Opitz, Martin: Buch von der Deutschen Poeterey. Breslau u. a., 1624.nachfolgender Echo/ welche vom tantze redet/ alle verß gleiche
Gleichfals begehet man einen fehler/ wann in dem rythmo
So auch/ wann das eine u einselblautender/ das andere ein Bey jhm wird heil gefunden/ Jsraci er von sünden. Dann in dem worte fünden ist das u ein diphthongus. Vnd letzlich wird der reim auch falsch/ wann in dem einen Das
nachfolgender Echo/ welche vom tantze redet/ alle verß gleiche
Gleichfals begehet man einen fehler/ wann in dem rythmo
So auch/ wann das eine u einſelblautender/ das andere ein Bey jhm wird heil gefunden/ Jſraci er von ſuͤnden. Dann in dem worte fuͤnden iſt das u ein diphthongus. Vnd letzlich wird der reim auch falſch/ wann in dem einen Das
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0056"/> nachfolgender Echo/ welche vom tantze redet/ alle verß gleiche<lb/> fallen:</p><lb/> <cit> <quote> <lg type="poem"> <l> <hi rendition="#aq">Qui requiert fort & meſure & cadance? Dance.</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#aq">Qui faict ſouuent aux nopces reſidence? Dance.</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#aq">Qui faict encor filles en abondance? Dance.</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#aq">Qui faict ſauter fols paroutrecuidance? Dance.</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#aq">Qui eſt le grand ennemy de prudence? Dance.</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#aq">Qui met aux frons cornes pour euidence? Dance.</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#aq">Qui faict les biens tomber en decadence? Dance.</hi> </l> </lg> </quote> </cit><lb/> <p>Gleichfals begehet man einen fehler/ wann in dem <hi rendition="#aq">rythmo<lb/> fœ minino</hi> die letzte ſylbe des einen verſes ein t/ des andern ein<lb/> d hat, weil t harte vnd d gelinde außgeſprochen wird. Als im 23<lb/> Pſalme:</p><lb/> <cit> <quote> <lg type="poem"> <l> <hi rendition="#fr">Auff einer gruͤneu Awen er mich weidet/</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#fr">Zum ſchoͤnen friſchen waſſer er mich leitet.</hi> </l> </lg> </quote> </cit><lb/> <p>So auch/ wann das eine u einſelblautender/ das andere ein<lb/> doppeltlaudender Buchſtabe iſt/ vnd faſt wie ein i außgeſpro-<lb/> chen wird Als im 42. Pſalme:</p><lb/> <lg type="poem"> <l> <hi rendition="#fr">Bey jhm wird heil gefunden/</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#fr">Jſraci er von ſuͤnden.</hi> </l> </lg><lb/> <p>Dann in dem worte <hi rendition="#fr">fuͤnden</hi> iſt das u ein <hi rendition="#aq">diphthongus.</hi></p><lb/> <p>Vnd letzlich wird der reim auch falſch/ wann in dem einen<lb/> verſe das letzte wort einen doppelten <hi rendition="#aq">conſonanrem;</hi> vnnd das<lb/> in dem andern einen einfachen hat; als: wann der eine verß ſich<lb/> auff das wort <hi rendition="#fr">harren;</hi> das andere auff das wort <hi rendition="#fr">verwahren/</hi><lb/> oder der eine auff <hi rendition="#fr">raſen/</hi> der andereauff <hi rendition="#fr">gleicher maſſen</hi><lb/> endete Denn es eine andere gelegenheit mit der Frantzoͤſiſchen<lb/> ſprache hatt/ da zwar zweene <hi rendition="#aq">conſonantes</hi> geſchrieben/ aber<lb/> gemeiniglich nur einer außgeſprochen wird.</p><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Das</fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [0056]
nachfolgender Echo/ welche vom tantze redet/ alle verß gleiche
fallen:
Qui requiert fort & meſure & cadance? Dance.
Qui faict ſouuent aux nopces reſidence? Dance.
Qui faict encor filles en abondance? Dance.
Qui faict ſauter fols paroutrecuidance? Dance.
Qui eſt le grand ennemy de prudence? Dance.
Qui met aux frons cornes pour euidence? Dance.
Qui faict les biens tomber en decadence? Dance.
Gleichfals begehet man einen fehler/ wann in dem rythmo
fœ minino die letzte ſylbe des einen verſes ein t/ des andern ein
d hat, weil t harte vnd d gelinde außgeſprochen wird. Als im 23
Pſalme:
Auff einer gruͤneu Awen er mich weidet/
Zum ſchoͤnen friſchen waſſer er mich leitet.
So auch/ wann das eine u einſelblautender/ das andere ein
doppeltlaudender Buchſtabe iſt/ vnd faſt wie ein i außgeſpro-
chen wird Als im 42. Pſalme:
Bey jhm wird heil gefunden/
Jſraci er von ſuͤnden.
Dann in dem worte fuͤnden iſt das u ein diphthongus.
Vnd letzlich wird der reim auch falſch/ wann in dem einen
verſe das letzte wort einen doppelten conſonanrem; vnnd das
in dem andern einen einfachen hat; als: wann der eine verß ſich
auff das wort harren; das andere auff das wort verwahren/
oder der eine auff raſen/ der andereauff gleicher maſſen
endete Denn es eine andere gelegenheit mit der Frantzoͤſiſchen
ſprache hatt/ da zwar zweene conſonantes geſchrieben/ aber
gemeiniglich nur einer außgeſprochen wird.
Das
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/opitz_buch_1624 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/opitz_buch_1624/56 |
Zitationshilfe: | Opitz, Martin: Buch von der Deutschen Poeterey. Breslau u. a., 1624, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/opitz_buch_1624/56>, abgerufen am 05.07.2024. |