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Olearius, Adam: Offt begehrte Beschreibung Der Newen Orientalischen Rejse. Schleswig, 1647.

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Reise Beschreibung.
liche Krieges Officirer mit einer ledigen Carrette/ so der Gubernator
selbiges Orts/ die Gesandten einzuführen geschicket/ begegnete. Weil
sie aber nicht ferne von dem Wirthshause/ wolten sie nicht auffsitzen/
wurden also zu Fusse begleitet in Hans Krabbenhöffts Behausung/
worselbsten sie mit den vornembsten des Comitats jhr Quartir nah-
men/ die andere Völcker aber wurden in die herumb liegende Häu-
ser verleget.

Den 21 Dito schickte E. E. Rath das Geschencke/ als nemblich
einen Ochsen/ etliche Schafe/ Hüner/ Hasen vnd viel Feder Wild-
bret/ etliche Weitzen vnd Roggen Brod/ vnd einen Ahm Reinischen
Wein. Den 24 Dito stelleten die Gesandten ein Banquet an/ wor-
auff der Gubernator H. Andres Erichson/ E. E. Rath/ der Superin-
tendent
H. M. Samsonius vnd etliche Kriegs Officirer der Stadt
geladen wurden.

Riga ist eine feine wolgebawete Stadt/ lieget in ebenen Felde/
nach der Südwesten seiten nahe an den grossen Strom Duna. Jst
mit Mawren/ Graben vnd Willen wol verwahret/ vnd wurde zuDer Stadt
Riga Gele-
genheit.

vnser zeit mit mehren Bollwercken stärcker befestiget/ sehr Volckreich
vnd Gewerbsam: Neben den grossen Handlungen so des Sommers
auß Deutschland/ Holland vnd Engeland über See/ vnd des Win-
ters auß Mußcow auff Schlitten geschehen/ findet man sehr viel kleine
Kramereyen/ dann fast alle Gassen voll Buden sind. Es ist wegen
menge des Getreidigs/ Viehs/ kleinen Wild vnd andern Victualien
ein wolfeiler Orth/ daß man mit wenigen Vnkosten daselbst wol leben
kan. Die Einwohner gebrauchen neben der Deutschen die Churlän-
dische vnd Lettische Sprache/ haben einen wolbestelten Rath/ Mini-
sterium
vnd Gymnasium, treiben die reine Evangelische Lehre nach
der Augspurgischen Confeßion, sampt guter Policey Ordnung vnd
feinen Gebräuchen bey öffentlichen Conventen vnd Solenniteten.

Riga ist vor diesem vnter dem Könige in Pohlen gewesen/ Aber
vom Gustavo Adolpho König in Schweden Anno Christi 1621.
den 16 Septembris nach harter Belägerung mit accord eingenom-
men worden. Den verlauff solcher Belägerung/ Eröberung vnd
Apologiam, so die Stadt an den Fürsten Cristoph Radziwil, Feld-
herrn des Großfürstenthumbs Littawen gesandt/ in Lateinischer vnd
Deutscher Sprache beschrieben/ sampt den Abriß der Belägerung/
schickte E. E. Rath damals vnsern Gesandten zu.

Wir seynd in der Stadt bey fünff Wochen stille gelegen/ biß der
Frost vnd Schnee über die/ dero örter herumb liegende Moraste/ vns
gute Baen zur Schlittenfarth gemachet. Es wurden allhier vmb
vnsern Comitat zuverstärcken noch mehr Völcker angenommen.

Von dannen gieng die Reise nach Dorpat/ vnd wurde den 14Auffbruch
von Riga.

Decemb. die Bagage mit etlichen Völckern auff 31 Schlitten vor-
auß geschickt/ denen die Gesandten den 15 dieses folgeten. Wir kamenWolmar ein
Städlein.

den 18 zum Städtlein Wolmar, vnd wurden durch den Commen-

dan-
A iij

Reiſe Beſchreibung.
liche Krieges Officirer mit einer ledigen Carrette/ ſo der Gubernator
ſelbiges Orts/ die Geſandten einzufuͤhren geſchicket/ begegnete. Weil
ſie aber nicht ferne von dem Wirthshauſe/ wolten ſie nicht auffſitzen/
wurden alſo zu Fuſſe begleitet in Hans Krabbenhoͤffts Behauſung/
worſelbſten ſie mit den vornembſten des Comitats jhr Quartir nah-
men/ die andere Voͤlcker aber wurden in die herumb liegende Haͤu-
ſer verleget.

Den 21 Dito ſchickte E. E. Rath das Geſchencke/ als nemblich
einen Ochſen/ etliche Schafe/ Huͤner/ Haſen vnd viel Feder Wild-
bret/ etliche Weitzen vnd Roggen Brod/ vnd einen Ahm Reiniſchen
Wein. Den 24 Dito ſtelleten die Geſandten ein Banquet an/ wor-
auff der Gubernator H. Andres Erichſon/ E. E. Rath/ der Superin-
tendent
H. M. Samſonius vnd etliche Kriegs Officirer der Stadt
geladen wurden.

Riga iſt eine feine wolgebawete Stadt/ lieget in ebenen Felde/
nach der Suͤdweſten ſeiten nahe an den groſſen Strom Duna. Jſt
mit Mawren/ Graben vnd Willen wol verwahret/ vnd wurde zuDer Stadt
Riga Gele-
genheit.

vnſer zeit mit mehren Bollwercken ſtaͤrcker befeſtiget/ ſehr Volckreich
vnd Gewerbſam: Neben den groſſen Handlungen ſo des Sommers
auß Deutſchland/ Holland vnd Engeland uͤber See/ vnd des Win-
ters auß Mußcow auff Schlitten geſchehen/ findet man ſehr viel kleine
Kramereyen/ dann faſt alle Gaſſen voll Buden ſind. Es iſt wegen
menge des Getreidigs/ Viehs/ kleinen Wild vnd andern Victualien
ein wolfeiler Orth/ daß man mit wenigen Vnkoſten daſelbſt wol leben
kan. Die Einwohner gebrauchen neben der Deutſchen die Churlaͤn-
diſche vnd Lettiſche Sprache/ haben einen wolbeſtelten Rath/ Mini-
ſterium
vnd Gymnaſium, treiben die reine Evangeliſche Lehre nach
der Augſpurgiſchen Confeßion, ſampt guter Policey Ordnung vnd
feinen Gebraͤuchen bey oͤffentlichen Conventen vnd Solenniteten.

Riga iſt vor dieſem vnter dem Koͤnige in Pohlen geweſen/ Aber
vom Guſtavo Adolpho Koͤnig in Schweden Anno Chriſti 1621.
den 16 Septembris nach harter Belaͤgerung mit accord eingenom-
men worden. Den verlauff ſolcher Belaͤgerung/ Eroͤberung vnd
Apologiam, ſo die Stadt an den Fuͤrſten Criſtoph Radziwil, Feld-
herꝛn des Großfuͤrſtenthumbs Littawen geſandt/ in Lateiniſcher vnd
Deutſcher Sprache beſchrieben/ ſampt den Abriß der Belaͤgerung/
ſchickte E. E. Rath damals vnſern Geſandten zu.

Wir ſeynd in der Stadt bey fuͤnff Wochen ſtille gelegen/ biß der
Froſt vnd Schnee uͤber die/ dero oͤrter herumb liegende Moraſte/ vns
gute Baen zur Schlittenfarth gemachet. Es wurden allhier vmb
vnſern Comitat zuverſtaͤrcken noch mehr Voͤlcker angenommen.

Von dannen gieng die Reiſe nach Dorpat/ vnd wurde den 14Auffbruch
von Riga.

Decemb. die Bagage mit etlichen Voͤlckern auff 31 Schlitten vor-
auß geſchickt/ denen die Geſandten den 15 dieſes folgeten. Wir kamenWolmar ein
Staͤdlein.

den 18 zum Staͤdtlein Wolmar, vnd wurden durch den Commen-

dan-
A iij
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[5/0035] Reiſe Beſchreibung. liche Krieges Officirer mit einer ledigen Carrette/ ſo der Gubernator ſelbiges Orts/ die Geſandten einzufuͤhren geſchicket/ begegnete. Weil ſie aber nicht ferne von dem Wirthshauſe/ wolten ſie nicht auffſitzen/ wurden alſo zu Fuſſe begleitet in Hans Krabbenhoͤffts Behauſung/ worſelbſten ſie mit den vornembſten des Comitats jhr Quartir nah- men/ die andere Voͤlcker aber wurden in die herumb liegende Haͤu- ſer verleget. Den 21 Dito ſchickte E. E. Rath das Geſchencke/ als nemblich einen Ochſen/ etliche Schafe/ Huͤner/ Haſen vnd viel Feder Wild- bret/ etliche Weitzen vnd Roggen Brod/ vnd einen Ahm Reiniſchen Wein. Den 24 Dito ſtelleten die Geſandten ein Banquet an/ wor- auff der Gubernator H. Andres Erichſon/ E. E. Rath/ der Superin- tendent H. M. Samſonius vnd etliche Kriegs Officirer der Stadt geladen wurden. Riga iſt eine feine wolgebawete Stadt/ lieget in ebenen Felde/ nach der Suͤdweſten ſeiten nahe an den groſſen Strom Duna. Jſt mit Mawren/ Graben vnd Willen wol verwahret/ vnd wurde zu vnſer zeit mit mehren Bollwercken ſtaͤrcker befeſtiget/ ſehr Volckreich vnd Gewerbſam: Neben den groſſen Handlungen ſo des Sommers auß Deutſchland/ Holland vnd Engeland uͤber See/ vnd des Win- ters auß Mußcow auff Schlitten geſchehen/ findet man ſehr viel kleine Kramereyen/ dann faſt alle Gaſſen voll Buden ſind. Es iſt wegen menge des Getreidigs/ Viehs/ kleinen Wild vnd andern Victualien ein wolfeiler Orth/ daß man mit wenigen Vnkoſten daſelbſt wol leben kan. Die Einwohner gebrauchen neben der Deutſchen die Churlaͤn- diſche vnd Lettiſche Sprache/ haben einen wolbeſtelten Rath/ Mini- ſterium vnd Gymnaſium, treiben die reine Evangeliſche Lehre nach der Augſpurgiſchen Confeßion, ſampt guter Policey Ordnung vnd feinen Gebraͤuchen bey oͤffentlichen Conventen vnd Solenniteten. Der Stadt Riga Gele- genheit. Riga iſt vor dieſem vnter dem Koͤnige in Pohlen geweſen/ Aber vom Guſtavo Adolpho Koͤnig in Schweden Anno Chriſti 1621. den 16 Septembris nach harter Belaͤgerung mit accord eingenom- men worden. Den verlauff ſolcher Belaͤgerung/ Eroͤberung vnd Apologiam, ſo die Stadt an den Fuͤrſten Criſtoph Radziwil, Feld- herꝛn des Großfuͤrſtenthumbs Littawen geſandt/ in Lateiniſcher vnd Deutſcher Sprache beſchrieben/ ſampt den Abriß der Belaͤgerung/ ſchickte E. E. Rath damals vnſern Geſandten zu. Wir ſeynd in der Stadt bey fuͤnff Wochen ſtille gelegen/ biß der Froſt vnd Schnee uͤber die/ dero oͤrter herumb liegende Moraſte/ vns gute Baen zur Schlittenfarth gemachet. Es wurden allhier vmb vnſern Comitat zuverſtaͤrcken noch mehr Voͤlcker angenommen. Von dannen gieng die Reiſe nach Dorpat/ vnd wurde den 14 Decemb. die Bagage mit etlichen Voͤlckern auff 31 Schlitten vor- auß geſchickt/ denen die Geſandten den 15 dieſes folgeten. Wir kamen den 18 zum Staͤdtlein Wolmar, vnd wurden durch den Commen- dan- Auffbruch von Riga. Wolmar ein Staͤdlein. A iij

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Zitationshilfe: Olearius, Adam: Offt begehrte Beschreibung Der Newen Orientalischen Rejse. Schleswig, 1647. , S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/olearius_reise_1647/35>, abgerufen am 27.11.2024.