge/ Vnd zu der Ewigen gedechmus guͤldnem Thron/ Vff dem bewaret ligt die Edle Lohrberkron; Wohlan/ wie daß jhr dann ſo ſtill hienider ſitzet/ Vnd vor Teutſchlandes Ehr nit auch ein wenig ſchwitzet. Je weiter iſt der weg/ je reicher iſt der Lohn: Iſt dan der Weg gering/ je groͤſſer iſt eur hon. Julius Wilhelm Zinckgref. Lied. HIn vnd wider/ auff vnd ab/ Vil Land vnd Leut durchreiſethab, Zu bekommen Lehr’ vnd Verſtand/ Auch frembder zungen ſprach. Gedultet hab manch vngemach: Vmbſonſt iſt vil vnkoſten angewand: Gethan mirs wohl het’s Vatterland. Zu was nutz mir ſolchs gelinget/ Wans widerum das Gluͤck mir nit reinbringet? Teutſchland (ſags mit vergunſt) Begabet iſt mit mancher Kunſt/ Derer ſichs garnit ſchemen thar. Hoch

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Zitationshilfe: Opitz, Martin: Teutsche Pöemata und: Aristarchvs Wieder die verachtung Teutscher Sprach. Straßburg, 1624, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/opitz_poemata_1624/182>, abgerufen am 02.05.2024.