Olearius, Adam: Offt begehrte Beschreibung Der Newen Orientalischen Rejse. Schleswig, 1647.Ander Theil der Persianischen Solche Kachbeha müssen den Gästen nicht nur im Tantzen/ Den 21. dito muste der Eahtemad döwlet auffs Königs Befehl pfle-
Ander Theil der Perſianiſchen Solche Kachbeha muͤſſen den Gaͤſten nicht nur im Tantzen/ Den 21. dito muſte der Eahtemad döwlet auffs Koͤnigs Befehl pfle-
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Ander Theil der Perſianiſchen
Solche Kachbeha muͤſſen den Gaͤſten nicht nur im Tantzen/
ſondern auch zu anderen Begierden auffwarten. Dann der Wirth
bittet die Gaͤſte in meinung ſelbige nach aller Luſt vnd Ergetzligkeiten/
ſo viel jhm muͤglich/ zu tractiren/ Vnter andern aber ſchaͤtzen ſie dieſe
Fleiſches Luſt nicht fuͤr die geringſte. Daher muͤſſen bey allen fuͤrneh-
men Panqueten neben den Spielleuten auch ſolche Taͤntzerinnen ſeyn/
(außgenommen zu Ardebil/ woſelbſt/ weil es ein heiliger Ort/ Schach
Abas alle oͤffentliche Huren außtreiben laſſen.) Der Wirth beut beym
Trincken ſeinen Gaͤſten an/ ſelbige Weiber jhrer beliebung nach zu fer-
ner Luſt zugebrauchen. Wem beliebet/ verfuͤget ſich mit einer in eine
darzu bereitete Cammer/ gehen hernach ohne Schew wider herauß/
der Gaſt an ſeine Stelle ſitzen/ vnd die Hure an jhren Tantz. Wem
aber ſolche Thorheit nicht gefaͤlt/ neiget ſich gegen dem Wirth mit
Danckſagen fuͤr angebottene Ehre. Nach gehaltener Malzeit gien-
gen die Spielleute vnd Taͤntzerinne jhren Weg/ Die Geſandten aber/
weil ſie mit dem Canceler in geheim zu tractiren hatten/ verblieben noch
uͤber eine gute Stunde daſelbſt/ vnter deſſen wurden wir in einen Gar-
ten gefuͤhret/ mit Fruchten vnd Wein ferner tractiret. Dieſer Eahte-
mad döwlet Namens Tagge, war ein Mann bey 60. Jahren/ hatte
einen blawen vnd einen ſchwartzen Augapffel/ vom Geſichte voͤllig/
gelbicht/ mit roht vermiſchet. Daher man jhn auff Tuͤrckiſch Sarü
Tagge nante/ hatte keinen Bart/ denn Er war ein Achta oder Ver-
ſchnittener/ vnd hatte ſich mit jhm alſo begeben: Er iſt zur Zeit Schach
Abas in Kentze Schreiber geweſen/ vnd als Er einen feinen Knaben
geſehen/ iſt Er gegen denſelden entbrand worden/ hat jhn mit Gewalt
zu ſich genoͤtiget/ vnd geſchendet. Der Knabe aber gehet mit ſei-
nem Vater zum Koͤnig/ klaget uͤber ſolche Gewalt/ darauff giebt der
Koͤnig Befehl/ daß dem Sarü Taggæ der Sijk (ſo nennen ſie das mem-
brum virile) ſampt allen/ was dem anhaͤngig war/ glat am Bauche
abgeſchnitten wurde. Etliche aber erzehltens alſo: Da das Geruͤchte
ſo ſcharffen Koͤniglichen Befehles/ vnd zwar mit ſolchen Laut/ als
ſolte es jhm ſeinen Kopff koſten/ voraußgangen/ hette Sari Tagge die
Hand ſelbſt angeleget/ den Plunder mit einem Schermeſſer abgeſchnit-
ten/ vnd dem Koͤnige vortragen laſſen/ mit bitte/ Er wolte jhm den
Kopff ſchencken/ ohne welchem Er dem Koͤnige keine/ ohne Sijk aber
gute vnd beſſere Dienſte leiſten koͤnte/ was geſuͤndiget hette/ daß hette
Straffe erlitten. Der Koͤnig hat ſich uͤber ſolche hertzhaffte That ver-
wundert/ den Verſchnittenen heilen laſſen/ jhn wegen ſeines klugen
Verſtandes hervor gezogen/ zum Secretarium in ſeiner Canceley ge-
machet. Schach Sefi aber/ nach dem Er den alten Reichs Canceler
Talübchan nieder geſebelt/ hat dieſem/ jhren Gebrauch nach/ das guͤlde-
ne Dawat oder Tintenfaß zugeſendet/ vnd zu ſo hohen Ampte erhaben.
Huren im
Glage.
Der Reichs-
Canceler ein
Cappade.
Coridon ar-
debat Alexin
Das ander
Convivium
des Reichs-
Cancelers.
Den 21. dito muſte der Eahtemad döwlet auffs Koͤnigs Befehl
die Geſandten abermal zu ſich bitten/ mit jhnen geheime Vnterredung
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