Opitz, Martin: Teutsche Pöemata und: Aristarchvs Wieder die verachtung Teutscher Sprach. Straßburg, 1624.In dem die Jungfraw trug: Augustus groß von macht Hatt' vnder sein gebiet die Juden auch gebracht: Der diese gantze Welt zum erstenmal verschrieben: Der fromme Joseph kam zuegleich mit seiner Lieben/ Gab seinen namen auch. der Weiber kron vnd zierdt Maria ward von jhm nach Bethlehem geführt: Wo Iesse grosser Sohn zuevor auff grüner heiden Noch schlecht vnd vnbekandt die Schaffe mussen weiden: Biß daß der Himmel jhm vor seinen Hirtenstab/ Den Scepter vnd die Kron der ewigkeiten gab. Allda er zuevorhin von Gottes Geist gezwungen/ In seinem Geist' entzündt/ manch schönes Liedt gesungen Von dem der jetzundt kömpt: der König vnd der Hirt Der selber nun ein Mensch vor alle Menschen wird. So kamen sie dahin. die Sonne wargereiset Biß daß sie stille steht/ vnd jetzt zue rücke weiset Die Pferde nach vns zue: da Capricornus Haupt Den angenemmen Tag vnd schöne liecht wegraubt. Den Flecken sie erreicht/ durchflogen von dem Regen/ Vnd von dem strengen Schnee/ vnd von den langen wegen: Insonderheit die Magd bey der Gott eingekehrt/ Hat einen kleinen platz zue jhrer rhue begehrt/ Von vielen nicht gekandt/ von andern auch vernichtet/ Wie dann die schnöde Weltgar vnbedachtsam richtet. Kein örtlein war mehr da. muß ligen in den Stall/ Wird Mutter/ bringt das Kind so HErr ist vberall. Iehova kömpt züe spat. nach dem viel alter Väter Vnd Botten vorgesandt: die welt ist voller Götter/ Das Erdtreich ist zuetheilt/ man rufft sie an in noth/ Die Götter zunfft ist groß/ vnd mangelt doch an Gott. Neptunus hat im Meer die volle macht bekommen/ Sein Bruder Jupiter den Himmel eingenommen/ Der dritte hat die Höll': hier ist der Schäffer Pan. Sie zweiffeln wie sie wol mit so viel Götzen dran. Die Blindtheit ist auch nicht mit worten außzuesprechen: Sie feyren jhre sünd' vnd eigene gebrechen. Dann Bacchus hat den Wein/ die Vppigkeiten lieb/ Vnd Venus ist ein' Hur/ Mercurius ein Dieb. Der
In dem die Jungfraw trug: Auguſtus groß von macht Hatt’ vnder ſein gebiet die Juden auch gebracht: Der dieſe gantze Welt zum erſtenmal verſchrieben: Der fromme Joſeph kam zuegleich mit ſeiner Lieben/ Gab ſeinen namen auch. der Weiber kron vnd zierdt Maria ward von jhm nach Bethlehem gefuͤhrt: Wo Ieſſe groſſer Sohn zuevor auff gruͤner heiden Noch ſchlecht vnd vnbekandt die Schaffe muſſen weiden: Biß daß der Himmel jhm vor ſeinen Hirtenſtab/ Den Scepter vnd die Kron der ewigkeiten gab. Allda er zuevorhin von Gottes Geiſt gezwungen/ In ſeinem Geiſt’ entzuͤndt/ manch ſchoͤnes Liedt geſungen Von dem der jetzundt koͤmpt: der Koͤnig vnd der Hirt Der ſelber nun ein Menſch vor alle Menſchen wird. So kamen ſie dahin. die Sonne wargereiſet Biß daß ſie ſtille ſteht/ vnd jetzt zue ruͤcke weiſet Die Pferde nach vns zue: da Capricornus Haupt Den angenemmen Tag vnd ſchoͤne liecht wegraubt. Den Flecken ſie erreicht/ durchflogen von dem Regen/ Vnd von dem ſtrengen Schnee/ vnd von den langen wegen: Inſonderheit die Magd bey der Gott eingekehrt/ Hat einen kleinen platz zue jhrer rhue begehrt/ Von vielen nicht gekandt/ von andern auch vernichtet/ Wie dann die ſchnoͤde Weltgar vnbedachtſam richtet. Kein oͤrtlein war mehr da. muß ligen in den Stall/ Wird Mutter/ bringt das Kind ſo HErꝛ iſt vberall. Iehova koͤmpt zuͤe ſpat. nach dem viel alter Vaͤter Vnd Botten vorgeſandt: die welt iſt voller Goͤtter/ Das Erdtreich iſt zuetheilt/ man rufft ſie an in noth/ Die Goͤtter zunfft iſt groß/ vnd mangelt doch an Gott. Neptunus hat im Meer die volle macht bekommen/ Sein Bruder Jupiter den Himmel eingenommen/ Der dritte hat die Hoͤll’: hier iſt der Schaͤffer Pan. Sie zweiffeln wie ſie wol mit ſo viel Goͤtzen dran. Die Blindtheit iſt auch nicht mit worten außzueſprechen: Sie feyren jhre ſuͤnd’ vnd eigene gebrechen. Dann Bacchus hat den Wein/ die Vppigkeiten lieb/ Vnd Venus iſt ein’ Hur/ Mercurius ein Dieb. Der
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Hatt’ vnder ſein gebiet die Juden auch gebracht:
Der dieſe gantze Welt zum erſtenmal verſchrieben:
Der fromme Joſeph kam zuegleich mit ſeiner Lieben/
Gab ſeinen namen auch. der Weiber kron vnd zierdt
Maria ward von jhm nach Bethlehem gefuͤhrt:
Wo Ieſſe groſſer Sohn zuevor auff gruͤner heiden
Noch ſchlecht vnd vnbekandt die Schaffe muſſen weiden:
Biß daß der Himmel jhm vor ſeinen Hirtenſtab/
Den Scepter vnd die Kron der ewigkeiten gab.
Allda er zuevorhin von Gottes Geiſt gezwungen/
In ſeinem Geiſt’ entzuͤndt/ manch ſchoͤnes Liedt geſungen
Von dem der jetzundt koͤmpt: der Koͤnig vnd der Hirt
Der ſelber nun ein Menſch vor alle Menſchen wird.
So kamen ſie dahin. die Sonne wargereiſet
Biß daß ſie ſtille ſteht/ vnd jetzt zue ruͤcke weiſet
Die Pferde nach vns zue: da Capricornus Haupt
Den angenemmen Tag vnd ſchoͤne liecht wegraubt.
Den Flecken ſie erreicht/ durchflogen von dem Regen/
Vnd von dem ſtrengen Schnee/ vnd von den langen wegen:
Inſonderheit die Magd bey der Gott eingekehrt/
Hat einen kleinen platz zue jhrer rhue begehrt/
Von vielen nicht gekandt/ von andern auch vernichtet/
Wie dann die ſchnoͤde Weltgar vnbedachtſam richtet.
Kein oͤrtlein war mehr da. muß ligen in den Stall/
Wird Mutter/ bringt das Kind ſo HErꝛ iſt vberall.
Iehova koͤmpt zuͤe ſpat. nach dem viel alter Vaͤter
Vnd Botten vorgeſandt: die welt iſt voller Goͤtter/
Das Erdtreich iſt zuetheilt/ man rufft ſie an in noth/
Die Goͤtter zunfft iſt groß/ vnd mangelt doch an Gott.
Neptunus hat im Meer die volle macht bekommen/
Sein Bruder Jupiter den Himmel eingenommen/
Der dritte hat die Hoͤll’: hier iſt der Schaͤffer Pan.
Sie zweiffeln wie ſie wol mit ſo viel Goͤtzen dran.
Die Blindtheit iſt auch nicht mit worten außzueſprechen:
Sie feyren jhre ſuͤnd’ vnd eigene gebrechen.
Dann Bacchus hat den Wein/ die Vppigkeiten lieb/
Vnd Venus iſt ein’ Hur/ Mercurius ein Dieb.
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