Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Olearius, Adam: Offt begehrte Beschreibung Der Newen Orientalischen Rejse. Schleswig, 1647.

Bild:
<< vorherige Seite

Reise Beschreibung.
Die Seele flog darvon/ jhr kam kein Sebel zu.
Nun sihstu vmb dich her die Seraphinen schweben/
Schaust auff diß grosse Nichts/ vmb welches wir so
streben/
Lachst deine Mörder auß/ vnd jauchzest in der Ruh.
Hier ist dein Märterkrantz/ du redlicher/ du treuer/
Den nim mit in dein Grab/ wir wollen deinen Preiß
Durch die erlöste Welt bey allen machen theuer/
Dein Vaterland sol seyn der Erden weiter Kreiß.
Wer so wie du verdirbt/ der bleibet vnverdorben/
Lebt wenn Er nicht mehr lebt/ vnd stirbet vngestorben.

Vber eben desselben Standhafftigkeit auß dem La-
teinischen Opere.

MIssus ad egregium lictor diversus JANUM,
Deijceret patria, cui cor herile, fide.
Major ad haec animis semper: quin debeo Regi,
Martyr ait, carnes has, animamq; DEO.
Trux fremit ergo cohors, & acinace vulnera stricto
Quatuor in sanctum fert rabiosa caput.
Nil doletille cadens, quod si dolet, hoc dolet unum,
Plures se vitas non habuisse neci.

EPITUMBIUM.

CErnite Christjani, pariter me cernite Mauri,
Queeis ego laetitiae, tristitiaeq; fui.
His, quia pro patrio neglexi vivere Christo,
Illis, quod moriens Martyris instar eram.
Forsan utriq; meo poteratis discere facto,
Vita quod haud nulli post sit habenda neci.
Plaudite Christjani, Mauri trepidate, quod hic sum,
Vivo ego & ultorem, quod cado, quaeso DEUM.

Es waren zwar die Gesandten willens/ die Leiche alsbald zur Er-
den bestatten zulassen/ deswegen auch den 16. dieses alle Gereitschafft
dar zu verfertiget wurde. Der König aber ließ noch selbigen Tag auff
den späten Abend durch vnsern Mehemandar ansagen/ daß Er den
Gesandten zugefallen eine Jagt auff etliche Tage anstellen/ vnd Mor-

gen

Reiſe Beſchreibung.
Die Seele flog darvon/ jhr kam kein Sebel zu.
Nun ſihſtu vmb dich her die Seraphinen ſchweben/
Schauſt auff diß groſſe Nichts/ vmb welches wir ſo
ſtreben/
Lachſt deine Moͤrder auß/ vnd jauchzeſt in der Ruh.
Hier iſt dein Maͤrterkrantz/ du redlicher/ du treuer/
Den nim mit in dein Grab/ wir wollen deinen Preiß
Durch die erloͤſte Welt bey allen machen theuer/
Dein Vaterland ſol ſeyn der Erden weiter Kreiß.
Wer ſo wie du verdirbt/ der bleibet vnverdorben/
Lebt wenn Er nicht mehr lebt/ vnd ſtirbet vngeſtorben.

Vber eben deſſelben Standhafftigkeit auß dem La-
teiniſchen Opere.

MIſſus ad egregium lictor diverſus JANUM,
Deijceret patriâ, cui cor herile, fide.
Major ad hæc animis ſemper: quin debeo Regi,
Martyr ait, carnes has, animamq; DEO.
Trux fremit ergo cohors, & acinace vulnera ſtrictô
Quatuor in ſanctum fert rabioſa caput.
Nil doletille cadens, quod ſi dolet, hoc dolet unum,
Plures ſe vitas non habuiſſe neci.

EPITUMBIUM.

CErnite Chriſtjani, pariter me cernite Mauri,
Queîs ego lætitiæ, triſtitiæq; fui.
His, quia pro patrio neglexi vivere Chriſto,
Illis, quod moriens Martyris inſtar eram.
Forſan utriq; meo poteratis diſcere factô,
Vita quod haud nulli poſt ſit habenda neci.
Plaudite Chriſtjani, Mauri trepidate, quod hic ſum,
Vivo ego & ultorem, quod cado, quæſo DEUM.

Es waren zwar die Geſandten willens/ die Leiche alsbald zur Er-
den beſtatten zulaſſen/ deswegen auch den 16. dieſes alle Gereitſchafft
dar zu verfertiget wurde. Der Koͤnig aber ließ noch ſelbigen Tag auff
den ſpaͤten Abend durch vnſern Mehemandar anſagen/ daß Er den
Geſandten zugefallen eine Jagt auff etliche Tage anſtellen/ vnd Mor-

gen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="1">
          <div n="2">
            <lg type="poem">
              <lg>
                <pb facs="#f0447" n="399"/>
                <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Rei&#x017F;e Be&#x017F;chreibung.</hi> </fw><lb/>
                <l>Die Seele flog darvon/ jhr kam kein Sebel zu.</l><lb/>
                <l>Nun &#x017F;ih&#x017F;tu vmb dich her die Seraphinen &#x017F;chweben/</l><lb/>
                <l>Schau&#x017F;t auff diß gro&#x017F;&#x017F;e <hi rendition="#fr">Nichts/</hi> vmb welches wir &#x017F;o</l><lb/>
                <l>&#x017F;treben/</l><lb/>
                <l>Lach&#x017F;t deine Mo&#x0364;rder auß/ vnd jauchze&#x017F;t in der Ruh.</l><lb/>
                <l>Hier i&#x017F;t dein Ma&#x0364;rterkrantz/ du redlicher/ du treuer/</l><lb/>
                <l>Den nim mit in dein Grab/ wir wollen deinen Preiß</l><lb/>
                <l>Durch die erlo&#x0364;&#x017F;te Welt bey allen machen theuer/</l><lb/>
                <l>Dein Vaterland &#x017F;ol &#x017F;eyn der Erden weiter Kreiß.</l><lb/>
                <l>Wer &#x017F;o wie du verdirbt/ der bleibet vnverdorben/</l><lb/>
                <l>Lebt wenn Er nicht mehr lebt/ vnd &#x017F;tirbet vnge&#x017F;torben.</l>
              </lg>
            </lg><lb/>
            <p> <hi rendition="#c">Vber eben de&#x017F;&#x017F;elben Standhafftigkeit auß dem La-<lb/>
teini&#x017F;chen <hi rendition="#aq">Opere.</hi></hi> </p><lb/>
            <lg type="poem">
              <l> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#in">M</hi>I&#x017F;&#x017F;us ad egregium lictor diver&#x017F;us JANUM,</hi> </l><lb/>
              <l> <hi rendition="#in">Deijceret patriâ, cui cor herile, fide.</hi> </l><lb/>
              <l> <hi rendition="#in">Major ad hæc animis &#x017F;emper: quin debeo Regi,</hi> </l><lb/>
              <l> <hi rendition="#in">Martyr ait, carnes has, animamq; DEO.</hi> </l><lb/>
              <l> <hi rendition="#in">Trux fremit ergo cohors, &amp; acinace vulnera &#x017F;trictô</hi> </l><lb/>
              <l> <hi rendition="#in">Quatuor in &#x017F;anctum fert rabio&#x017F;a caput.</hi> </l><lb/>
              <l> <hi rendition="#in">Nil doletille cadens, quod &#x017F;i dolet, hoc dolet unum,</hi> </l><lb/>
              <l> <hi rendition="#in">Plures &#x017F;e vitas non habui&#x017F;&#x017F;e neci.</hi> </l>
            </lg><lb/>
            <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#g"> <hi rendition="#i">EPITUMBIUM.</hi> </hi> </hi> </hi> </p><lb/>
            <lg type="poem">
              <l> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#in">C</hi>Ernite Chri&#x017F;tjani, pariter me cernite Mauri,</hi> </l><lb/>
              <l> <hi rendition="#in">Queîs ego lætitiæ, tri&#x017F;titiæq; fui.</hi> </l><lb/>
              <l> <hi rendition="#in">His, quia pro patrio neglexi vivere Chri&#x017F;to,</hi> </l><lb/>
              <l> <hi rendition="#in">Illis, quod moriens Martyris in&#x017F;tar eram.</hi> </l><lb/>
              <l> <hi rendition="#in">For&#x017F;an utriq; meo poteratis di&#x017F;cere factô,</hi> </l><lb/>
              <l> <hi rendition="#in">Vita quod haud nulli po&#x017F;t &#x017F;it habenda neci.</hi> </l><lb/>
              <l> <hi rendition="#in">Plaudite Chri&#x017F;tjani, Mauri trepidate, quod hic &#x017F;um,</hi> </l><lb/>
              <l> <hi rendition="#in">Vivo ego &amp; ultorem, quod cado, quæ&#x017F;o DEUM.</hi> </l>
            </lg><lb/>
            <p>Es waren zwar die Ge&#x017F;andten willens/ die Leiche alsbald zur Er-<lb/>
den be&#x017F;tatten zula&#x017F;&#x017F;en/ deswegen auch den 16. die&#x017F;es alle Gereit&#x017F;chafft<lb/>
dar zu verfertiget wurde. Der Ko&#x0364;nig aber ließ noch &#x017F;elbigen Tag auff<lb/>
den &#x017F;pa&#x0364;ten Abend durch vn&#x017F;ern Mehemandar an&#x017F;agen/ daß Er den<lb/>
Ge&#x017F;andten zugefallen eine Jagt auff etliche Tage an&#x017F;tellen/ vnd Mor-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">gen</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[399/0447] Reiſe Beſchreibung. Die Seele flog darvon/ jhr kam kein Sebel zu. Nun ſihſtu vmb dich her die Seraphinen ſchweben/ Schauſt auff diß groſſe Nichts/ vmb welches wir ſo ſtreben/ Lachſt deine Moͤrder auß/ vnd jauchzeſt in der Ruh. Hier iſt dein Maͤrterkrantz/ du redlicher/ du treuer/ Den nim mit in dein Grab/ wir wollen deinen Preiß Durch die erloͤſte Welt bey allen machen theuer/ Dein Vaterland ſol ſeyn der Erden weiter Kreiß. Wer ſo wie du verdirbt/ der bleibet vnverdorben/ Lebt wenn Er nicht mehr lebt/ vnd ſtirbet vngeſtorben. Vber eben deſſelben Standhafftigkeit auß dem La- teiniſchen Opere. MIſſus ad egregium lictor diverſus JANUM, Deijceret patriâ, cui cor herile, fide. Major ad hæc animis ſemper: quin debeo Regi, Martyr ait, carnes has, animamq; DEO. Trux fremit ergo cohors, & acinace vulnera ſtrictô Quatuor in ſanctum fert rabioſa caput. Nil doletille cadens, quod ſi dolet, hoc dolet unum, Plures ſe vitas non habuiſſe neci. EPITUMBIUM. CErnite Chriſtjani, pariter me cernite Mauri, Queîs ego lætitiæ, triſtitiæq; fui. His, quia pro patrio neglexi vivere Chriſto, Illis, quod moriens Martyris inſtar eram. Forſan utriq; meo poteratis diſcere factô, Vita quod haud nulli poſt ſit habenda neci. Plaudite Chriſtjani, Mauri trepidate, quod hic ſum, Vivo ego & ultorem, quod cado, quæſo DEUM. Es waren zwar die Geſandten willens/ die Leiche alsbald zur Er- den beſtatten zulaſſen/ deswegen auch den 16. dieſes alle Gereitſchafft dar zu verfertiget wurde. Der Koͤnig aber ließ noch ſelbigen Tag auff den ſpaͤten Abend durch vnſern Mehemandar anſagen/ daß Er den Geſandten zugefallen eine Jagt auff etliche Tage anſtellen/ vnd Mor- gen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/olearius_reise_1647
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/olearius_reise_1647/447
Zitationshilfe: Olearius, Adam: Offt begehrte Beschreibung Der Newen Orientalischen Rejse. Schleswig, 1647. , S. 399. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/olearius_reise_1647/447>, abgerufen am 28.05.2024.