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Olearius, Adam: Offt begehrte Beschreibung Der Newen Orientalischen Rejse. Schleswig, 1647.

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Ander Theil der Persianischen
zum Handwaschen auß einer Schenckkannen herumb gegeben. Dann
rieff der Groß Marschall auff Türkisch:

Sufre Hakine, Schahe donvvletine,
Kasiler kuvvetine, Alla dielum.

Jst so viel gesaget:

Gott vergelte diese Malzeit/ vermehre des Königes
Güter/ vnd mache starck dessen Soldaten
(oder Diener)
Gott/ ich begehre (oder wündsche) es.

Darauff fiengen die andern alle an. Alla, Alla, Gott/
Gott
(gebe es.)

Bald hernach stund einer nach den andern vnter den Gästen auff/
vnd giengen jhrer manier nach stillschweigens darvon. Vnser Mehe-
mandar kam auch/ sagte den Gesandten an/ daß es numehr Zeit were
widerumb den Abtrit zunemen. Wir stunden derwegen auch auff/ neig-
ten vns im her abgehen gegen dem Könige/ vnd ritten wider nach Hause.

Nach gehabter öffentlicher Audientz kamen vnterschiedliche Na-
tionen die in Jspahan sich auffhielten/ als Engelländer/ Spanier/
Jtaliener/ vnd Frantzosen vns zuzusprechen. Wir machten so gute
Kundschafft vntereinander/ daß wir hernach/ so lange wir in Jspahan
lagen einer den andern in guter Freundschafft zum offtern besucheten.

Die Englischen Kauffleute machten den Anfang vnd kamen den
Engelländer
besuchen die
Gesandten.
18. Aug. mit jhrem Factor Francisco Haniwot, so ein verständiger di-
scre
ter Mann war/ die Gesandten zubesuchen: Hatten vns zugefal-
len/ da sie sonst Persische Kleider trugen/ alle Deutschen Habit an-
geleget/ erzeigten sich den gantzen Tag mit vns lustig/ erbotten sich zu
aller Freundschafft vnd Dienstlistung/ erwiesens es auch hernach in
vielen wegen mit gutthaten.

Obst vnnd
Wein vom
Könige ge-
schickt.

Den 22. dito schickte der König den Gesandten allerhand Fruchte
an Melonen/ Apffel/ Birn/ Weintrauben/ Quitten vnd dergleichen.
Jtem bey 30. Stück grosse gläserne Flaschen mit Schirasser Wein.

Den 24. Aug. wurden die Gesandten zur ersten geheimen audi-
entz
auffgefordert/ welcher der König selbst mit dem Reichs Cance-
Die erste ge-
heime Au-
dientz.
ler/ vnd etlichen der fürnembsten Herren auff vörige manier beywoh-
nete. Vnd zwar nicht in dem Diwan Chanae, sondern in einem an-
dern Gemache; Wir wurden durch eine Gallerie vnd einen Garten
zu einem erhabenen offenen lustigen Gemache/ die Gesandten zwar
neben dem Dolmetsch alleine zum Könige hinauff geführet. Die Völ-
cker aber musten vnterdessen bey den andern Herren vnd Hoffleuten im
selbigen Gewolbe behalten werden. Nach gehaltener zwo stündlicher
vnterredung wurde die Taffel bereitet/ wir auch darzu gefordert/ ge-
gessen/ vnd wie zuvor wider Abscheid genommen.

Den

Ander Theil der Perſianiſchen
zum Handwaſchen auß einer Schenckkannen herumb gegeben. Dann
rieff der Groß Marſchall auff Tuͤrkiſch:

Sufre Hakine, Schahe dõvvletine,
Kaſiler kuvvetine, Alla dielum.

Jſt ſo viel geſaget:

Gott vergelte dieſe Malzeit/ vermehre des Koͤniges
Guͤter/ vnd mache ſtarck deſſen Soldaten
(oder Diener)
Gott/ ich begehre (oder wuͤndſche) es.

Darauff fiengen die andern alle an. Alla, Alla, Gott/
Gott
(gebe es.)

Bald hernach ſtund einer nach den andern vnter den Gaͤſten auff/
vnd giengen jhrer manier nach ſtillſchweigens darvon. Vnſer Mehe-
mandar kam auch/ ſagte den Geſandten an/ daß es numehr Zeit were
widerumb den Abtrit zunemen. Wir ſtunden derwegen auch auff/ neig-
ten vns im her abgehen gegen dem Koͤnige/ vñ ritten wider nach Hauſe.

Nach gehabter oͤffentlicher Audientz kamen vnterſchiedliche Na-
tionen die in Jſpahan ſich auffhielten/ als Engellaͤnder/ Spanier/
Jtaliener/ vnd Frantzoſen vns zuzuſprechen. Wir machten ſo gute
Kundſchafft vntereinander/ daß wir hernach/ ſo lange wir in Jſpahan
lagen einer den andern in guter Freundſchafft zum offtern beſucheten.

Die Engliſchen Kauffleute machten den Anfang vnd kamen den
Engellaͤnder
beſuchen die
Geſandten.
18. Aug. mit jhrem Factor Franciſco Haniwot, ſo ein verſtaͤndiger di-
ſcre
ter Mann war/ die Geſandten zubeſuchen: Hatten vns zugefal-
len/ da ſie ſonſt Perſiſche Kleider trugen/ alle Deutſchen Habit an-
geleget/ erzeigten ſich den gantzen Tag mit vns luſtig/ erbotten ſich zu
aller Freundſchafft vnd Dienſtliſtung/ erwieſens es auch hernach in
vielen wegen mit gutthaten.

Obſt vnnd
Wein vom
Koͤnige ge-
ſchickt.

Den 22. dito ſchickte der Koͤnig den Geſandten allerhand Fruchte
an Melonen/ Apffel/ Birn/ Weintrauben/ Quitten vnd dergleichen.
Jtem bey 30. Stuͤck groſſe glaͤſerne Flaſchen mit Schiraſſer Wein.

Den 24. Aug. wurden die Geſandten zur erſten geheimen audi-
entz
auffgefordert/ welcher der Koͤnig ſelbſt mit dem Reichs Cance-
Die erſte ge-
heime Au-
dientz.
ler/ vnd etlichen der fuͤrnembſten Herꝛen auff voͤrige manier beywoh-
nete. Vnd zwar nicht in dem Diwan Chanæ, ſondern in einem an-
dern Gemache; Wir wurden durch eine Gallerie vnd einen Garten
zu einem erhabenen offenen luſtigen Gemache/ die Geſandten zwar
neben dem Dolmetſch alleine zum Koͤnige hinauff gefuͤhret. Die Voͤl-
cker aber muſten vnterdeſſen bey den andern Herꝛen vnd Hoffleuten im
ſelbigen Gewolbe behalten werden. Nach gehaltener zwo ſtuͤndlicher
vnterredung wurde die Taffel bereitet/ wir auch darzu gefordert/ ge-
geſſen/ vnd wie zuvor wider Abſcheid genommen.

Den
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[390/0438] Ander Theil der Perſianiſchen zum Handwaſchen auß einer Schenckkannen herumb gegeben. Dann rieff der Groß Marſchall auff Tuͤrkiſch: Sufre Hakine, Schahe dõvvletine, Kaſiler kuvvetine, Alla dielum. Jſt ſo viel geſaget: Gott vergelte dieſe Malzeit/ vermehre des Koͤniges Guͤter/ vnd mache ſtarck deſſen Soldaten (oder Diener) Gott/ ich begehre (oder wuͤndſche) es. Darauff fiengen die andern alle an. Alla, Alla, Gott/ Gott (gebe es.) Bald hernach ſtund einer nach den andern vnter den Gaͤſten auff/ vnd giengen jhrer manier nach ſtillſchweigens darvon. Vnſer Mehe- mandar kam auch/ ſagte den Geſandten an/ daß es numehr Zeit were widerumb den Abtrit zunemen. Wir ſtunden derwegen auch auff/ neig- ten vns im her abgehen gegen dem Koͤnige/ vñ ritten wider nach Hauſe. Nach gehabter oͤffentlicher Audientz kamen vnterſchiedliche Na- tionen die in Jſpahan ſich auffhielten/ als Engellaͤnder/ Spanier/ Jtaliener/ vnd Frantzoſen vns zuzuſprechen. Wir machten ſo gute Kundſchafft vntereinander/ daß wir hernach/ ſo lange wir in Jſpahan lagen einer den andern in guter Freundſchafft zum offtern beſucheten. Die Engliſchen Kauffleute machten den Anfang vnd kamen den 18. Aug. mit jhrem Factor Franciſco Haniwot, ſo ein verſtaͤndiger di- ſcreter Mann war/ die Geſandten zubeſuchen: Hatten vns zugefal- len/ da ſie ſonſt Perſiſche Kleider trugen/ alle Deutſchen Habit an- geleget/ erzeigten ſich den gantzen Tag mit vns luſtig/ erbotten ſich zu aller Freundſchafft vnd Dienſtliſtung/ erwieſens es auch hernach in vielen wegen mit gutthaten. Engellaͤnder beſuchen die Geſandten. Den 22. dito ſchickte der Koͤnig den Geſandten allerhand Fruchte an Melonen/ Apffel/ Birn/ Weintrauben/ Quitten vnd dergleichen. Jtem bey 30. Stuͤck groſſe glaͤſerne Flaſchen mit Schiraſſer Wein. Den 24. Aug. wurden die Geſandten zur erſten geheimen audi- entz auffgefordert/ welcher der Koͤnig ſelbſt mit dem Reichs Cance- ler/ vnd etlichen der fuͤrnembſten Herꝛen auff voͤrige manier beywoh- nete. Vnd zwar nicht in dem Diwan Chanæ, ſondern in einem an- dern Gemache; Wir wurden durch eine Gallerie vnd einen Garten zu einem erhabenen offenen luſtigen Gemache/ die Geſandten zwar neben dem Dolmetſch alleine zum Koͤnige hinauff gefuͤhret. Die Voͤl- cker aber muſten vnterdeſſen bey den andern Herꝛen vnd Hoffleuten im ſelbigen Gewolbe behalten werden. Nach gehaltener zwo ſtuͤndlicher vnterredung wurde die Taffel bereitet/ wir auch darzu gefordert/ ge- geſſen/ vnd wie zuvor wider Abſcheid genommen. Die erſte ge- heime Au- dientz. Den

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Zitationshilfe: Olearius, Adam: Offt begehrte Beschreibung Der Newen Orientalischen Rejse. Schleswig, 1647. , S. 390. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/olearius_reise_1647/438>, abgerufen am 22.11.2024.