Olearius, Adam: Offt begehrte Beschreibung Der Newen Orientalischen Rejse. Schleswig, 1647.Ander Theil der Persianischen KönigesGnade gegen Mandelslo. Der von Mandelslo hatte allhier die Gnade dem Könige eine Der Kerekjerak oder Königlicher Hoffmeister/ Namens Ma- vns
Ander Theil der Perſianiſchen KoͤnigesGnade gegen Mandelslo. Der von Mandelslo hatte allhier die Gnade dem Koͤnige eine Der Kerekjerak oder Koͤniglicher Hoffmeiſter/ Namens Ma- vns
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Ander Theil der Perſianiſchen
Der von Mandelslo hatte allhier die Gnade dem Koͤnige eine
Schale Wein einzuſchencken vnd darzureichen; Als der Koͤnig ge-
truncken vnd Mandelslo jhm die Fuͤß gekuͤſſet/ gab Er jhm zum Zei-
chen einer ſonderlichen Gnade einen Apffel/ welches dem Mandelslo
hernach auch bey den groſſen Herꝛn vnd Hoffleuten/ wie zu Hoffe zu-
geſchehen pfleget/ groſſe Freundſchafft erweckete.
Der Kerekjerak oder Koͤniglicher Hoffmeiſter/ Namens Ma-
humed Alybek, welcher ſo wol im Außtrincken als Einſchencken fuͤr
dem Koͤnige etliche Stunden ſich wol gebrauchen laſſen/ ſatzte ſich wol-
berauſchet bey der Thuͤr nieder/ vnd begunte gar laut zuwerden/ Der
Koͤnig befahl daß jhrer zwene jhn hinauß vnd zu Pferde bringen ſolten/
als er ſich zwar hinauß ſchleppen ließ/ aber nicht zu Pferde wolte/ ſich
vnnuͤtze machete/ vnd auff ſeine Fuͤhrer ſchalt vnd fluchete/ gieng der
Koͤnig ſelbſt/ ergrieff jhn bey den Arm/ vnd fuͤhret jhn zum Pferde. Der
Hoffmeiſter hieß gleichsfals den Koͤnig mit vnbeſonnen harten Wor-
ten weg gehen. Der Koͤnig noͤtigte jhn gleichwol mit guten Worten
auffzuſitzen/ als Er aber gar nicht ſich bequemen wolte/ zog der Koͤnig
ſeinen Sebel auß/ hielt jhn zum Hieb. Da vermeinte Er/ es were nun
vmb ſeinen Kopff gethan/ fieng jaͤmmerlich anzuſchreyen/ daß auch die
andern erſchracken/ vnd mit dem Hoffmeiſter einerley Gedancken be-
kamen: Dann obwol Mahumed Alybek beym Koͤnige in groſſem
Anſehen vnd Gnaden/ war jhnen doch des Koͤniges jachzorniger Ey-
fer/ welcher ſolche Gnade offt uͤbertraff/ durch viel blutige Exempel be-
kant. Diß mahl aber war es nur ein Schertz. Als die Furcht dem
Hoffmeiſter die Fuͤſſe noch leichter als ſie der Rauſch ſchwer/ gemachet/
ſeumte nicht lange auffs Pferd zuſteigen/ vnd ſich darvon zumachen.
Der Koͤnig kam lachend wider zur Huͤtten/ begab ſich bald darauff/
gleich auch wir/ wider ins Nachtlager. Den folgenden morgen/ als
den 20. Octob. ließ vns der Koͤnig abermal zur Taffel fordern/ welche
in einem luſtigen Garten neben einem Luſthauſe am Waſſer gehalten
wurde. So lange man Taffel hielt/ ſtunden bey 100. tapffere wol auß-
geputzte junge Maͤnner rund herumb auffzuwarten. Bey dieſen haͤtten
vnſer etliche lieber geſtanden/ als in ſolcher Herꝛligkeit geſeſſen. Dann
das Perſiſche Taffelſitzen vnſern Deutſchen Beinen ſehr beſchwerlich
vorkam. Nach gehaltener Taffel ritten wir zuſammen auff ein an-
derthalb Meilen von der Stadt gelegenes Dorff/ vnterwegens fieng
ein Falcke einen weiſſen Reiher. Den 21. dito in aller fruͤhe ſchickte
der Koͤnig zu vns/ vnd ließ vns auff eine Tauben-Jagt fordern. Er
fuͤhret vns auff einen runden hohen Thurm/ welcher inwendig rings-
herumb voller außgemaurter Taubenloͤcher/ worinnen uͤber tauſend
Stuͤck niſteten: jeglichem wuꝛde ein Stecken als eine Gabel in die Hand
gegeben/ damit ſtellete ſich der Koͤnig vnd wir auff den Vmbgang des
Thurms fuͤr die Fenſterloͤcher. Vnſere Trompeter muſten Lerm bla-
ſen/ da flogen etliche Hundert her auß/ welche meiſt vom Koͤnige vnd
vns
Des Koͤniges
Hoffmeiſter
berauſchet.
Des Koͤniges
gefaͤhrlicher
Schertz.
Taubenjagt.
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