Olearius, Adam: Offt begehrte Beschreibung Der Newen Orientalischen Rejse. Schleswig, 1647.Ander Theil der Persianischen vnsern Dienern nach der Thür/ besahen seine Kleidung vnd Degen/welchen Er für jhnen entblössen muste/ verwunderten sich über die sau- bere polirung/ wenn wir aber nach jhnen sehen wolten/ entzogen sie vns Ecl. 3.jhre Gesichter/ gleich wie Galatea den Dametas beym Virgilio: Malo me Galatea petit lasciva puella, Et fugit ad salices, & se cupit ante videri. Zu letzt als der verschnittene Persische Freywerber nach gewohn- Den 6. Dito hat der Cuptzi vnsern Gesandten ein Schreiben/ Den 17. dieses/ kam vnser Persische Translator Rustan von der schencke an die Gesand- ten. Den 8. dieses/ schickte des Mussals Mutter an die Gesandten jh- nem
Ander Theil der Perſianiſchen vnſern Dienern nach der Thuͤr/ beſahen ſeine Kleidung vnd Degen/welchen Er fuͤr jhnen entbloͤſſen muſte/ verwunderten ſich uͤber die ſau- bere polirung/ wenn wir aber nach jhnen ſehen wolten/ entzogen ſie vns Ecl. 3.jhre Geſichter/ gleich wie Galatea den Dametas beym Virgilio: Malo me Galatea petit laſciva puella, Et fugit ad ſalices, & ſe cupit ante videri. Zu letzt als der verſchnittene Perſiſche Freywerber nach gewohn- Den 6. Dito hat der Cuptzi vnſern Geſandten ein Schreiben/ Den 17. dieſes/ kam vnſer Perſiſche Translator Rustan von der ſchencke an die Geſand- ten. Den 8. dieſes/ ſchickte des Muſſals Mutter an die Geſandten jh- nem
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Ander Theil der Perſianiſchen
vnſern Dienern nach der Thuͤr/ beſahen ſeine Kleidung vnd Degen/
welchen Er fuͤr jhnen entbloͤſſen muſte/ verwunderten ſich uͤber die ſau-
bere polirung/ wenn wir aber nach jhnen ſehen wolten/ entzogen ſie vns
jhre Geſichter/ gleich wie Galatea den Dametas beym Virgilio:
Ecl. 3.
Malo me Galatea petit laſciva puella,
Et fugit ad ſalices, & ſe cupit ante videri.
Zu letzt als der verſchnittene Perſiſche Freywerber nach gewohn-
heit auch dahin kam/ wurde die Thuͤr zum Frawenzimmer eylend ver-
ſchloſſen/ vnd ließ ſich keine mehr ſehen. Wir namen darauff bald vn-
ſern Abſcheid/ vnd giengen die Tartariſche Stadt zubeſehen/ Da vns
dann etliche ſchoͤne junge Tarterweiber in allerhand gefaͤrbten Hemb-
den begegneten/ vns vngeſcheut angrieffen/ auch nicht ehe fuͤrder gehen
laſſen wolten/ biß ſie vnſern Habit wol betrachtet hatten.
Den 6. Dito hat der Cuptzi vnſern Geſandten ein Schreiben/
ſo der Gubernator zu Derbent jhm auff das von Aſtrachan den 25.
Sept. abgegangene zur Antwort ſolte geſchickt haben/ leſen laſſen/
in welchem der Sultan ſich hertzlich uͤber vnſer Ankunfft erfreuete/ vnd
ſolte der Cuptzi ja nicht ehe kom̃en/ biß Er vns zu Waſſer mit braͤchte.
Den 17. dieſes/ kam vnſer Perſiſche Translator Rustan von der
Dageſthaner Graͤntze wieder mit Bericht/ daß die Perſer nicht alleine
die Camele vnd Wagen wieder zuruͤcke/ ſondern auch alles Holtz vnd
Strauch/ ſo ſie in boͤſen Wegen gebrauchet/ mit ſich genommen hetten.
Wurde derwegen beſchloſſen daß wir ferner zu Waſſer gehen wolten.
Den 8. dieſes/ ſchickte des Muſſals Mutter an die Geſandten jh-
re Præſenten, als nemblich 2. Schaff/ 50. Huͤner ſampt andern
Victualien vnd Getraͤncke; Jtem der Oberſte Canceler der Ruſſen
1. Schaff/ eine halbe Tonne Butter/ vnd ein Faͤßlein Meth. Nach-
mittage kam der Muſſal den Geſandten zu valediciren, brachte auch
mit ſich einen Dageſthaniſchen Myrſa, ſo des regierenden Fuͤrſten von
Tarku Bruder/ hatte uͤber einem ſchlechten Kleide einen zottichten
Filtz Mantel/ gleich den andern gemeinen Tartern/ gab vor daß Er
vns biß zu ſeines Bruders Reſidentz nach Tarku zu convoiren ge-
kommen wehre/ war trutziges Gemuͤhtes/ verdroß jhm/ daß man ſich
gegen dem Muſſal freundlicher vnd familiarer als gegen jhm anſtel-
lete/ wolte nicht ſtehend die Geſundheit des Großfuͤrſten Beſcheid thun/
als aber der Muſſal jhn zum Auffſtehn ferner noͤtigte/ vnd fragte; Ob
Er wol wuſte in weſſen Lande er jtzo wehre? gab Er trutzig zur Ant-
wort; Er zweiffelte ob Er in des Großfuͤrſten oder ſeinem eigenen
Lande wehre/ fieng an mit dem Muſſal zuzancken/ daß ob derſelbe wol
in ſchoͤnen Kleidern einher gienge/ wer Er doch nur des Großfuͤrſten
Schlave. Er aber in ſeinen ſchlechten Kleidern ein freyer Fuͤrſt/
vnd niemand als Gott vnterthan/ wolte des Großfuͤrſten Geſundheit
gar nicht trincken/ ſtund auff vnd fuhr darvon. Seine Diener hatten
vnſerm Paſtor einen ſilbern Leffel vnd Meſſer entfuͤhrt/ vnd von mei-
nem
Eines Dage-
ſthaner Tar-
ters Trutzig-
ken.
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